Wir fahren noch einmal weg, eine Woche in unser geliebtes Kroatien. Meine Frau hat dort mit drei Jahren schwimmen gelernt. Ich lernte dort mit 14 rauchen und goschert sein. Mit dem Goschert-Sein hab ich aufgehört, das war wirklich schädlich. Jetzt sehe ich Zehen in Badeschlapfen und vor mir das weite Meer. Zwiebel, Sonne, Mond und Sterne.
Was hab ich in meinem Leben nicht alles getan und gesucht. Dann bekomme ich Tränen in den Augen, wenn meine Frau die Thermoskanne aufschraubt und mir Kaffee gibt. Rechts steht „Alland“ oder „Wiener Neudorf“. Noch dunkel die Nacht, wir fahren um vier Uhr los. Bald wird alles Ljubljana, im Dreivierteltakt später runter zur Küste. „Da, schau!“ „Wah, ist das schön!“
Der Schaltknüppel, der Oberschenkel meiner Frau und die Kvarner Bucht streiten sich um meine Aufmerksamkeit. Meine Frau gewinnt und drückt mir die letzte Jause in die Hand. Wie ein Siebenjähriger knatschkere ich aufgeregt daran herum. Zusätzlich will ich nasenbohren, ein Sunkist trinken, Kaffee trinken und eine Zigarette und Fenster auf-zu, auf-zu. Meine Frau glitzert und tut so, als würde sie meine Aufgeregtheit nicht bemerken. Dann macht das Sunkist „schwapp!“, und meine Frau rettet uns mit einem „heast!“
Meine Frau schaut auf Google den Wetterbericht für die nächste Woche, ich bete zu Gott. „Ein Mal ein bissl bewölkt und Schauer“, sagt sie mit ihrem schönen Mund. Ich schweige, Gott schweigt. Opatja und Lovran kommen näher, viele Kurven, wir reden gleichzeitig, es sprudeln die 60er, 70er und 80er Jahre aus uns. Chesterfield und Lucky Strike, beide Fenster weit offen, unsere Herzen ausgezogen wie ein Apfelstrudel. Gott ist ein Cevapcici, ich will ihn lieb haben und essen.
Im Rückspiegel zwei Leben, vor uns zwei Leben gemeinsam, mit Sonnenöl und Tränen, einmal so, einmal so. Die Gänge nicht mehr so hochtourig ausdrehen wie früher, die Handbremse nicht mehr so brutal anziehen, nur mehr ein zartes „drrt“, das will ich versuchen.
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Roul Starka
St. Pölten, 3.9.16