Ist ihnen schon einmal aufgefallen, wie oft wir das Wort "Problem" zur Beschreibung von Situationen benutzen? Das ist ein Problem, problembehaftet, Problematik, problematisch, Alltagsproblem und deren stellvertretenden Synonyme und Ableitungen (z.B. Raunzen). Problem ist aus unserem Sprachgebrauch einfach nicht mehr wegzudenken. Semantisch betrachtet steht Problem dabei meist für eine Deckel-zu-Schwierigkeit, für die wir keine Lösung anzubieten haben oder anbieten wollen, die wir am liebsten samt Verantwortung weiterreichen möchten, die wir ins Regal des Vergessens stellen oder einfach zu bequem sind, sie anzugehen. Rundum also ein sehr negatives Wort. Gerne nutzen wir es um den Kern einer Aufgabe zu beschreiben, ganz besonders dann, wenn wir eine negative Umschreibung wie Krise, Katastrophe oder ein ähnliches Wort benutzen. Es ist eine Spirale der Unlösbarkeit.

Es scheint aber schier unmöglich, diesem Negativdenken zu entkommen. Tagtäglich hämmern seitens Medien, Politik, Arbeit und selbst im Privatleben, Satzgebilde auf uns ein, die so ziemlich Alles als problematisch beschreiben. Was vielleicht auch ein Grund ist, weshalb Depressionen so stark verbreitet sind. Selbst der positivste Mensch verlernt durch diese Indoktrination, sich einer Aufgabe durch Lösungsfindung zu stellen.

Die Crux an der Sache

Wer beispielsweise schon Management-Lehrgänge besucht hat, weiß, dass es im praktischen Leben eigentlich keine Probleme gibt, sondern lediglich Aufgaben bzw. Herausforderungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die nach einer Lösung suchen. Obwohl es für manche Menschen vielleicht nur nach Schönreden klingt, hat die dahinterstehende Denkweise einen tieferen Sinn, der sich in unseren Denkmustern wiederfindet. Während uns das Wort Problem leicht in eine gedankliche Sackgassen-Situation führt, beinhalten Worte wie Aufgabe oder Herausforderung den positiven Aspekt einer möglichen Lösung. Und Lösung in Verbindung mit Tun sind die eigentlichen Zauberworte! Aufgabe steht für den Ausgangspunkt, Lösung bezeichnet den schrittweisen Weg bis zum Endpunkt. Wer somit in Lösungen denkt, verführt seinen Denkapparat dazu, den Lösungsweg zu skizzieren - zu planen, und aufzuzeigen was der erste Schritt ist. Machen wir den ersten Schritt (Tun), ist der Rest nur noch eine logische Abfolge von Handlungen. Klingt einfach? Ist es im Grunde auch. Egal, vor welcher Herausforderung wir stehen.

Was muss sich jedoch ändern, damit wir vom "Problem" zur "Lösung" kommen?

Ein wesentlicher Faktor für die allgegenwärtige "Indoktrination" ist die hohe Verfügbarkeit von Informationen zum Tagesgeschehen durch das Internet. Während im Zeitalter der Druckschriften zur Steigerung der Auflagen der Slogan: "Bad News are good News!" besonders den Tageszeitungen Erfolge bescherte, ist dieser Slogan im digitalen Informationszeitalter zum Fluch geraten. Informationen zum weltweiten Tagesgeschehen überholen sich fast schon im Sekundentakt. News-Suchmaschinen wechseln Online-Zeitungsberichte in schneller Folge aus. Wer hier noch auffallen will, braucht starke Headlines. Katastrophen, Kriege, Tote ohne Zahl, werden oftmals mit wenig Rücksicht auf die Fakten und mit reißerisch formulierten Texten aufbereitet, nur um die Aufmerksamkeit des Lesers zu erregen. Und warum? Auflagezahlen bestimmen die Schaltfreudigkeit der Werbekunden und damit den finanziellen Erfolg eines Zeitschriftenverlages. Daran wäre auch nichts Verwerfliches (denn schließlich muss jeder leben), wenn dabei die Grundidee der Informationsverbreitung nicht so ins Abseits geraten wäre. Oder haben sie in einer Tageszeitung schon einmal auf der Titelseite Headlines wie: "Durchbruch in der Krebsforschung! Neue Therapie...", "Politik findet Lösungswege zur Bewältigung der ...krise", "...Regierung erzielt Fortschritte in der Konfliktlösung in...", gelesen? Nein? Aus gutem Grund. Negative Schlagzeilen haben eine schockierende Wirkung und rütteln an unserer Aufmerksamkeit. Im Endeffekt indoktrinieren wir uns selbst.

Der Weg - einerseits liegt es an der Themensuche und Aufbereitung von Informationen durch die Medien, welche Gewichtung sie Themen geben und welche moralische Verantwortung sie als verpflichtend betrachten. Zweitens liegt es sehr an uns Lesern, kritischer in der Informationsbeschaffung zu werden und dadurch auch die Motivation eines Mediums zu hinterfragen - "will mich dieses Medium tatsächlich informieren und mich bei der Meinungsbildung unterstützen?" oder "will es von mir nur in die Hand genommen werden?". Es ist daher auch nicht egal, ob sie in der U-Bahn oder in einem Warteraum die Zeit mit einem Boulevard-Blatt totschlagen, wenn sich dadurch ihre Gedanken in seelischer Übelkeit winden. Nehmen sie lieber ein interessantes Magazin/Buch/Comic in die Hand, dessen Inhalt ihre Stimmung hebt.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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