Angebot-Nachfrage - Chaos auf Verkaufsportalen

Ich gestehe, ich bin ein großer Fan von Second-Hand-Kleidung und anderen gebrauchten Gegenständen, wie zum Beispiel Möbeln, Büchern und Konsolenspielen. Auch ich habe mir hin und wieder neue Klamotten gekauft, die mir nach zwei Tagen nicht mehr so recht gefallen haben, oder Möbel angeschafft, die in der neuen Wohnung plötzlich keinen Platz mehr fanden. Da ist es gut, dass es so etwas wie Willhaben, Kleiderkreisel und Co. gibt.

Wovon ich aber kein Fan bin, ist größtenteils der Aufbau dieser Portale bzw. ihre Nutzungsweise, wie sie sich mit der Zeit etabliert hat. Angebot dominiert hier definitiv die Nachfrage. Auch auf Facebook-Verkaufsgruppen kämpfen Posts um die meisten Likes und die beste Position in der Gruppe. Derzeit tummeln sich auf Kleiderkreisel über 260.000 Anzeigen. Durchstöbern, wie man es in Onlineshops von Einzelhandelsgeschäften tun kann, ist hier nicht mehr drin. Wer nicht gezielt etwas sucht, findet nichts. Und oft findet man auch nichts, wenn man gezielt sucht, da die Eingrenzungskriterien nicht selten mehrdeutig sind.

Es hat den Anschein, als würden diese Portale vor allem den Verkäufern eine ideale Plattform anbieten wollen, auf der sie ihre Produkte präsentieren können, egal, ob potentielle Käufer existieren. Natürlich fühlen wir uns, als Verkäufer, davon angesprochen. Sobald der Artikel nach wenigen Klicks online ist, sind wir dem Verkauf ein Stück näher gekommen – so fühlt es sich zumindest an. Wenn aber nach Monaten noch immer nichts passiert ist, sieht die Lage gleich anders aus. Der Grund: Man hat nicht das, was gesucht wird angeboten, oder - und was nicht selten der Fall sein kann - es anders präsentiert, als es gesucht wird. Biete ich einen Blazer an, schwarz, perfekt für jeden edlen Anlass, das Streifenmuster bei den umgestülpten Ärmeln anpreisend, werde ich dieses Stück kaum an jemanden verkaufen, der einen schlichten Blazer sucht mit geraden schwarzen Ärmeln. Natürlich kann der Käufer die Ärmel tragen wie er sie eben tragen möchte, aber das erste Foto zählt. Umgestülpte Ärmeln und der Artikel wird nicht angeklickt.

Ein Lösungsvorschlag für das Angebot-Nachfrage-Problem wäre, dass Verkaufsportale ihre Linie umkrempeln. Ein Upside-Down-Movement wäre angebracht. Der Suchende sollte in das Scheinwerferlicht treten und Suchanzeigen die klassischen Verkaufsanzeigen dominieren. Natürlich wäre das Problem der Begrifflichkeit und der Bestimmungskriterien wieder nicht geklärt, da ein gesuchtes Regal auch als gesuchter Raumtrenner angegeben werden kann. Aber Verkäufer könnten auf eine Suchanzeige für ein Regal auch einen Raumtrenner anbieten. Ein weiterer Vorteil: Das mühselige Abknipsen der Verkaufsgegenstände, das langwierige Texten und Abmessen wäre in den meisten Fällen wohl nicht mehr vergebens, da in Folge der Nachfrage erst das Angebot erscheinen würde.

Auch wenn dieser Vorschlag nicht jeden anspricht und die Nutzer von Verkaufsportalen nicht nach Hochladen eines Artikels sondern erst nach der passenden Nachfrage ein erstes Glücksgefühl empfinden würde, so wäre es doch ein Schritt in Richtung Chaosbeseitigung. Auch wenn ich liebend gerne gebrauchte Kleider trage, da sie so einen neuen Wert erhalten und ihr Leben nicht vorzeitig im Altkleidersammelcontainer beenden müssen, habe ich nur selten Lust nach dem einen passenden unter 260.000 Angeboten zu suchen. Meine Suchanzeige: Übersicht.

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Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:04

Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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