Am Freitag, den 04.09.2015, passierte in Budapest etwas Entscheidendes. An diesem Tag nahmen die Flüchtlinge am Bahnhof die Initiative selbst in die Hand, und marschierten zu Fuß nach Österreich. Österreich reagierte darauf wie folgt – es setzte gültiges Recht einfach außer Kraft, und öffnete einen Korridor von Nickelsdorf via Wien nach Deutschland. Private und NGOs organisierten unter dem Titel „Refugees Welcome“ eine logistische Meisterleistung, die Republik Österreich sonnte sich in diesem Glanz und unterstützte die Aktion. Jedoch mit einer anderen Strategie. Wissend, dass nahezu alle Menschen nach Deutschland wollen, war die Strategie nicht „Refugees Welcome“ sondern „Refugees – please move on“. Ein Korridor wurde geschaffen, und Deutschland schulterte die Last.
Ich will die Leistung Österreichs nicht schmälern, denn es war ein logistischer Kraftakt, aber „Refugees Welcome“ ist doch etwas anderes – zumindest in der Rolle eines Staates. 16.09.2015, zwölf Tage nach der Durchschleusung durch Österreich, verkündet Kroatien es Österreich gleichzutun – und verkündet die Bildung eines Korridors in Absprache mit Slowenien nach Österreich. Also "Refugees - please move on 2.0". Was vor zwölf Tagen noch „en vogue“ war, und unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft gefeiert wurde, ist jetzt nicht nur out - nein, jetzt ist es verboten! Politischer Druck entsteht, der österreichische Bundeskanzler reist am Tag DANACH (Vorab Koordination wäre auch zu viel verlangt), nach Kroatien und Slowenien. Das Ergebnis: beide Länder rudern zurück. Es müsse ja gültiges Recht eingehalten werden, die Grenzen gesichert werden, es müsse kontrolliert werden, und das mit dem Korridor - ein Missverständnis! So tönt es aus den Kanälen der Regierungen. Nun, in Europa sind eben alle gleich, und manche gleicher.
Zugegeben, die Situation hat sich geändert – der Traum ist geplatzt und die Realität ist eingezogen. Täglich entsteht wirtschaftlicher Schaden in der Höhe von Millionen durch die Grenzkontrollen und die Wirtschaft macht Druck. Deutschland steht am Ende seiner Aufnahmefähigkeit, und innenpolitisch entsteht ein Problem, das sich vorerst "nur" in "falschen Bundespräsidenten" äußert. Ja, das sind Probleme die jeden betreffen. DSas dieser Druck nun aber an die schwächsten weitergegeben wird, ist sicher nicht fair, und in Anbetracht der Vergangenheit des Balkans und dessen Umgang mit ethnischen Spannungen auch mitunter sehr gefährlich. Politik mit einem Horizont, der dem Radius von Wien entspricht – wird wenig helfen.