Auch ich habe mir sehr liebe Menschen in Berlin.
Auch ich habe natürlich gehofft, dass sie vorgestern abends doch bitte nicht auf dem Weihnachtsmarkt gewesen sein mögen.
Und auch ich habe natürlich angerufen....und durfte erleichtert sein.
In 12 anderen Familien sieht das anders aus.
Oder sind es 13?
Überall dröhnt es derweil aus Experten- und Politikermund, wir seien ja nochmal glimpflich davongekommen. In der Tat war Nizza das "Meisterstück", an das die Wiederholung in Berlin quantitativ nicht herankommt.
Aber ist es das damit tatsächlich gewesen?
Im Portal des italienischen "Corriere della sera" gab es damals eine Galerie, in der alle in Nizza Ermordeten vorgestellt wurden. Mit kurzer Erwähnung, wer sie waren, woher sie kamen, was sie in ihrem Leben gemacht hatten... und was ihre Pläne waren(1). Empathie nennt man sowas.
Hierzulande aber sind die Spalten der Zeitungen und Portale gepfropft mit "Erklärungen", wieso "das neue Normal" eben ganz normal sei...
Und endet die Zahlenreihe im Deutschen womöglich beim vollen Dutzend? Dass man Lukasz Urban, den Fahrer des polnischen Lastzugs, der gerade aus Italien in Berlin angekommen war, als 12. vielleicht auch 13. Opfer (dabei war er ziemlich wahrscheinlich das 1., als nämlich der islamistische Killer seinen Laster kaperte ...) ganz einfach nicht wahrnimmt und durchgehend nicht erwähnt, ist ein Skandal.
Es gibt Versuche, das zu ändern: Ein englischer Berufskollege sammelt für die Familie des Ermordeten(2). Auch wird die polnische Botschaft sicherlich gerne hoffentlich viele Kondolenzen aus Deutschland weiterleiten.
(e-mail: berlin.amb.sekretariat@msz.gov.pl)
Und hier der erste Name aus dem Kreis der anderen 12:
Es ist eine Israeli, Dalia Elkayam, die mit ihrem Mann (schwer verletzt) zur falschen Zeit am falschen Ort war(3).
Sie war nicht mehr gemeint als wir, die wir das Glück hatten, da woanders gewesen zu sein.
Gemeint waren wir alle.
Wer jetzt Schilder neben den Kerzchen aufstellt mit der dümmlichen Frage "Warum?", der hat nicht mal das begriffen.
Und Medien, die redundant von "LKW-Attentat", oder noch schlimmer, von "LKW-Unfall" reden, hauen in genau diese Kerbe.
Nur stellvertretend taz-aktuell: "LKW tötet 12 Menschen"...Hier nochmal die Frage nach Lukasz Urban: Ist der nun dabei oder nicht? 12 oder doch 13? Oder wurde er gar von seinem eigenen LKW getötet?
Mithin höchste Zeit für eine knackige Demo gegen Scania?
Quellen:
(1) http://www.corriere.it/esteri/cards/attentato-nizza-vittime-strage/fatima-charrihi_principale.shtml
(2) https://www.gofundme.com/van9vwuk
(3) http://www.timesofisrael.com/israeli-woman-confirmed-killed-in-berlin-attack/
PS: Inzwischen gibt es spürbare Versuche, das offizielle Beschweigen von Lukasz Urban zu brechen:
PPS: Zur offiziellen Diktion vom "LKW-Unfall" passt die aktuelle Meldung, dass die Opfer aus dem Fond für "Schäden aus Kraftfahrzeugunfällen" entschädigt werden könnten:
http://www.tagesschau.de/inland/anschlag-entschaedigung-101.html
Haben demnach die Angehörigen der Toten von 9/11 evtl. Entschädigungen von der IATA erhalten, der internationalen Luftverkehrsvereinigung erhalten? Waren doch immerhin Flugzeugunfälle damals.
PPPS: Weihnachten als Fest der Zeichen und Wunder?
"Was Politiker nicht zu sagen wagen: Der Typ ist ein Drecksack. Nicht nur Täter, sondern Drecksack, mitsamt seiner mörderischen Ideologie. Warum sagt das keiner?"
Und sowas aus der Landesrundfunkanstalt...
PPPPS: "Drecksack" ww. "mörderische Ideologie" sind in der Kultur des hiesigen "Schönsprech" ja schon ziemlich gewagt. Der italienische "Corriere della sera" hingegen hat keine Probleme damit, den Mörder von Berlin als das zu titulieren, was er war: "Killer".
Übrigens waren beim Begräbnis von Fabrizia in Italien der Staatspräsident und der Innenminister zugegen. Mal sehen, wer sich bei den Begräbnissen hier alles vertreten lassen wird....