Wir brechen im Morgengrauen in der Nara-Bucht auf. Das Boot muss am frühen Vormittag im Hafen von Airlie Beach zurück sein. Wir schaffen es rechtzeitig. Jetzt stehen unsere Rücksäcke erstmals wieder an Land, am Straßenrand. Wir wollen in den Süden und entscheiden uns für einen Mietwagen. Fünf Tage werden wir uns Zeit nehmen - für die gut 1000 Kilometer nach Brisbane und ein klein wenig Verweilen. Keine Stadt, kein Dorf, kein Gasthaus. Nur vereinzelt kleine Farmhäuser mit endlos viel Land. Ab und zu ein "Fuel & Food" in Wellblech. Es ist nach Mittag. "Sie haben wirklich noch Frühstück?" "Ja, Frühstück gibt es bei uns immer." Speck, Eier, Kartoffel. Wir lassen uns vorsichtig in die Plastikstühle fallen. Straßenarbeiter fragen nach dem Klo-Schlüssel, Kinder kaufen Schokolade. Draußen sitzen zwei Gangmitglieder von den "Rebels Australia" auf ihren Harleys und trinken Mineralwasser.
Wieder hinaus auf die linke Fahrbahnseite, vorbei an Zuckerrohrfeldern, Brachland und Rinderherden. Die Straße ist gesäumt von toten Wallabies. Wir nähern uns Rockhampton, Australiens Rindfleisch-Hauptstadt - wie uns Plakate erklären. In einer Tankstelle liegt das "Farmer direct" zur freien Entnahme auf - Australia's largest circulating statewide rural catalogues. Darin findet sich alles, was ein Farmer braucht: Gabelstapler, Drillbohrer, Kettensägen, Hörgeräte und ein Handy, das nur telefonieren und keinen Nonsense kann - so verspricht es das ganzseitige Inserat. Ich blättere bis zum Ende und finde die Buchrubrik: "Home Sausage Making", "Basic Butchering" und "Chicken Health Handbook" sind die Bestseller.
Spät am Abend - ständig in Acht vor Kangaroos, die über die Fahrbahn springen - erreichen wir "Town of 1770". Captain Cook betrat hier das zweite Mal Australien - im Jahr 1770. Darüber freute man sich immerhin so sehr, dass man diese Handvoll Häuser an der Küste danach benannte. Die "Queensland Historical Society" freute sich auch - ein wenig jedenfalls - und errichtete draußen auf dem Round Hill ein Cook-Denkmal, das ebenso bescheiden ist, wie es Cook selber war. Es ist eine kleine Steinpyramide mit einer Gedenktafel: "Under the Lee of this Point Lieutenant James Cook landed on 24th May 1770." Auf ein Portrait oder eine Büste hat man verzichtet. Inmitten von Surfern, Rindfleisch und Tauchern bleibt Cook doch ein Fremder. Er war damals fremd, und er ist es heute.