Russlands Präsident Putin hat vorerst geschafft, woran sich der Westen und seine Verbündeten nicht einmal richtig versucht haben. Um einen nachhaltigen Friedensprozess in Syrien in Gang zu bringen, hat Putin zuvor zum Teil tief verfeindete Mächte an einem Tisch versammelt. Iran und Saudi-Arabien versuchen im Sinne einer einenden Vision für einen über Syrien hinausgehenden Nahost-Frieden eine erste Annäherung, und sogar die USA kann den Iran als Gesprächspartner akzeptieren. Die Türkei, die USA und andere Gegner Baschar al-Assads sehen mittlerweile in diesem international geächteten Staatsmann einen vorübergehenden Garant für die politische Stabilität Syriens, bis die Region soweit befriedet ist, dass in Syrien Neuwahlen stattfinden können. Inwieweit Baschar al-Assad auch danach noch Syrien führen wird, hängt wohl sehr von seiner jetzigen Kooperation bei der Friedensschaffung und dem der Fähigkeit zur Vergebung von Syriens Bevölkerung ab.

Doch wie kann ein länger andauernder Frieden bewirkt werden? Beobachtet man Russlands militärisches Vorgehen, wird schnell offensichtlich, dass alle militanten Gegner Syriens ins Visier russischer Initiativen geraten sind. Unabhängig davon, ob es sich dabei um den IS oder auch nur um mehr oder weniger "moderate" Rebellengruppen handelt. Diese Taktik macht durchaus Sinn. Die syrische Armee muss sich nicht mehr so sehr an unzähligen Fronten verzetteln und gewinnt gleichzeitig Verbündete im Kampf gegen den IS und andere Terror-Milizen. Die mittlerweile unüberschaubare Zahl an Feindbildern reduziert sich mit jedem neuen Waffenstillstand. Schaffen es der Iran und Saudi-Arabien (Schiiten/Sunniten) auch noch zu einem dauerhaften Dialog, könnte dies einen überregionalen Friedensprozess ins Leben rufen, von dem u.a. auch der Irak profitieren würde.

Welche Rolle kommt in diesem Szenario dem Westen zu? Allen voran die USA müssen ihre militärischen Engagements im Nahen Osten schrittweise zurückschrauben, womit auch Waffenlieferungen gemeint sind. Nur die militärische Unterstützung einer Friedenssicherung und allenfalls auch die Bekämpfung von den regionalen Ländern allgemein anerkannten Feinden wie den IS, Al-Nusra etc. können das Ziel sein. Beispielsweise Assistenzeinsätze bei der Schaffung von Sicherheitszonen, in die Flüchtlinge in einem ersten Schritt heimkehren können, als Mediatoren, Wiederaufbauhilfe zerstörter Infrastrukturen und Wohngegenden (durchaus auch von Syrien mitfinanziert, um Wiedergutmachung bei jenen Ländern zu leisten, die Unsummen für die Flüchtlingshilfe aufbringen mussten), könnten Aufgabenszenarien sein. In Europa lebende Flüchtlinge können zwischenzeitig über gezielte Schulungen für Wiederaufbautätigkeiten oder z.B. medizinische Ausbildung in Trauma-Psychologie bzw. Rehabilitation von Kriegsversehrten, zusätzlich zu einer baldigen Rückkehr motiviert werden.

Im Sog einer echten Friedensbemühung wird Geld eine große Rolle spielen, da wie gesagt Infrastrukturen und Wohnmöglichkeiten neu errichtet, medizinische und soziale Grundlagen neu etabliert, und dazu natürlich eine funktionierende Ökonomie auf regionaler Ebene eingerichtet werden muss. Soll sich daraus ein nachhaltiger Wohlstand entwickeln, werden sich die Länder des Nahen-/Mittleren Ostens und der Westen erstmals wieder auf Augenhöhe entgegentreten müssen. Nicht das Vorhalten von Fehlern, sondern die Schaffung von Vertrauensgrundlagen lautet die Prämisse.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:16

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