Am 06.11.2016 konnte man eine Auseinandersetzung bei Anne Will verfolgen, die von allen Seiten falsch geführt wurde. Die radikale Islamistin Nora Illi und drei weitere Muslime standen gegen einen Herrn Bosbach von der CDU und führten eine ins Leere gehende Debatte. Während Frau Illi die Niquab über den Klee lobte, kämpften die anderen Protagonisten einen verbissenen Kampf für das Recht der Frau auf leichte Kleidung. Die unversöhnlichen Gegensätze offenbarten wie in einer Parabel die Weltlage. Unter dem Banner der Frauenrechte, die besonders darin bestehen, sich sexy zu kleiden, kämpfen die USA gegen den Islamismus während auf der anderen Seite verblendete Gotteskrieger zum Dschihad aufrufen.

Ich muss zugeben, dass mir die Debatte langsam gehörig gegen den Strich geht. In der Sendung von Anne Will konnte man aber erstmals eine radikale Muslimin sehen und hören, die in voller Verblendung und radikalem und glühendem Fanatismus die Vorzüge der islamistischen Ideologie vertrat. Das war interessant, wenn auch nicht abendfüllend. Die vom Punk zum Islam konvertierte Radikale saß in Vollverschleierung in der Runde, die zu 90 % aus Muslimen bestand. Nur Herr Bosbach von der CDU ist Christ und wurde deshalb auch geduldet. Anne Will versuchte Licht ins Dunkel der Gegensätze zu bringen, was man ihr nicht vorwerfen kann. Wenn man schon über Verschleierungsverbote und ähnliches spricht, muss man auch diejenigen hören, die so etwas zu ihrer Lebensmaxime erhoben haben. Ich möchte, im Gegensatz zu meiner Sendeanalyse über Maybritt Illner, hier nicht auf jedes Detail eingehen. Ich möchte mich eher grundsätzlich mit dem Thema auseinandersetzen.

Was mich mittlerweile wirklich aufbringt, ist die völlig falsch geführte Debatte. Es kann einem vorkommen, als wäre die ganze Welt wahnsinnig worden. Es kann doch nicht ernsthaft das einzige Argument der westlich geprägten Politiker und Journalisten sein, dem radikalen Islam und auch dem Islam an sich, den einzigen Vorwurf zu machen, der in der fehlenden Akzeptanz von schamlosem Sex und dekadenter Begierde besteht. Glaubt der Westen wirklich, dass es ein Fortschritt der Menschheit ist, dass ab Mitternacht auf jedem Kanal sich käufliche Damen rekeln und die Zuhälter im Westen zu den am besten verdienenden „Kaufleuten“ gehören? Schämt sich unsere Kultur nicht, dass unter dem Deckmantel der Emanzipation der Frau dem Islam nichts anderes entgegengehalten werden kann, als das Recht jeder Frau auf einen Minirock?

Es ist bezeichnend für den Zustand unserer Kultur, dass wir nur noch in absoluten Extremen denken, die beide nicht ansatzweise dazu taugen, die Realität zu erklären und zu beschreiben. Es scheint fast, als würde sich jedes Extrem aus jeder Kultur das Schlechteste und Verwerflichste heraussuchen und dies dann zur Maxime der Richtigkeit erheben. Es ist doch kein Fortschritt der Menschheit, wenn der Menschenhandel mit Frauen, die Vermarktung der Frau als Sexobjekt in Medien und Kultur, die Prostitution weiter Teile der Bevölkerung immer mehr anwächst. Es ist im Gegenteil ein erschreckender Fakt der zunehmenden Entmoralisierung. Ein Akt der Dekadenz und der Sünde. Wenn die romantische Liebe lange der käuflichen Liebe gewichen ist, wenn Werte wie Anstand, Moral und Scham immer weniger eine Rolle spielen. Nun sollen die westlichen Ideologen doch nicht sagen, dass diese Enthemmung der Frauenwelt irgendeinen Fortschritt erwirkt hat. Es gab immer Prostitution. Das Laster hatte immer einen Platz und fand immer einen Weg unter dem Kanal. Das ist aber auch nicht weiter schlimm. Es wird aber dann bedenklich, wenn dieses Prinzip nicht verschwiegene und geduldete Randerscheinung ist, sondern zum bestimmenden Identifikationsmerkmal einer Kultur entartet. Es ist doch keinem Muslim zu verdenken, wenn er dieses Ideal für bedenklich hält. Ganz im Gegenteil liegt es doch nur an der zunehmenden Morallosigkeit der christlichen Amtskirchen, die diesen Verwerfungen immer mehr die Tür öffnen, dass man in den westlichen Zivilisationen die Emanzipation der Frau mit ihrer Entwertung zum Sexmonster verwechselt. Ich bin ein westlich geprägter Mensch. Ich habe nichts gegen einen Minirock. Ich habe aber auch nichts dagegen, wenn eine Frau keinen trägt. Jetzt werden die westlichen Protagonisten gleich sagen, dass es eben diese Freiheit ist, die die emanzipierte Frau hat. Dass sie sich eben entscheiden kann und niemand ihr da reinredet. Dann sage ich nun etwas Provokatives: Es würde nichts schaden, wenn mal einer den immer mehr moralisch entgleitenden Damen da einmal hereinreden würde. Es würde nichts schaden, wenn man in den postfeministisch emanzipierten Hochburgen einmal die Debatte um die Frage eröffnen würde, ob es wirklich zum Bild einer modernen Frau gehört, dass sie halbnackt durch die Straßen läuft. Die Sexualität ist doch deshalb nicht befreiter. Im Gegenteil sind die Scheidungsquoten im Westen exorbitant groß, die Fertilität gering und die intergeschlechtlichen Konflikte exorbitant hoch. Es muss erlaubt sein, die Frage zu stellen, ob es wirklich ein Fortschritt ist, wenn Frauen Atomsprengköpfe zünden dürfen, Kampfjets fliegen und als Soldaten, in Elitekampftruppen und als Folterknechte arbeiten. Meinem Bild der holden Weiblichkeit entspricht das nicht. Dem westlichen schon.

Auf der anderen Seite sitzt da eine Ideologin, die nun aus einer extrem anderen Ecke argumentiert, die mindestens ebenso krank ist. In völliger Verkennung aller Grundlagen des Terrors des Islamistischen Staates, verbreitet die Radikale in aller Ruhe und epischer Breite Propaganda. Sie wird nicht gestört, wenn sie die Gräueltaten des IS verharmlost und schönredet und sie darf sich in aller Breite der Verherrlichung einer martialischen Kultur widmen. Die Gegenargumentationen der vermeintlich liberaleren Muslime haben mich absolut nicht überzeugt. Immer wieder hörte man, dass man doch den Minirock nicht verbieten kann und auf der anderen Seite hörte man, dass die Niqab ein Symbol der Befreiung der Frau aus Schande und Unterdrückung ist.

(Aus dem E-Book: Die radikal islamistische Sprechstunde der Anne Will, Deutschland, Roger Reyab, 2016)

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