Wer schon ein wenig in die Jahre gekommen ist, erinnert sich sicher noch an die Geschmacks- und Markenvielfalt die der Lebensmittelhandel zu bieten hatte. Keine Schokolade schmeckte wie die andere und wenn man ein Markenprodukt in der Hand hielt, stand dahinter noch immer der Hersteller mit seinem Namen.
Mit der Jahrtausendwende brachte die EU-Öffnung den Konsumenten unzählige Produkte mehr, während die heimischen Hersteller die zunehmende Konkurrenz beklagten. Die Konsumenten freute es natürlich, kamen dadurch auch Produkte in den Handel, die Herr Müller und Frau Meier bis dahin oft nur aus dem Urlaub kannten. Aus Konkurrenz wurde echte Vielfalt und Mitbewerb.
Doch heute, an der Schwelle zum Jahr 2016, was ist daraus geworden?
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Global Player der Lebensmittelherstellung, wie Unilever, Nestlé, Kraft Food/Mondelēz usw. haben sich im Laufe dieser Jahre viele erfolgreiche Marken einverleibt. Die Marken blieben zwar weitgehend erhalten, doch wie es bei Konzernen eben so ist, setzt sich in der Produktion mit der Zeit auch die Rationalisierung durch. Ein zentraler Einkauf ist zwar ökonomischer, wirkt sich jedoch auf die Qualitäts- und Geschmacksvielfalt der Rohstoffe aus. In diesem Sinne werden auch Produktionen zusammengeführt und Rezepte „harmonisiert“. Den Konsumenten wird dies oft nicht oder nur wenig bewusst, da diese Prozesse in der Regel schleichend stattfinden oder gelegentlich unter dem Label „Neues Rezept“ ablaufen.
In den letzten Jahren sind jedoch auch die heimischen Supermarktketten auf diesen Zug aufgesprungen. „Hausmarken“ nennt man diese Produkte. Zu Beginn dieses Trends haben Ketten häufig noch Überproduktionen der Hersteller eingekauft und in ähnlicher Verpackung wie das Original, jedoch unter der eigenen oder einer speziellen Marke, an Herrn und Frau Österreicher vermarktet. Dieser Trend wurde zum etablierten Geschäftszweig, zumal sich dadurch auch der zwischengelagerte Großhandel zu 100% eliminieren ließ. Mit der Finanzkrise, als die Geldbeutel der Bürger immer leerer wurden und der Preisverfall zusätzlich Schwung aufnahm, wurden unter der Hausmarke auch noch Billigprodukte mit besonderem Spareffekt gelauncht. Blickt man jetzt in die Regale, ganz besonders in kaufkraftschwachen Zonen, dominieren Hausmarken- und Billigprodukte das Angebote. Die Regalflächen für echte Markenprodukte sind stark am Schwinden. Und aufgrund der bereits umgesetzten Produktmasse, sind es längst keine Überproduktionen mehr, sondern eigens hergestellte Produkte, für die man sich teilweise Hersteller sucht bzw. auch hauseigene Produktionen ins Laufen bringen kann.
Wer jetzt weiterdenkt, denkt richtig. Zu Beginn der Geschichte wurden Qualität und Geschmack eines Produktes noch durch den Markenhersteller bestimmt, während jetzt der Preis der bestimmende Faktor ist. Dass sich fallende Endkundenpreise zwangsläufig irgendwann auch auf die Qualität der Rohstoffe und Rezepturen auswirken, müsste jedem klar sein. Auf der anderen Seite wirkt sich dies auch als Sortimentsbereinigung aus, da dem Konsumenten bestimmte Produkte erst gar nicht mehr angeboten werden. Dies erzeugt einen sich immer schneller drehenden Strudel, in dem Markenartikel verschwinden. Im Gegensatz erhalten Hausmarkenanbieter immer mehr Marktmacht bei den Herstellern.
Wann immer Sie in Zukunft also vor einem Warenregal stehen, bedenken Sie, dass Ihre Produktwahl das „Artensterben“ von Markenherstellern beschleunigen kann. Und ist ein Markenprodukt vielleicht etwas teurer, hat dies wahrscheinlich sogar einen guten Grund. Nämlich den, Ihnen ein Produkt zu bieten, mit dem Sie wirklich zufrieden sind und nicht nur Ihre Brieftasche.
In diesem Sinne – Mahlzeit!