Opatija - oder Liebe auf den zweiten Blick

Die Geschichte Opatijas (Betonung liegt auf i) ist untrennbar mit der K&K Herrschaft der Habsburger, also mit Österreich verbunden. Kennt man sie nur oberflächlich, findet man als sensible Besucherin diesen Ort eher ehrvergessen als mondän.

Zwar begegnet man überall dem Glanz von einst, doch dieser scheint von der modernen Tourismusindustrie komplett assimiliert worden zu sein. Übrig geblieben ist manche heruntergekommene und baufällige Villa und abgewohnte Palasthotels, die im Erdgeschoß Wettbüros, Souvenirläden oder, wie im Hotel Stephanie, (heute Imperial) einen Erotikshop beherbergen. Daneben entstanden hässliche Hotelanlagen, konzipiert für die Bedürfnisse eines „Instant-Tourismus“.

Viel um wenig Geld, so die Botschaft.

Diesen Eindruck nahm ich von meiner ersten Reise vor 5 Jahren aus Opatija mit. Im März dieses Frühjahrs machte ich einen neuen Versuch und diesmal tauchte ich bewusst in die Vergangenheit ein, die sich mir durch viel Geschriebenes über Istrien, insbesondere über Opatija, erschloss.

Es war Liebe auf den zweiten Blick

Bei der Suche nach Unterkünften lohnt es sich, in kleinen Pensionen und restaurierten Villen nachzufragen oder auch auf die angrenzenden Orte Icici oder Lovran auszuweichen.

Wollen Sie sich Opatija aber richtig schenken, dann logieren Sie im Hotel Kvarner oder im Hotel Miramar. Da bleiben keine Wünsche mehr offen.

Opatija ist begünstigt durch ein besonders gesundheitsförderndes Mikroklima und aufgrund der besonderen Lage, am Fuße der steil abfallenden Hänge der Ucka Berge, vor den kalten Nordwinden geschützt.

Abbazia ist italienisch und heißt Abtei (kroat. Opatija). Aus dem slowenischen Krain kamen einst Benediktinermönche in dieses Gebiet und fanden, außer einigen armseligen Hütten, kaum Besiedelung vor. Von den Grundherren in Kastav wurde ihnen, lt. Vertrag, der Küstenstrich des heutigen Opatija zuerkannt. Die Abtei (Abbazia) und die, dem Heiligen Jakobus geweihte Kirche, stehen noch heute.

Der weitere Verlauf der Geschichte Opatijas/Abbazias ist untrennbar mit einem Gebäude und einem Namen verbunden.

Das Gebäude heißt Villa Angiolina und der Name ist Friedrich Julius Schüler.

Dazu muss ich noch weiter in die Vergangenheit zurückgehen.

1844 baute ein reicher Kaufmann aus Rijeka (Iginio Scarpa) eine Sommervilla neben der „Abbazia“ und legte einen wunderschönen Park um die Villa an. Villa und Park tragen den Namen seiner geliebten, leider tragisch verstorbenen Frau Angiolina.

1881 begann Friedrich Julius Schüler, seines Zeichens Generaldirektor der Südbahngesellschaft, Grundstücke in dieser Gegend aufzukaufen. Er erwarb von den Erben Scarpa‘s die Villa Angiolina und den Park, der fortan öffentlich zugängig war.

Die feine Wiener Gesellschaft war durch den Reiseschriftsteller Heinrich Noe‘, der von dieser Region und dem Klima schwärmte, aufmerksam geworden.

Der äußerst geschäftstüchtige Südbahndirektor Schüler erkannte die große Chance und plante, nach dem Vorbild anderer europäischer Eisenbahngesellschaften, die mit ihren Railway Hotels sehr erfolgreich waren, ebenso in Abbazia Palasthotels zu errichten. Die Südbahnstrecke nach Rijeka wurde um die Strecke nach Matulje, dem Bahnhof von Abbazia,, erweitert.

Die Wiener Aristokratie und reichen Bürgerinnen und Bürger, entflohen dem Winter in Wien und trafen einander an der Österreichischen Riviera zum Stelldichein.

Abbazia wuchs in jenen Jahren zu einem beachtlichen und europaweit anerkannten Kurort heran, was auch den hervorragenden Kontakten Schülers zu namhaften Ärzten jener Zeit, wie Glax und Billroth zu verdanken war.

Der damit einhergehende Immobilienboom bescherte der Südbahngesellschaft, durch den Verkauf der einst erworbenen Grundstücke, gutes Geld. Damit konnten Bauprojekte, wie das Quarnero (Hotel Kvarner), das Hotel Stephanie und einige andere Dependancen finanziert werden. Das Hotel Stephanie, benannt nach der Frau und späteren Witwe Erzherzogs Rudolf, heißt heute Imperial und ist leider sehr abgewohnt. Es lohnt sich dennoch die Treppen hochzusteigen und sich im Inneren des Hotels umzusehen. Mit etwas Phantasie kann man dem Glanz und Glamour von einst nachspüren. Obwohl man sich natürlich fragt, ob die Angestellten überhaupt wissen, welche Persönlichkeiten hier einmal abgestiegen sind.

1884 wurde das prachtvolle Hotel Quarnero, mit dem schönsten „Ballsaal der Welt“, dem Kristallsaal, eröffnet. Das Hotel ist heute noch die erste Adresse von Opatija.

