Schlafapnoe ist noch viel zu wenig in der Öffentlichkeit präsent.
Ein Erfahrungsbericht
Bei unserem letzten gemeinsamen Griechenlandurlaub, eröffnete mir mein damaliger Gefährte, dass ich beim Schlafen aufhöre zu atmen und nach einer – für ihn viel zu langen Pause – mit einem lauten Schnarcher nach Luft schnappe. Klingt nicht sehr sexy, oder?
Er insistierte weiter, dass ich mich untersuchen lassen solle und verwies auf seinen Bruder, der schon über 30 Jahre mit einem Schlafgerät schlafe. „Nie im Leben schlafe ich mit einem ‚Rüssel‘“, war damals meine entrüstete Antwort.
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Nach dem Urlaub vergaß, besser gesagt, verdrängte ich die Geschichte, da ich, meines damaligen Erachtens nach, gut schlief. Die Kopfschmerzen, den hohen Blutdruck, die permanente Erschöpfung und meine Depressionen, führte ich auf die Wechseljahre zurück.
Als ich diese Urlaubsbegebenheit so ganz nebenbei meiner Frauenärztin erzählte, ließ diese nicht mehr locker und schickte mich ins Schlaflabor. Zurückblickend kommt es mir vor, als hätte ich das Ganze in einem Film gesehen. Alles in mir wehrte sich davor, in ein Schlaflabor zu gehen. Ich wusste bis dato nicht einmal, dass es so etwas überhaupt gab und wozu es gut sein sollte.
Meine Erfahrung im Schlaflabor des LKH Graz war überraschend positiv.
Man behandelte mich unglaublich zuvorkommend und ich fühlte mich richtig wohl. Nach einer Totalverkabelung, wurde mein Schlafverhalten in der Nacht über die Kamera beobachtet. Ich bekam davon kaum etwas mit. Ab und zu kam sanft über das Mikrofon die Aufforderung, mich auf die eine oder andere Seite zu legen oder wieder die Rückenlage einzunehmen. Am Morgen absolvierte ich noch einen Lungenfunktionstest und danach wurde der Befund besprochen.
Das Ergebnis: Mittelschwere OSAS (Obstuktives Schlafsyndrom).
Was übersetzt heißt, dass ich bis zu 40 Mal in der Stunde die Luft für ca. 35 Sekunden anhalte und ich dadurch niemals in die erholsame REM-Phase komme, da ein Impuls aus dem Gehirn mich vorher aufweckt. All das läuft unbewusst ab. Man meint, dass man tief schläft. Das hat gesundheitlich schwere Folgen und kann sogar zum Tod durch Gehirnschlag führen. 40 % der Männer leiden darunter und 10 % der Frauen. Tendenz steigend. Meist tritt es um die Lebensmitte auf.So der ernüchternde Befund.
Was bedeutet das? Höchste Schlaganfallgefahr, Sekundenschlafgefahr im Straßenverkehr, Depressionen, Erschöpfungszustände bis zum Burn-out. All das kannte ich bereits gut und schrieb es den Wechseljahren zu.
Man eröffnete mir, dass es dafür nur eine Behandlung gibt und das ist ein Schlafgerät. Für den Rest meines Lebens sollte ich des Nächtens mit einer Gesichtsmaske und einem Schlauch mit einem Minikompressor verbunden sein.
Für mich brach eine Welt zusammen.
Meine Welt als Weitwanderin, die über Tage und oft Wochen mit dem Rucksack unterwegs war. Die mit Kamelen und Beduinen in die Wüste ging und Abenteuerreisen mit Zelt machte. Sollte ich das nie wieder tun können, nur weil ich an ein Gerät, das ohne Strom nicht funktionierte, des Nachts gefesselt war?
Die Alternative sah noch trostloser aus. Denn ich litt unsäglich unter den oben beschriebenen Beschwerden und mein Konsum an Kopfschmerzmitteln und Blutdrucktabletten war nicht von der Hand zu weisen. Selbst Antidepressiva hatte ich auch schon eine Zeit lang genommen.
Nachdem man mir eine Maske angepasst hatte, fuhr ich mit einer großen Umhängetasche, die das Schlafgerät inklusive Zubehör enthielt, nach Hause.
