Des Menschen Recht ist ein Schwerthieb

Irgendwo in Saudi-Arabien am Rande einer mehrspurigen Straße. Die Gegend ist mit Sicherheit nicht die City, wirkt weitläufig.

Eine schwarz gekleidete Frau ruft mit flehender Stimme: "Ich bin unschuldig!" "Ich habe niemanden getötet!" Sie ist umringt von Männern - hauptsächlich braungekleideten Polizisten und sie ruft diese Sätze ohne Unterlass. Vier von den Polizisten halten die Frau fest, zerren ihr den Schleier vom Gesicht, und benutzen einen Teil des Gewands, das sich um ihren Hals verfangen hat, um sie niederzuringen - es sieht aus, als zöge man ein Stück Vieh. Unterdessen treten zwei blütenweiß gekleidete Männer auf sie zu und einer davon trägt ein Schwert in seiner Hand. Immer noch fleht die Frau und als sie endlich am Boden liegt, hebt der Mann das Schwert und schlägt ihr den Kopf ab. Das Leben von Laila Bint Basim endet mit einem schrillen Aufschrei, denn sie hatte bis zum Schluss ihre Unschuld beteuert. Der Henker braucht drei Schläge, um den Kopf vom Körper zu trennen.  Danach fährt ein Wagen vor und während eine megaphonverstärkte Stimme so etwas wie "Das Urteil ist vollstreckt, der Gerechtigkeit genüge getan, Allah ist Groß, gehen sie weiter, es gibt nichts mehr zu sehen" an die Menge richtet, wird der Körper der Frau - wieder von Männern - ohne jegliche Emotion auf eine Bahre gehievt und im Wagen verstaut. Den Kopf wirft man danach noch auf die Bahre und der Henker reinigt sein Schwert.

Während der gesamten Szenerie gab es generell keinerlei Emotionen - weder von den Beobachtern, noch von den Vollstreckern - es wirkte alles abgestumpft. Bevor Laila Bint Basim diesen grausamen Tod sterben musste, wurde sie noch durch die Strassen geschleift. Ihr wurden auch Schmerzmittel verweigert, die in anderen Fällen den Deliquenten oft gewährt werden. Aber Laila sollte in vollem Ausmaß leiden. Das befand auch der saudische Innenminister, der "die Strafe der Schwere des Verbrechens angemessen befand", denn Laila soll ihre siebenjährige Stieftochter sexuell missbraucht und ermordet haben. Naheliegt aber eher, dass es der eigene Ehemann war, der seine Tochter schändete - aber Saudi-Arabien gehört zu den Ländern, in denen ein Mann nicht angeklagt wird, wenn er sexuellen Missbrauch, oder Mord an einem weiblichen Wesen begeht - nicht einmal, wenn es sich um die eigene Tochter handelt.

Neben dem Video, dass mir in voller Länge zugespielt wurde, erhielt ich auch einen Bericht, wonach das Gericht nur ein paar Stunden brauchte, um es als erwiesen anzusehen, dass Laila sich dieses Verbrechen schuldig gemacht haben soll - die Zeugen waren hauptsächlich männlich, die Verteidigung faktisch nicht gegeben.

Auch für dieses Verbrechen wird es wohl keinen weltweiten Aufschrei geben; auch in diesem Fall wird sich unser allseits beliebtes "König-Abdullah-Zentrum für Dialog" wohl jeglichen Kommentars enthalten, da man sich ja in "innerstaatliche Belange" nicht einzumischen pflegt. Möglicherweise werden unsere kompetenten Politiker wieder "scharf verurteilend" mit dem Du-Du-Finger wackeln und ansonsten die Hände in den Schoß legen. Diesesmal zumindest könnte Bandion-Ortner recht gehabt haben - die Hinrichtung fand an einem Montag statt - könnte aber vielleicht auch daran liegen, dass Laila als Frau nicht einmal die "Gnade" hatte, nach dem Freitagsgebet in der City und neben einer Moschee zu sterben - man weiß es nicht genau....

Und morgen? Morgen ist wieder Freitag - der Tag, an dem Raif Badawis Martyrium möglicherweise in die zweite Runde geht.....und weit medienwirksamer, als es die Hinrichtung einer Frau wert ist - versteht sich.....

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Miki

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