"Tonight it's Kava time!" Über die Gesichter der Fidschianer huscht ein Lachen, das schwer zu deuten ist. Ist es listig, verschwörerisch oder verhalten überschwänglich? Jedenfalls wird diese Einladung von einer Handbewegung begleitet, die über den Bauch streicht und uns ermahnt, beim Essen noch etwas Platz für den Kava zu lassen. Wir sind sieben am Tisch: ein australisches Paar, eine Brasilianerin und ein Italiener, die gemeinsam ebenfalls in Australien leben, eine amerikanische Reise-Schriftstellerin aus New York und wir beide. "Oh my God", die Amerikanerin versucht wenigstens, leise über den Tisch zu rufen, "Kava, it tastes like dirty water!"
Ganz unrecht hat sie nicht. Der Kava ist wässrig, erdig und hinterlässt ein leicht taubes Gefühl auf Zungenspitze und Lippen. Dieses uralte Getränk der südpazifischen Inseln ist alkoholfrei und besteht nur aus der fein gemahlenen Wurzel des Rauschpfeffers - gut vermischt mit Wasser. Der Kava hält den Kopf klar und entspannt den Körper. Er nimmt Angst, Unruhe und wird nicht einfach nur getrunken. Er wird in einer Zeremonie gemeinsam erlebt: Wir sitzen am Boden, nehmen der Reihe nach die halb gefüllte Kokosnuss-Schale mit einem herzlichen "Bula" (Hallo) entgegen und trinken - einer nach der anderen. Immer wieder wird die Schale beiseite gestellt. Dann werden Lieder gesungen und Geschichten erzählt.
Die Kava-Zeremonie gab es in alten Zeiten immer dann, wenn die Honoratioren eines Dorfes oder die Ortschefs zusammenkamen, um die für das Zusammenleben wesentlichen Themen zu besprechen oder auch Konflikte zu lösen. Da setzte man kluger Weise auf die entspannende und angst-nehmende Wirkung des Kava. Wer also meint, die globale (oder auch städtische) Politik könne von den kleinen Südsee-Inseln nichts lernen, irrt gewaltig. Wünschen wir uns nicht eine Politik ohne Angst? Mehr Kava täte der Welt gut.