Was tut ein Schlafgerät?
Es bläst normale Raumluft in die Atemwege und wenn ich aufhöre zu atmen, dann wird der Druck erhöht. Auf diese Weise wird die wichtige REM-Phase nicht gestört und das Schnarchen hört vollständig auf.
Die erste Zeit von ca. zwei Wochen war eine Qual. Meine Nasenschleimhäute waren durch die Luftzufuhr ständig gereizt. Nachdem ich aber einen beheizten Befeuchter dazubekam, gewöhnte ich mich langsam daran und nach einem Monat hätte ich das Gerät nicht mehr hergegeben. Ich war wie ausgewechselt. Alle Beschwerden, die ich den Wechseljahren zuschrieb, besserten sich dramatisch. Ich bekam Lebensfreude und fing an, mich an meinen neuen „Freund im Bett“ zu gewöhnen. Meine Tagesleistungskurve stieg rapid an und ich konnte abends wieder etwas unternehmen. Selten brauchte ich Kopfschmerztabletten, die Antidepressiva konnte ich absetzen und die Blutdrucktabletten ebenfalls reduzieren. Es war unglaublich.
Nur eine Sache quälte mich noch immer: „Was mache ich beim Weitwandern“?
Ich konnte es nur herausfinden, wenn ich den Krempel einfach einpackte und losging. Um das Gewicht zu kompensieren, wurde mein Rucksack noch sparsamer gepackt. Und so machte ich mich nach wenigen Monaten auf, um den Jakobsweg in Tirol zu gehen. Es funktionierte. In allen Quartieren hatte ich Stromanschluss. Nur einmal fackelte ich beinahe ein Holzhaus ab, weil die Steckdose in einem Holzverbau eingelassen war und ich in der Nacht von einem Knacksen wach wurde. Die Steckdose, wo das Gerät angesteckt war, glühte bereits und ich steckte es sofort ab. Ich war eine Woche unterwegs und hatte mir bewiesen, dass ich mich von meiner Schlafapnoe nicht unterkriegen lasse. Nach dieser Wandererfahrung mit meinem „Schnacherl“, wie ich mein Gerät inzwischen liebevoll nannte, hatte ich die Idee, dass es doch sicher mehr Menschen mit Schlafapnoe geben musste und die Outdoorsport betrieben. Ich machte mich im Internet auf die Suche und lockte mich in diverse Schlafforen ein. In Österreich gab es keine adäquaten Geräte für dieses Thema.
Nach einem Aufruf nach Erfahrungen mit einem Schlafgerät für Outdooraktivitäten, bekam ich viele Vorschläge für verschiedene Gerätetypen. Ich entdeckte ein Gerät in Größe einer Computermaus mit einem stromunabhängigen Akkugerät und einem Gewicht von einem halben Kilo. Bingo! Über Amerika kam ich zu einer niederländischen Firma, die mich überaus kompetent und professionell beriet.
Die Schlafforschung in Amerika ist viel weiter als bei uns und die Geräte besser an den Bedürfnissen angepasst.
Die 1000 Euro waren es wert. Inzwischen bin ich mit diesem Gerät bereits 2 Mal den Jakobsweg gegangen und nehme es auf allen Reisen mit.
Auch habe ich mein neues Gerät im Schlaflabor testen lassen. Das Ergebnis meines neuen Gerätes war noch besser als jenes der Krankenkasse. So habe ich nun ein Standgerät, jenes der Krankenkasse, für zu Hause und ein mobiles Gerät für meine Reisen.
Seit 2015 ist das Schlafgerät Teil meines Alltags geworden und ich habe mich damit abgefunden.Mein nächstes Ziel ist, über Akupunktur, Homöopathie und mentales Training meine Schlafapnoe gänzlich zu heilen.
Mit diesem Artikel möchte ich all jenen, die unter ähnlichen, von mir oben beschriebenen, Krankheitssymptomen leiden ermutigen, sich nach einer möglichen Schlafapnoe zu erkundigen. Auch sollten Partner, die unter schnarchenden Bettnachbarn leiden, diese dahingehend aufmerksam machen. Die Dunkelziffer, der an Schlafapnoe Leidenden, ist noch immer viel zu hoch und Hausärzte denken sehr selten an diese Möglichkeit.