Als BIO einfach Essen war, oder: Die (lukrative) BIO-Lüge - Teil 1

....es verfolgt mich auf Schritt und Tritt; schlimmer noch, als der berühmt berüchtigte Kurschatten: das Wort "BIO".

Wohin auch immer der sorgfältig und bewußt einkaufende Konsument seinen Schritt lenkt, überall springen ihm Bilder von glücklichen Hühnern, Schweinen und Kühen förmlich in den Einkaufswagen und ja, ich gebe zu, auch ich könnte mich möglicherweise davon blenden lassen....wäre da nicht....JA, WÄRE DA NICHT....

... mein tiefes Unbehagen, das sich immer dann meldet, wenn sich etwas nur allzu offensichtlich zum Trend entwickelt und daher logischerweise von der Nahrungsmittelindustrie gnadenlos ausgebeutet wird....

Wer hat nicht schon über den kernigen Bauern mit seinem frechen Schweinderl aus der "Ja! Natürlich" - Werbung geschmunzelt und deshalb viel eher zu dessen propagierten Produkten gegriffen...? Oder auch zu den medial sehr aufwendig betriebenen "Zurück zum Ursprung" - Warenangeboten der Hofermarke..... Allerorts locken die Lebensmittelkonzerne den geneigten Kunden mit "BIO" und lukrieren durch diese Strategie des gezielt gesteuerten "Hausverstandes" einen jährlichen Betrag in Milliardenhöhe.

Ob "Eier von glücklichen Hühnern", "Bio-Heumilch", Fleisch von "Weidekühen und freilaufenden Schweinen", es wird "geBIOt", was das Zeug hält und mich beschlich das mulmige Gefühl, das soviel "BIO", den bewußt einkaufen wollenden Konsumenten alleine schon von der geforderten Menge her eigentlich gar nicht gerecht werden könne.....

Ich machte mich also auf die Suche und forschte ein bißchen tiefer in dieser unübersichtlichen Materie - und wurde doch tatsächlich fündig!

Der deutsche Sender SWR deckte im Rahmen seiner Sendung "Marktcheck" die "Mär von den glücklichen Hühnern", einen unglaublichen Skandal auf: Demnach soll der Lebensmittelriese "Aldi Süd" (bei uns "Hofer" ) sogenannte "Bio-Eier" aus Massentierhaltungen aus den Niederlanden bezogen haben - nachweisbar anhand der Erzeugercodes.

Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Das Deutsche Tierschutzbüro e.V. hatte dem Sender unfassbare Bilder von reihenweise toten und verwesenden Kadavern zukommen lassen.

Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Auch stromführende Kabelleitungen sind zu sehen, mit denen die Tiere am Auslauf gehindert werden sollen. Der "Bio-Hof" bestreitet natürlich, das selbige in Betrieb sind, aber die Bilder sprechen doch eine sehr deutliche Sprache.

Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Das wäre ja nun sehr peinlich, nicht wahr, und die Konzernleitung war dann auch gleich eifrigst um öffentliche Schadensbegrenzung bemüht - eh klar. Wenn man bedenkt, dass das brave Konsumentenschaf immerhin gut und gerne das DOPPELTE für BIO-Eier ausgeben möchte, empfiehlt sich ergo nach diesem Desaster ein guter PR-Manager, schätze ich mal.

Dieses eine Beispiel steht stellvertretend für so manche schamlose (aber nichts destotrotz lukrative) Bio-Lüge, mit denen man einerseits dem Konsumenten den sogenannten "bewußten Hausverstand" bewußt umnebeln möchte, gleichzeitig aber ebenso mit dessen Unwissenheit handelt, als wäre es bares Geld. Nun, und das ist es ja letztendlich auch, denn mal ernsthaft: Wie viele Städter wissen eigentlich WIRKLICH, wo unsere (natürlich, nicht industriell) erzeugten Güter herkommen? Ich kenne Kinder, die tatsächlich glauben, ihre Schulmilch käme aus dem Packerl und der Strom aus der Steckdose! In Amerika denken laut einer Studie an die 16 Millionen Menschen, das braune Kühe Schokomilch geben und hierzulande zeichnen unsere Kinder lila Kühe, weil sie das so in der TV-Werbung sehen und genau keine Ahnung haben, wie eine Kuh in Natura aussieht!

Für mich ist das Wort "BIO" einfach ein Witz und der beinhaltet auch gleichzeitig eine gehörige Portion Frechheit unserer ehrlichen Bauernschaft gegenüber, die, um überhaupt das Prädikat "BIO" erhalten zu dürfen, einen unfassbaren finanziellen Mehraufwand, nebst einem schier undurchdringlichen Bürokratiewald aus zum Teil unsinnigen Auflagen hat, währenddem industriell kommerzialisierte Tierquälerei und pestizidverseuchter Pflanzenanbau ihr lobbyistisch motiviertes und von der EU subventioniertes, billigeres Wohlwollen findet!

Man muss sich nur mal nüchtern vor Augen führen: VOR der Industrialisierung der Lebensmittel gab es das Wort "BIO" gar nicht, da war BIO einfach nur ESSEN, das von den Erzeugern in die Städte gebracht und dort auf den Märkten verkauft wurde! Das erste Mal erlebte dieses Wörtchen in Europa seine Existenzberechtigung in den 20er Jahren zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die ersten Naturkost-Bewegungen aufkamen. Diese Vorläufer der modernen Bio-Lebensmittel hatten ihre Basis in Ernährungslehren zur Vollwertkost und im Vegetarismus und ist - laut Historie - vor allem dem Demeter-Verband zuzuschreiben. Dabei stand hauptsächlich frisches Gemüse auf dem Speiseplan.

Mit Beginn der 50er Jahre, als industriell erzeugte Nahrung - vor allem in Amerika - DER Hit wurde (wer erinnert sich sich nicht an diese niedlichen Werbeblöcke der vom Hausalltag gestressten Hausfrau, die ihrem Mann und der hungrigen Kinderschar Fix Fertiges aus der Alu-Schale zauberte?), rückte "BIO" vorübergehend in den Hintergrund, nur um Ende der 60er bis in die frühen 70er hinein einen "Hype" zu erleben. Grund war die Hippie-Bewegung und "Zurück zur Natur" war in diesem Fall kein Kommerzstatement, sondern eine Lebensphilosophie. Vollwerternährung, Makrobiotik und auch das Müsli haben in genau dieser Zeit ihren Ursprung.

Der gnadenlose Kampf der Lebensmittelkonzerne um den braven Kunden, dem natürlich das Wohl der Tiere und der Natur ehrlich am Herzen liegt, wird auf dem Rücken derselben ausgetragen und das ohne Rücksicht auf Verluste.

Und als wäre es der Torheiten nicht genug, hat sich der "BIO-Wahn" nun eine neue Marktlücke erschlossen: Unsere Haustiere!

"Biokost" fürs Hundchen und Kätzchen und Vögelchen, denn auch hier warten satte Gewinne nur darauf an Land gezogen zu werden, doch davon will ich euch in meinem nächsten Blog erzählen.....

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