... bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes...
Ich war noch nicht 10 als ich meine Großmutter diese Zeilen vor dem Gottesdienst habe sagen hören. Dabei drang besonders das "in der Stunde unseres Todes" in mein Denken ein. Den ganzen Gottesdienst lang musste ich über die Stunde unseres Todes nachdenken - das hat sich bis heute nicht geändert. Man sucht es sich nicht aus - man geht diesen Weg wen er zu gehen ist - ob man sich ihm ergibt oder ob man ihn bekämpft bis zu letzt - man geht ihn und begleiten wird uns dabei niemand. Und dabei ist es auch egal, ob man von goldenen Tellern gegessen hat, oder vom Boden.
Meine Großmutter ist diesen Weg bereits gegangen - es war ein sehr kurzer Weg, um so härter hat er mich getroffen. Ja - bitte für uns vor allem in der Stunde unseres Todes. Endgültig und unumkehrbar. Anfangs mit Widerwillen, dann mit Akzeptanz. Manchmal ist Liebe einfach nur loslassen können.
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Danke!
Manche Menschen wollen aber die Stunde selbst festlegen. Sie wollen nicht einfach warten. Sie haben bereits im Leben losgelassen. Das Leben will aber nicht. Es hält sie fest. Aus verschiedensten Gründen. Physische und Psychische. Schlimme, weniger schlimme. Sehr verzweifelte, oder aber sehr mutige entschlossene beschliessen diese Stunde für sich gegen den Willen des Lebens und gehen den Weg durch ihre eigene Kraft. Meine zweite Oma hat einfach aufgehört zu essen und zu trinken. Sie wollte nicht mehr. Viele nehmen andere Mittel dafür. Mein Onkel leitete Autoabgase ins innere des Wagens. Die Schwester meines Vaters hat sich erhängt, ein Schulkollege sprang vom Donauturm. Ein anderer hat sich mit dem Gürtel erhängt. Sie alle wählten die Zeit ihres Endes bewusst und mit viel Kraft.
Wer dies nicht mehr selber machen kann, der ist der Willkühr der Bestimmung ausgeliefert. So wie Gernot Fahl. Er wollte nicht mehr und musste dennoch. Bis er seinen Weg in die Schweiz gefunden hat, wo ihm sein Wunsch gewährt wurde.
Oder wie das Ehepaar, das die Stunde ebenfalls in der Schweiz bestimmt selbst bestimmt hat. Wie rasch diese Menschen den Tropf für den Giftcocktail öffnen hat mich erschreckt. Sie alle hatten aber etwas gemeinsam - sie waren bereits etwas älter.
Umsomehr hat mich der Fall der Noa Pothoven getroffen. Das Mädchen wurde in Holland mit 11 mit 12 und mit 14 von gleich von zwei Männern gleichzeitig vergewaltigt. Ich weiss nicht, wie so etwas passieren kann, dass einem Mädchen so oft durch verschiedene Individuen passieren kann. Und ich weiss nicht, wie man so etwas aushalten hätte können. Wieso ihr keiner helfen konnte. Warum sie nicht gleich um Hilfe gerufen hat, sondern jahrelang schwieg. Was immer wirklich passiert ist. Das Mädchen hat mit 17 beschlossen, dass es für die Stunde ihres Todes Zeit geworden ist. Sie hat losgelassen, das Leben allerdings nicht.
"Sie litt unter ihrem kaputten Innenleben, schrieb sie, auch mehrere erfolglose Suizidversuche hatte sie hinter sich." - derstandard.at/2000104383023/17-jaehriges-Vergewaltigungsopfer-nimmt-Sterbehilfe-in-Anspruch
Danach hat sie sich an die Sterbeklinik gewendet und wurde abgelehnt. Sie müsse bis 21 warten. Das war ihr zu lange. Die seelische Qual zu schlimm. Angerichtet von Pychopathen und ihrer unkontrollierten Lust und ihrer Unfähigkeit die Folgen ihres Handelns zu erfassen. Das Mädchen wurde davon von innen aufgefressen.
Noa hörte auf zu essen und zu trinken (die Eltern hörten mit der künstlichen Ernährung auf). Eine Woche später verabschiedete sich von ihren Eltern und Freunden zuhause im Bett in dieser Stunde und ging diesen einen letzten Weg danach alleine weiter. Entschlossen. Zufrieden. Ruhig. Ich hoffe sie fand den Frieden - mit 17 Jahren!
"Nach Jahren des Kämpfens ist es vorbei", schrieb Noa laut dem "Limburger" auf Instagram. Man habe entschieden, sie loszulassen, weil "mein Leiden unerträglich geworden ist"
So ließen dann alle los - ihre Eltern, sie selbst und dann auch das Leben. Ich bleibe ungläubig und fassungslos zurück.
https://derstandard.at/2000104383023/17-jaehriges-Vergewaltigungsopfer-nimmt-Sterbehilfe-in-Anspruch