Advent, nichts Neues.

Die kleine Welt hierzulande ist noch kleiner geworden, sie ist auf Wahlkampfgröße geschrumpft. Jede zweite Schlagzeile, ist das dasselbe wie Überschrift? Auch egal, die Sprache hat sich eben so diesen Verkleinerungen angepasst, sich verstümmeln lassen und ich kann deshalb diesen täglichen Hasskram nicht mehr lesen oder hören. Also schlug ich mir vor, besuche doch einen Adventmarkt, den im Dorf, den vor der Haustür sozusagen. Weil bekanntlich im Licht so manch Liebliches erschreckend einfältig und reduziert aussieht, habe ich mit mir ausgemacht, ich gehe im Dunkel des Abends.

Im ersten Augenblick war ich ob des Anblicks verwirrt, bin ich am eigenen Adventmarkt vorbeigerauscht und in der Nachbarortschaft, aber dann bestätigte mir das vertraute, stinkfade, selbst im Dunkeln noch abweisende Grau des Gemeindeamtes zweierlei, ja ich war auf dem Adventmarkt in meinem Wohnort, doch sehen alle Märkte gleich aus. Die Hütten, dem Gott Mammon geweiht, waren neu, das Holz hell, das Angebot so altbacken wie jedes Jahr. Ich fragte mich unter den krächzenden Klängen eines überforderten CD-Players, sind die Buden genormt, gleiche Stellfläche, damit Einheitspreis und wem gehören die scheußlichen Gebilde aus Fichtenholz, der Gemeinde? Solche Fragen im Kopf schaffen kaum Adventstimmung, also Alter komm runter und schau dich um.

Verkaufen war die Zielsetzung, no na, und deswegen oder auch nur durch Zufall hatte das Standl vom Bäcker billige Armreifen, sogenannte Ojegeschenke. Der Beschenkte denkt sich, oje ich muss mich freuen und der Schenker, oje es war zu billig.

Danach kam gleich eine Bude in der aufgeschichtete Käselaibe versuchten, aus dem Dach zu wachsen, davor lagen fettig glitzernd haltbare Würste, Schwarten Speck eingeschweißt ruhten daneben, oh du selige, Überfressen bringende Weihnachtszeit. Was haben Grammeln mit Christkindl zu tun, eigentlich nichts, es sei denn, sie bringen für die Mindestpensionsbezieher Grammelknödel als Festtagsschmaus. Übrigens braucht‘s dann auch einen Schnaps dazu, nicht zu vergessen den Weinkonsum, und das gab es natürlich in der Vinothek. Ein Maronibrater ergänzte das Ensemble um einen Stimmungsversuch, auch eine Feuerschale, wie originell, eine Punschhütte um den Industriepunsch einzunehmen, und irgendwo verkauften sie kleine Kinderpullover, kein Spielzeug, na ja, Handys kann man nicht gut ausstellen, kein Christbaumschmuck, keine "Krapferln" oder Lebkuchen, auf einer Wand flimmerte überdimensional ein Disney-Weihnachtsfilm und und zwei müde Ponys trugen Kinder herum.

Es ist nicht immer alles NUR Blau oder Links oder Gut und Böse oder Misslungen und Gelungen. Deshalb auch noch das Gelungene: Ein Zelt in dem die Kinder mit Stroh basteln konnten, auf den Ballen saßen und mit roten Wangen eifrig klebten. In einem Durchgang standen Christbäume, mit großen Kartonsternen und auf diese hatten die Kinder der Volkschule ihre Gedanken über Weihnachten geschrieben, eine wirklich gute Aktion.

Zeit zu gehen, nach Hause auf den wahrlich besten Kaffee und abhaken, ich war dort gewesen, hatte nur einen Bekannten getroffen, eh klar, und festgestellt, in einer Einheitsgesellschaft schauen alle Christkindlmärkte gleich aus und die Besucher ebenso.

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