Bernie Sanders Wahlkampfmanagern sträuben sich die Nackenhaare:

Wenige Tage vor der wohl entscheidenden Vorwahlrunde in New York setzt sich ihr Chef ab, um im Vatikan an einem Symposium über die kirchliche Soziallehre teilzunehmen.

Tatsächlich eine dumme Fehlplanung bei Bernies Terminplanung, oder gar nicht so dummer Schachzug eines Kandidaten, der mit seiner antikapitalistischen Attitüde Hillary Clinton doch noch in ernste Bedrängnis bringen könnte?

Der Hauptanteil seiner Wählerschaft rekrutiert sich aus den Unter-/Um-die-30-Jährigen, also da, wo auch occupy, indignados und seit neuestem "Nuit debout" zuhause sind.

Und genau diese Wählerschaft wird sie zu schätzen wissen, Bilder wie diese:

Reuters

(Quelle: Reuters)

Ist es doch nach Abtritt von "Comandante Hugo"(Chavez) vor allem Evo Morales, der den Frontmann macht für "antikapitalistische" Politik.

Doch genauso wie bei einem Papst Franziskus, dem Gastgeber des Symposiums, der mit eben solcher Rhetorik von sich reden macht, lohnt ein Blick auf die Realität resp. Vergangenheit:

Ein Franziskus hatte in seiner ganzen "geistlichen Laufbahn" nie etwas mit der Befreiungstheologie am Hut.

Eher lassen sich Affinitäten nachweisen zum Peronismus seines Heimatlandes Argentinien, wo ja durchaus auch von "sozialer Gerechtigkeit" und der Sorge um den "kleinen Mann" die Rede ist.

Wie im italienischen Faschismus, der Blaupause des Peronismus, eben auch.

In Bolivien selber scheint man die Schnauze ziemlich voll zu haben von einem Evo Morales:

Das von ihm angestrengte Referendum, das ihm eine 4. Amtsszeit hätte ermöglichen sollen, wurde gerade abgelehnt.

Was Bolivianer viel mehr bewegt als seine "antikapitalistische" Rhetorik, ist der Skandal um ihren Noch-Präsidenten und seine halb so alte Ex-Geliebte, der ein Posten in der Führungsriege des chinesischen Unternehmens CAMC zugeschanzt worden war und die jetzt wg. Verdachts auf Unterschlagung und Geldwäsche im Gefängnis sitzt.

CAMC hatte Verträge im Wert von vielen Hundert Millionen Dollar mit der bolivianischen Regierung abgeschlossen.

Der nächste im Bunde, Ecuadors Präsident Correas, der sich ebenfalls mit Franziskus, Evo und eben Bernie trifft, wurde neben seiner "antikapitalistischen" Rhetorik "berühmt" für die Durchsetzung der Ausbeutung der Regenwälder von Yasuni, wo jetzt Öl und Kupfer gefördert werden.

All dieser noblen Gentlemen sind sich einig in ihrer Kritik an einem "entarteten", neoliberalen Kapitalismus.

Die politische Praxis ihres Handelns weist allerdings genau in die Gegenrichtung:

Obwohl jedes Beispiel(im aktuellen Kontext gerade die arabische Tragödie) beweist, dass Rohstoffreichtum und seine Vermarktung eher Fluch als Segen für die gesellschaftliche Entwicklung sind, wird mit Öl und Kupfer in Ecuador bzw. Lithium in Bolivien genau diese Politik gefahren. Nur dass man jetzt eben chinesischen und russischen Firmen den Vorzug gibt statt, wie in der Vergangenheit, den US-Amerikanern.

Unwidersprochen haben letztere nicht unbedingt eine rühmliche Rolle gespielt in der Geschichte Südamerikas, aber:

Ist die Anlehnung an China und Russland, die ja jeden Tag jeden Beweis erbringen, dass ihnen sowas wie Menschenrechte mehr als egal sind, ausreichend, um sich als "Antikapitalist" feiern zu lassen?

Bernie Sanders wird es jedenfalls nicht schaden, etwas von diesem "Stallgeruch" aus dem Vatikan mit nachhause zu bringen.

Um die Stimmen derer zu bekommen, die überzeugt sind, zu den "besseren 99%"(O-Ton aus occupy) zu gehören, wird das allemal ausreichen.

Weiterführend:

http://jungle-world.com/artikel/2015/28/52292.html

http://www.klimaretter.info/klimakonferenz/klimagipfel-paris/1-von-40-000/20182-erdoel-bringt-niemals-entwicklung

http://www.wochenblatt.de/nachrichten/welt/Ex-Freundin-von-Boliviens-Praesident-muss-Kind-Gericht-vorfuehren;art29,360703

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anti3anti

anti3anti bewertete diesen Eintrag 17.04.2016 23:57:53

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