Solche Fragen: ob die Bundesregierung uns 2015 über die Flüchtlinge belogen hat oder ob sie selber planlos vorgegangen ist, kann keiner von uns beantworten. Aber schlimmer noch: trotz sehr guter Quellenlage kann sie überhaupt niemand je beantworten. Sich durchkreuzende Motivationen und Intentionen, sich widersprechende Nachrichten und Rechtslagen, allzu unterschiedliche Protagonisten lassen einen argumentativen Jungle entstehen, den niemand je wird lichten können. Allein die einzige Frage, ob die CDU eine christliche oder pragmatische Partei ist, lässt sich nicht beantworten.
In diese peinliche Lücke der Antwortlosigkeit stoßen seit Jahrtausenden die Besitzer von allerlei Wahrheiten, unumstößlichen Fakten,
Es ist also scheinbar so, dass unsere Antworten auf die Frage nach der Lüge oder der Planlosigkeit ganz unabhängig von allen Wirklichkeiten bei uns schon durch unsere Lebenseinstellung feststehen. je länger wir leben, desto schlechter sind wir beraten, bei allen neuen Problemen die Einstellungen unserer Eltern zur Lösung heranzuziehen. Dies geht nur im Kleinkindalter. Später ist die Differenz zwischen dem elterlichen, bewährten Lösungsansatz und den Bedingungen des Problems zu groß, als dass der konservative Lösungsansatz richtig sein könnte.
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Schon in die richtige Richtung, ins Gestern, verweist die erste Quelle, die einen sehr großen Einfluss auf uns hat. Das müssen nicht die Eltern, das können auch Lehrer gewesen sein, bei Studierten ein charismatischer Professor, ein sehr gutes Buch. Immer größer wird der Einfluss populärer und populistischer Literatur. Unendlich groß ist die Zahl zum Teil sehr gut gemachter Zeitschriften und Magazine. Das Paradox besteht darin, dass wir unserer ersten oder bevorzugten Quelle desto mehr glauben, je größer die Zahl der Medien insgesamt wird, dass also gleichzeitig unser fast blindes Vertrauen und unsere aggressive Ablehnung steigen.
Vielleicht wehren sich die von uns 'Rechten' genannten gegen den Begriff 'rechts', mit dem sie sich nicht beschrieben finden, weil sie in Wirklichkeit im Gestern stöbern, statt im Morgen. Im Morgen kann natürlich niemand suchen, aber das Heute ist dem Morgen jedenfalls näher das das Gestern. Das Festhalten am Gestern muss also nicht unbedingt rechtslastig, sondern kann auch ganz einfach zukunftsängstlich sein. Und es ist ja wirklich so, dass wir nicht nur das nächste Jahr nicht planen können, sondern auch nicht die nächste Woche oder Stunde. Die Planbarkeit erhöht sich auch nicht mit der Planerfüllung, denn jeder weiß, dass jedes Leben, jedes Land, jeder technische Prozess unvorhersehbar und jäh gestört, unterbrochen oder beendet werden kann. Das Merkwürdige ist, dass schon einer der großen Denker der Bibel, der legendäre König Salomon, diese Vergänglichkeit zum Ausgangspunkt seines oft pessimistischen Weltbildes gemacht hat. Er war wohl wie sein Vater kein law-and-order-Mann, schon wegen ihres Lebenswandels kommen sie beide dafür nicht in Frage, aber andererseits war Salomon auch kein blauäugiger Optimist, er hätte auch gut ein so genannter rechter werden können, wenn nicht sein kontraproduktives verhalten besonders den Frauen gegenüber gewesen wäre. Wir wollen damit nicht sagen, dass Rechte die Gesetze einhalten (Kanther-Syndrom), sondern nur, dass sie Wert darauf legen für gesetzeskonform gehalten zu werden. Hitler hat seinen angeblichen Vegetarismus, Frauke Petry ihre fünf vernachlässigten Kinder in die Waagschale gelegt. Hitler gilt heute als der Inbegriff, das Synonym für Unmoral, Petry wird auch nach dem fünfzehnten Kind nicht Bundeskanzlerin. Sophie Charlotte, das ist jene mecklenburgische Prinzessin aus Mirow, die mit Georg III. von England verheiratet war und eine immer gut gelaunte und sehr gebildete Königin wurde, befand sich nach ihrem fünfzehnten Kind auf dem Gipfel ihrer Beliebtheit. erst als ihre großen Söhne auf dem Heiratsmarkt mit Gold und Geld um sich warfen, sank ihr Stern so tief, dass ihre Kutsche mit Steinen beworfen wurde.
