Das Schlaraffenland wird zusammenbrechen.

Ein reduziertes Leben – das weiß ich aus eigener Erfahrung – ist qualitativ hochwertiger als ein Lebensstil der Verschwendung und des Überflusses, und man begreift viel besser, was es eigentlich bedeutet „zu leben“. Wir sind dann mit unserem Boden, mit der Erde, verwurzelt und können der Natur, die uns nährt, die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdient hat.

Bei jedem Ding, das wir uns anschaffen möchten, sollten wir zuerst gründlich fragen: „Was ist das, woher kommt es, und wie viel Energie wurde verbraucht, damit dieses Ding hier im Laden stehen kann? Und: Brauche ich das wirklich?“ Dann würden wir in vielen Fällen andere Entscheidungen treffen. Solange wir diese Denkweise nicht in unsere Köpfe lassen, wird sich relativ wenig auf dem Planeten ändern. Und wenn wir die Dinge nicht ändern, dann werden sie sich von selbst ändern, weil das Maß irgendwann voll und das Spiel vorbei sein wird. Allerspätestens dann heißt es für jeden einzelnen von uns: „Leb wohl, Schlaraffenland!“

Das Schlaraffenland wird wie ein Kartenhaus zusammenbrechen und wir werden auf uns selbst zurückgeworfen sein. Ich hoffe insgeheim mit Blick auf unsere Kinder und Enkel, dass es so kom-men wird. Ich glaube aber auch, dass bis dahin einige sehr – wirklich sehr! – schwierige Phasen auf uns zukommen werden. Wir werden letztendlich für unseren Lebensstil im Überfluss bezahlen. Es wird zunächst zu noch mehr Fremdbestimmung kommen, da die wirtschaftlichen und politischen Institutionen natürlich alles daran setzen werden, zu verhindern, dass die Menschen wieder echte Eigenverantwortung übernehmen. Es wird noch mehr Regeln geben, noch mehr Überwachung. Der persönliche Freiraum wird immer kleiner werden, bis es für uns alle zu eng wird, und die Leute irgendwann nicht mehr umhinkommen, zu sagen: „Jetzt ist es vorbei! Jetzt leckt uns am Arsch.“ Und dann wird es im schlimmsten Fall krachen. Das sind keine schönen Aussichten, dessen bin ich mir bewusst. Aber wir werden die wirkliche Rechnung für unseren Konsum erst bezahlen müssen und ich hoffe, dass wir, also die Angehörigen unserer Generationen in den frühindustrialisierten Ländern, dafür geradestehen werden müssen und nicht unsere Kinder und der Rest der Welt. Das wäre nur gerecht. Denn eine Gesellschaft, die 50 Prozent der produzierten Lebensmittel jeden Tag in den Mülltonnen der Supermärkte verschwinden lässt und Tiere so schlecht behandelt, als wären sie leblose Waren, darf nicht ungeschoren davonkommen. Vielleicht werden wir früher als wir glauben Verantwortung übernehmen müssen. Spätestens, wenn das Wasser, in dem wir wie die Frösche schwimmen, kocht. Schmeißt man einen Frosch in einen Topf mit kühlem Wasser und erhöht die Temperatur langsam und sanft, bleibt er so lange im Topf, bis er kocht. Ich habe das noch nicht probiert, aber angeblich wäre das so. Schmeißt man ihn aber vom kalten Wasser in einen lauwarmen Topf, ergreift er sofort die Flucht.

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Petra vom Frankenwald

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