Bei allem Verständnis für das argentinisch-italienische Temperament: schön langsam folgt „der wilde Franz“ nicht mehr seinem friedfertigen Namenspatron von Assisi: Zuerst ein Faustschlag für jemanden, der seine Mutter beleidigen würde – das erinnert an Zinédine Zidanes legendären Kopfstoß, der ihm bzw. seiner Mannschaft den Weltmeistertitel gekostet hat, und jetzt Toleranz für das Schlagen von Kindern „solange deren Würde nicht beleidigt wird“ – gerade (6. 2. 2015, 14 h 20) in ORF-online gelesen – und flugs ist die Meldung schon wieder weg .... Ja hat sich denn noch immer nicht herumgesprochen, dass „Würde“ kein Synonym für Gesundheit ist?

„In bestimmten Fällen“ hätte der Papst die „handfeste“ Erziehungsmaßnahme gut geheißen, hatte die Meldung gelautet. Dass erinnert mich an die Medienberichterstattungen, in denen genüsslich Tätervermutungen ausgebreitet werden und am Schluss  „Es gilt die Unschuldsvermutung“ nachgestellt wird – wohl wissend, dass der durchschnittliche, des geduldigen Lesens ungewohnte Medienkonsument ohnedies nicht bis zum Schluss des Berichts durchhält.

Egal ob körperliche oder seelische Gewalt oder Demütigungen, Vernachlässigungen und überhaupt Nicht-ernst-nehmen von Menschen, egal wie alt sie sind: die Spuren davon sind dank der bildgebenden Verfahren in der Gehirnforschung am Computerbildschirm deutlich zu sehen – alles nachzulesen in dem Buch „Schmerzgrenze“ des Freiburger Neurobiologieprofessors Joachim Bauer. Dort erklärt er auch, wieso oft mit großer Zeitverzögerung die erlittene Gewalt weiter gegeben wird – und zumindest dass sollte uns stutzig machen.

Es reicht, wenn man deutlich Grenzen setzt – mit der Stimme, nicht mit Hand und Fuß.

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