Wir schreiben das Jahr, sagen wir mal 2063, jeder verkleidet sich täglich zum blutigen Monster und jeder trägt eine Waffe. Pro Tag hunderte tote Clowns – und das wäre noch das Sympathische an dieser endgültigen Amerikanisierung unserer vertrottelten Welt. Pikant wäre dann noch, wenn ein Zeitungsartikel das Binnen-I vergessen hätte. Das wäre dann der Aufmacher auf den Titelseiten der Kleinformate, neben dem schlechten Wetter.

Aber vielleicht haben diese Art Zeitungen dann ohnehin nur mehr Rufzeichen und Fragezeichen - neben, ober, unter schrecklichen Bilderchen. Und weiter: Ich verstehe dieses Mitspielen mit dem Sich-Zum-Monster-Verkleiden nicht, es ist mir suspekt. Es ist absolut grauslich, einfallslos, kulturlos. Leider sehe ich auch heuer wieder viele meiner Facebook- und Offline-Freunde in solcher Maskierung.

Nun denn:

Ich brauche keine Masken, ich habe Buchstaben – und werde euch damit tausendmal mehr Schrecken einjagen, als es eine kindliche Pseudoblutspur im Gesicht vermag. Ach ja: Im lesenden, hörenden Publikum sitze übrigens auch ich selbst, das ist das Teuflische (Göttliche?) an Texten.

All diesen HalloweenerInnen - da gibt es, mir unbegreiflich, auch eine sehr hohe Frauenanzahl -, die da mitmachen, sei gesagt: Anscheinend habt ihr euch noch kein einziges Mal tatsächlich mit euren vielen Masken beschäftigt. No na. Da wären nämlich Fratzen aus euch hervorgetreten, vor denen ihr euch so erschreckt hättet wie noch nie in eurem Leben. Ich aber habe das getan. Eine heftige, jahrelange Gesundung und Erleuchtung – und oft wollte ich es gar nicht so erleuchtet, grell geradezu.

Ja, in uns stecken viele gute Geister und böse Monster, also: bei mir ist das so. Ihr wischt eure Schminke wieder runter, ich lebe weiter mit beiden Anteilen. Jetzt höre ich die ersten rufen: „Aber das ist doch nur lustig, es ist Humor!“ Nein, liebe lesende Person, es ist oberflächlicher, dummer Spaß, es ist Amerika – und diese Art Spaß hat nur ein Ziel: Menschen schrecken. Das quadrierte Ad Absurdum erleben wir nun mit den Clowns, und ist es nichts anderes als ein Ventil der weltweiten Angst.

Da ist mir ein patriotischer Fasching (für Kinder) schon lieber. Ich konnte wählen zwischen Igel Mecki, der sich mit Stacheln zurückzieht, oder Indianerhäuptling, der stolz seinen Kopfschmuck herzeigt. Nur die Pfeile haben gewechselt, sie wurden zu Buchstaben. Und ich hab noch viele davon.

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Roul Starka

St. Pölten, 30.10.16

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Hansjuergen Gaugl

Hansjuergen Gaugl bewertete diesen Eintrag 30.10.2016 14:08:26

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