Der Fall eines êzîdîschen Mädchens, das 2014 im Rahmen der IS-Verbrechen entführt, versklavt und jahrelang misshandelt wurde, offenbart gravierende Missstände im türkischen Justizsystem und hat weltweit für Bestürzung gesorgt.

Die Geschichte des Mädchens beginnt 2014, als es im Alter von nur zwei Jahren während des IS-Völkermords an den Êzîden im Nordirak verschleppt wurde. Anas V., Nasir H. und Sabah Ali Oruc, die als IS-Mitglieder das Mädchen gefangen hielten, schmuggelten sie vier Jahre später, 2018, mit gefälschten Papieren aus Syrien in die Türkei. Statt Schutz erhielt das Kind dort einen Personalausweis, der es direkt in die Obhut der Familie Orucs brachte.

Im Jahr 2021, als das Kind neun Jahre alt war, versuchten diese Personen, das Mädchen im Darknet zum Verkauf anzubieten. Obwohl dies die Aufmerksamkeit der türkischen Behörden erregte, blieb ein angemessenes Eingreifen aus.

Anstatt die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und dem Mädchen den nötigen Schutz zu gewähren, entschied die türkische Justiz, das Kind an eben jene Familie zurückzugeben, die sie als Sklavin gehalten hat und im Darknet zum Verkauf angeboten hat. Laut Erkenntnissen der ezidischen Gemeinschaft handelt es sich bei diesem Mädchen sehr wahrscheinlich um ein ezidisches Waisenkind, dessen Angehörige beim Genozid ermordet wurden.

**Schockierende Rückgabe an die Täter**

Diese Entscheidung hat weltweit für Fassungslosigkeit gesorgt. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die türkischen Behörden scharf und werfen ihnen nicht nur Versagen vor, sondern auch, dass sie die Täter faktisch belohnten, indem sie ihnen das Sorgerecht für das Mädchen übertrugen.

„Dass ein Kind, das bereits solch unfassbares Leid erfahren hat, erneut in die Hände seiner Peiniger gegeben wird, ist unvorstellbar“, äußerte sich ein Sprecher einer internationalen Menschenrechtsorganisation.

„Die türkische Justiz hat damit ihre Glaubwürdigkeit in Sachen Opferschutz und Rechtsstaatlichkeit massiv in Frage gestellt.“

*Schützt die Türkei Kriegsverbrecher?**

Dieser Fall verstärkt den längst erhobenen Verdacht, dass die Türkei IS-Mitgliedern und deren Unterstützern als sicherer Hafen dient. Immer wieder wird die türkische Regierung beschuldigt, Kriegsverbrecher in ihrem Land gewähren zu lassen, anstatt sie zur Rechenschaft zu ziehen. Doch dass nun sogar ein Kind, das durch den IS entführt und missbraucht wurde, zurück an diese Täter übergeben wird, ist der absolute Tiefpunkt.

Die Tatsache, dass IS-Schergen nicht nur ungestraft bleiben, sondern sogar noch das Sorgerecht für ein Kind erhalten, das sie zu verkaufen versuchten, lässt an der Integrität des gesamten türkischen Justizsystems zweifeln. Wie tief reicht diese Verstrickung der Behörden? Und warum wird nicht gehandelt?

Die Entscheidung der Gerichte steht sinnbildlich für eine tiefgreifende Problematik im türkischen Umgang mit ehemaligen IS-Mitgliedern. Der Fall ist nicht nur ein individuelles Versagen, sondern wirft systematische Fragen auf:

Warum schützt die türkische Justiz Kriegsverbrecher und IS-Netzwerke?

Wie kann es sein, dass ehemalige IS-Kämpfer in der Türkei ein ruhiges Leben führen und weiter Menschenhandel betreiben, während ihre Opfer im Stich gelassen werden?

Was sagt es über ein Land aus, das Mitglied der NATO ist, aber offenbar lieber Kriminellen als unschuldigen Kindern zur Seite steht?

Dieser Fall ist nicht einfach nur ein Justizirrtum – er ist ein entlarvendes Zeugnis für ein System, das IS Terroristen schützt und Opfer verrät.

Menschenrechtsorganisationen und internationale Beobachter fordern nun eine umfassende Untersuchung und Konsequenzen für die Verantwortlichen. „Es darf nicht sein, dass Kriegsverbrecher ungestraft bleiben und die Opfer, insbesondere Kinder, erneut ihrer Sicherheit beraubt werden“, betonte eine Sprecherin der UN.

**Internationaler Handlungsbedarf**

Die internationale Gemeinschaft darf sich diesen unfassbaren Fall nicht länger tatenlos ansehen. Es ist an der Zeit, massiven Druck auf die türkischen Behörden auszuüben und sicherzustellen, dass Kriegsverbrecher nicht länger unter dem Schutz eines Staates agieren können, der Mitglied der NATO ist und angeblich für westliche Werte einsteht.

Dieser Fall ist ein Weckruf für alle, die noch immer glauben, dass die Türkei in der Lage ist, ihre Verpflichtungen als Rechtsstaat ernst zu nehmen.

Wenn der Schutz von Kindern, die Opfer von Kriegsverbrechen geworden sind, nicht gewährleistet wird, ist die Glaubwürdigkeit der türkischen Justiz endgültig erschüttert.

Das Schicksal dieses êzîdîschen Mädchens steht stellvertretend für das Versagen einer ganzen Justiz, die offensichtlich nicht bereit ist, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verfolgen.

Es geht hier nicht nur um die Sicherheit eines einzelnen Kindes, sondern um die grundsätzliche Frage, ob Kriegsverbrechen ungestraft bleiben dürfen. Staaten wie die Türkei müssen zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie Täter schützen und Opfer im Stich lassen.

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