Das Leid mit der Leitkultur des Thomas de Maizière

Ob freiwillig oder auftragsbezogen zum Kanonenfutter degradiert, in jedem Fall hat sich Thomas de Maizière als Stichwortgeber für den populistischen Kleingeist keinen Gefallen getan. Wer für sich, respektive für seine Partei, in Anspruch nimmt, die Aufgabe der Gallionsfigur im zuweilen unkultivierten Politikbetrieb zu übernehmen, der muss damit rechnen, ins Kreuzfeuer der Kritik zu geraten.

Dass das Thema Leitkultur just im Wahlkampfjahr in so merkwürdiger Weise ans Licht der Öffentlichkeit gerät, offenbart den Adressaten der Botschaft.

Jun Ren https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/21/Jun_Ren%2C_%22Freezing_Water%22%3B_Sculpture_Biennale%2C_Vancouver_2010_%284375451750%29.jpg

Keine Frage, es steht Jedem und Jeder von uns frei, seine/ihre persönlichen Tugenden und Vorlieben zu Markte zu tragen.

"Es braucht eine verbindende Rahmenkultur. Leitkultur genannt, meint sie nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern das Fundament unseres Zusammenlebens".

So ein Zitat von Blume, Singhammer und Kretschmer - Abgeordnete der CDU/CSU im Deutschen Bundestag. (ZEIT 30.09.2016)

Nein - es braucht keine Leitkultur! Weder von der CDU/CSU, noch von der SPD oder einer anderen Partei. Die grundlegenden Spielregeln unseres Landes sind im Grundgesetz und nachgelagerten Gesetzen klar und unmissverständlich geregelt. Basierend auf uralten Rechtsverordnungen und Vereinbarungen und eindeutigen Klarstellungen auf dem Berg Sinai.

Fundamente sind fest verankerte und statische Bodenplatten. Und das ist das Letzte, was Kultur gebrauchen kann.

Wer Wagner mag, der soll Wagner hören und wer Mangelsdorff schätzt, der soll dem Jazz frönen und gleiches gilt für Bach und Stockhausen. Da braucht es keinen geistigen Vorturner. Und da ist es unerheblich, ob es um Konzert, Literatur, Lebensentwürfe und Gesellschaftsbilder handelt. Es existiert keine Legitimation dies anderen vorzuschreiben.

"Kultur ist richtig umschrieben worden als Liebe zur Vollkommenheit; sie ist eine Studie der Vollkommenheit."

Dieses Zitat des englischen Kultur- und Literaturkritikers Matthew Arnold (1822 -1888) zum Kulturbegriff, charakterisiert den fortwährenden dynamischen Gesellschaftsprozess im Gegensatz zur fundamentalen statischen Leitkultur.

Wenn Armin Laschet dieser Tage bemängelt, dass es zu wenige Christen in der Politik gibt, so mag er das als CDU Mitglied für seine Partei beurteilen können. In jedem Fall wäre der erste Paulusbrief an die Korinther 5,21 eine gute Handlungsanweisung für Zukunftsideen. "Prüfet alles und das Gute behaltet".

Und dies würde Markus Söder nicht in den Verdacht des Populismus bringen, wenn er die Kirche auffordert sich aus der Politik herauszuhalten.Diese bevormundende Haltung Söders als Synodaler hinterlässt einen unguten Eindruck. Söder stellt einen nicht zu übersehenden Bezug zur AfD her, da die Delegierten auf dem Parteitag der AfD in Köln aufgefordert wurden, aus der Kirche auszutreten.

Der österreichische Schriftsteller Karl Kraus bemerkt dazu zur Demagogie :

" Das Geheimnis des Agitators ist, sich so dumm zu machen, wie seine Zuhörer sind, damit sie glauben, sie seien so gescheit wie er."

In der Tat, dem ist nichts hinzuzufügen.

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