oder: Ist der Ruf erst ruiniert...
Er wird zwar noch vergeben, der Hajo-Friedrichs-Preis zur Auszeichnung von Qualitätsjournalismus.
Es ist aber gefühlte Zeitalter her, als sich eben ein solcher Qualitätsjournalismus auszeichnete durch die klare, durchgehende Trennung von Bericht und Meinung. Niemand hat dies besser beschrieben als Hanns-Joachim Friedrichs selbst: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten“.
Mittlerweile gibt es mehr schreibende Aktivisten als Journalisten im Friedrichs`schen Sinne: Das Bekenntnis (das der "richtigen" Gesinnung natürlich) obsiegt fast allerorten über die fundiert recherchierte Information.
Man wird einwerfen, dass das in einer Zeit der andauernden Polarisierung kaum zu vermeiden sei, ausserdem sei gegen das "nudging", den Versuch, den Leser bei der Lektüre mehr oder weniger sanft in eine bestimmte Richtung zu schubsen, wenig einzuwenden...solange es eben die "richtige" Richtung sei.
Das Problem dabei: Das Verständnis des Schreibenden von seinem Leser. Dieser wird nicht länger als jemand gesehen, der qua zugestandener intellektueller Kapazität und funktionierendem moralischem Kompass als erwachsenes Gegenüber gilt, sondern wird zum hilfebedürftigen Insassen einer "beschützten Werkstätte", dem ständig auf die (selbstredend "richtigen";) Sprünge geholfen werden muss.
Schönes aktuelles Beispiel:
Das Aufmacherfoto zu "Gewalt wird wieder politischer" von Richard A. Fuchs von der DW (Deutsche Welle), welcher heute schreibt: "Besonders die rechte Gewalt gegen Ausländer nahm explosionsartig zu. Ist das politische Klima zerstört, folgt die Gewalt."
Quelle des Bildes: Frank Rumpenhorst/DPA
Der aufmerksame Leser, dessen Gedächtnis mehr als 3 Tage zurückreicht, erinnert das gewählte Foto, das auf dem Screenshot zu sehen ist, wo ein Feuerwehrmann in den Keller der Flüchtlingsunterkunft tritt, auf deren Klinkerwand ein Hakenkreuz gesprüht wurde, im Zusammenhang mit dem Zwischenfall vor ein wenigen Wochen, wo einer der Flüchtlinge selber aus "Frust" das Haus angezündet hatte. Und, um den Verdacht in die "richtige" Richtung zu lenken, eben zur passenden "Dekoration" schritt...
Einer der Berichte darüber, wo eben besagtes Foto zu sehen ist, (nur stellvertretend) hier:
Natürlich ist politisch motivierte Gewalt Problem und Thema, und nur dummen Leuten ist es Anlass zur (Schaden-)Freude, wenn es (diesmal) eben ein Flüchtling selber war, aber:
Es ist genau diese Form von "engagiertem Journalismus", dieses Harken mit dem sehr breiten Rechen, wo alles, was nur irgendwie taugt, die eigene "richtige" Gesinnung zu "belegen" und beim Leser zu multiplizieren, was bei vielen das Gefühl von Überdruss erzeugt.
Und manchen davon dazu bewegt, sein Kreuz z. B. bei der AfD oder FPÖ zu machen...
Wobei der Verweis, dass sowas doch "ganz einfach nur dumm" sei, sehr zutreffend ist, aber wenig hilft.
PS: Das besagte Aufmacherfoto verwendet DW inzwischen nur noch auf ihrer Eingangsseite. Clickt man jetzt auf den link zum Beitrag, so ist dort mittlerweile das mit dem Screenshot belegte Bild durch ein anderes ersetzt worden. Kommentarlos, ohne Entschuldigung oder Erklärung natürlich...