Ebenso wie im Gestern bleiben viele Menschen bei der gegenständlichen Kunst stehen. Sie wollen Abbildungen. Auch bei Fotos verstehen sie eigentlich nur sich. Die Auflösung der Kunst begann aber mit der Inflation der Dinge. Es gibt so viele Dinge, dass wir sie nicht mehr wahrnehmen können. Und deshalb begann die Kunst uns Eindrücke, Verpixelungen, geometrische Formen, Farben und gänzlich neue Zusammenhänge von Elementen als Mischung von Traum und Wirklichkeit uns vorzuführen. Die Fasslichkeit jedoch bleibt in der Diktatur und der gegenständlichen Kunst scheinbar erhalten und findet ihren konzentriertesten Ausdruck im Selfie. Ich kann die Welt nur durch mich selbst festhalten.
Die abstrakte und expressionistische Kunst hatte aber die lange Steinzeit hindurch schon einmal Hochkonjunktur, so dass man sagen kann, dass die gegenständliche Kunst eher die Ausnahme ist. Eigentlich beginnt Kunst bei der Nichtgegenständlichkeit. Die Elemente der Kunst sind auf der einen Seite die Metapher, auf der anderen das Ornament, beide stehen nicht gerade für buchstäbliche oder fotografische Detailtreue.
Es gibt noch eine weitere Argumentengruppe, die keinesfalls außer acht gelassen werden darf. Die Regierung handelt immer fürsorglich, schon um die nächste Wahl zu überstehen. Sie versucht also alle Ereignisse auch im Sinne der Konjunktur zu verstehen und möglichst auch zu beeinflussen. Zwar wird der Einfluss der Politik auf die Wirtschaft oft überschätzt, aber andererseits gibt es bekannte und hochwirksame Beispiele für das Eingreifen der Politik in den Markt, wie New Deal in den USA und die Stützung der Großindustrie durch Aufrüstung im Dritten Reich. Diese Beispiele dienen als Vorlage für den Glauben an die ökonomische Kompetenz u d Wirkmacht der Politik. Es kann also sein, dass die Bundesregierung in der Flüchtlingskrise sogleich die keynsianische Chance der Umlenkung staatlicher Geld zur Konjunkturbelebung gesehen hat, was von der traditionell und bekanntermaßen wirtschaftlich inkompetenten Rechten sofort als 'Flüchtlingsindustrie' diskreditiert wird.
Politiker haben zwar oft eine akademische Bildung, sind aber selten wissenschaftlich tätig. Politik ist wohl eher die Kunst nur der Kompromisse, sondern auch der Balance zwischen den verschiedenen Interessen. Hätte die Bundesregierung im Sommer 2015 gegen die Flüchtlinge optiert, wäre die Zahl der Gegner ungleich größer gewesen. Die Rechten hatten ein comeback, das zwar medienwirksam war, aber sich nirgendwo mit ernstzunehmenden Mehrheiten kreuzte.
Die Wahl oder besser die Vorwahl besteht also darin, dass ich von vornherein die optimistische oder die pessimistische Sicht wähle. So sehen wir dann die Welt, meist ein Leben lang. Und so agieren wir solange wir können. Und dann werden wir einst tagsüber auf eine Parkbank gesetzt und bleiben immer noch das, was wir waren: offen oder verschlossen, verkniffen oder freundlich.
Die wirkliche oder wahre Antwort heißt Liebe oder wenigstens Vertrauen, heißt Traum und Kunst und Gunst statt Hass und Verbitterung und Mord und Totschlag.