Glanzvolle Bälle wurden hier ausgerichtet und die europäische Creme' de la Creme' fand sich ein. Eine Fotoausstellung dieser Zeit und viele andere sehenswerte Objekte, findet man im Schweizerhaus im Park Angiolina und in der Villa Angiolina selbst. Beide sind als Museen öffentlich zugängig.

Um die Jahrhundertwende gab es im Hotel Stephanie immer wieder Treffen zwischen dem europäischen Hochadel, allen voran Kaiser Franz Josef und dem deutschen Kaiser Wilhelm. Berühmte Persönlichkeiten jener Zeit, Literaten, Musiker, wie Gustav Mahler oder Dichter, wie Peter Rosegger, gaben sich im Stephanie die Tür in die Hand. Die Tänzerin Isadora Duncan wurde angeblich von den Bewegungen der Lorbeersträucher im Wind inspiriert und frische Kipferl wurden täglich, direkt von der K&K Hofbäckerei Blaschke, aus Wien angeliefert. Peter Rosegger las in der Villa Angiolina „Stoasteirisches“ und Militärkapellen spielten in den Musikpavillons. Der damalige Wiener Lifestyle wurde an die Adria verlegt.

Überall im Kaiserreich brodelte es, in Abbazia wurde getanzt.

Opatija und der Lorbeer.

Als der Kurort bereits in seiner Hochblüte stand, baute man den „Kaiser-Franz-Josef-Kai, heute von den Einheimischen liebevoll „Lungomare“ genannt. Diese Küstenpromenade führt 12 km vom kleinen Fischerort Volosko, vorbei an Opatija, nach Lovran.

Satte, dunkelgrüne Lorbeerhecken und Bäume säumen den Weg und der Blick auf das blaue Meer, mit seinen bizarren Küstenformationen, trösten ein wenig über die zunehmende Verbauung hinweg.

Am Eingang der Stadt stößt man auf den „Walk of Fame“, wo für berühmte Persönlichkeiten Kroatiens, u.a. Nikola Tesla, ein Stern in den Asphalt eingelassen wurde.

Der wohl meistfotografierte Platz in Opatija ist die „Jungfrau mit der Möwe“

Es ist das Wahrzeichen von Opatija. An ihrer Stelle stand einst eine Marienstatue. „Madonna del Mare“, die zum Gedenken an den Baron Kesselstadt und seiner Geliebten, der Gräfin Fries, errichtet wurde. Beide sind 1891 in den Wellen des Meeres, unweit der heutigen Statue, ertrunken. So steht es im „Goldenen Gästebuch“, das in der Saison 1891 begonnen wurde. Die Marienstatue wurde, aufgrund der witterungsbedingten Beschädigungen, 1951 entfernt. Eine Kopie steht heute neben der Jakobskirche.

1956 wurde auf derselben Stelle die “Jungfrau mit der Möwe“ aufgestellt. Diese Skulptur, vom kroatischen Künstlers Zvonko Car, ist heute Anziehungspunkt für die Besucher aus der ganzen Welt. Über sein Modell hüllte sich der Künstler in Schweigen.

Von der „Jungfrau mit der Möwe“ führt ein Weg direkt zur Villa und Park Angiolina.

Die Kamelien Blüte im Frühling ein einzigartiges Erlebnis.

Die Kamelien von Opatija.

Blumen wurden schon seit jeher symbolisch verwendet und dienten als stille Botschafterinnen. Die Kamelie steht für Reichtum und Glanz. Sie war die Blume der Aristokratie und der reichen BürgerInnen. Die ersten Kamelien von Opatija waren rot, die „Camellia Japonica“. Sie stammt aus Dresden und nicht aus Japan. Im königlichen Gewächshaus in Pillnitz bei Dresden, wurde diese Kamelie von den Gärtnern des „Botaniker Königs“, Friedrich August II gezüchtet. Nach Abbazia kam die Kamelie als Geschenk für die Familie Iginio Scarpa.

Heute blühen im Park neben den roten Kamelien auch andere Kamelien Arten. Man sollte sich Zeit lassen für die Besichtigung des Parks und seiner Vielfalt an Gehölzen und Bäumen aus aller Welt. Inmitten des Parks steht die Statue des großen Förderers Abbazias, Friedrich Julius Schüler.

Nicht entgehen lassen sollte man sich den Weg hinaus nach Volosko.

Vorbei am wunderschönen Hotel Miramare, wo man durchaus noch einen Zwischenstopp auf der Hotelterrasse zum Lunch, auch für Nichthotelgäste möglich, einlegen kann. An der Rezeption sollte mach sich unbedingt das Buch über die „Kamelie von Opatija“ erwerben. Dieses schön gestaltete Büchlein erzählt die Geschichte Abbazias und seiner Kamelien und wurde vom Hotelier selbst herausgegeben.

Weiter führt der Weg, der ab dem Hotel Miramare weniger frequentiert ist, ca. 3 km zum Ausgangspunkt der Kaiser-Franz-Josef Promenade. Biegt man um die nächste Häuserecke, tut sich vor einem plötzlich der kleine Hafen des malerischen Fischerortes Volosko auf. Am Ende des Hafens gibt es ein tolles Fischrestaurant. Über schmale Stufen zwischen den, an den Hang geschmiegten Häusern, steigt man hinauf ins Ortsinnere, wo Ateliers und kleine Kunsthandwerksläden auf den Besucher warten. Der Traumblick auf den Hafen und auf die Adria, ladet zum Fotoshooting ein.

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Markus Andel

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Margaretha G

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