Dieser Tage machte sich Ex-Justizministerin Bandion-Ortner wohl wahrlich keine Freunde, als Sie mit leichtfertigen Aussagen á la "Die Abaya ist ein praktisches, angenehmes Kleidungsstück" und "Nicht-jeden-Freitag-Enthauptungen" (sic!) etwas naiv im Interwiev antwortete.
Eine Welle der hellen Empörung wogte durch Österreich; man sprach von "Verbalentgleisung" und "Blödheit".
Dieser Tage hört/liest/sieht man auch viel über radikalisierte Jugendliche, die sich lieber einem Krieg anschließen - von dem sie zwar keine Ahnung haben, weswegen sie darin kämpfen sollen und was eigentlich auf sie zukommt, aber "cool" ist es auf jeden Fall - als zu Hause zu bleiben und froh zu sein, im Frieden zu leben.
Auch sieht/liest/hört man von Salafisten, die öffentlich - unter dem Deckmäntelchen der Koranverteilung - "Gotteskrieger anwerben, ungestraft öffentliche Hetztiraden schwingen und in gelben Warnwesten Scharia-Polizisten spielen, die auf die "Sittsamkeit der Muslime" achten.
Bei all diesen aufgezählten Beispielen überkömmt mich der leise Verdacht, das Europa in Sachen Dialog irgendwas nicht richtig verstanden hat. Soweit ich weiß, gehören zu einem Dialog zumindest Zwei. Was aber tun, wenn der Andere so gar kein Interesse an der "Mir müssen mal mit´nander reden"-Taktik hat? Und vom "Du-Du-Finger" Europas halt so gar nicht beeindruckt ist?
Bandion-Ortner ist Generalsekretärin des umstrittenen "König-Abdullah-Dialog-Zentrums" (Die Betonung liegt bitte auf DIALOG). Umstritten deshalb, weil das Zentrum von den Saudis finanziert wird, das Geld daher aus einem Land kommt, in dem erst kürzlich per Gesetz beschlossen wurde, dass der Atheismus als Terrorismus anzusehen ist. (Ich bin Atheist) Einem Land, in dem kein anderer Glaube als der Islam akzeptiert wird und in dem nach Freitagsgebeten Enthauptungen, Steinigungen und Auspeitschungen stattfinden (JA...ich weiß, nicht an JEDEM Freitag...!)
Bandion-Ortner reagierte mächtig überrascht, als ihr der Interwiever erzählte, das der von den Saudis entsandte, religiöse Vertreter bei der Eröffnungszeremonie auf arabisch erklärte, "das das Zentrum dafür gedacht sei, den Islam in Europa zu verbreiten". Drollig, nicht wahr? Was haben sie sich denn alle erwartet? Einen DIALOG? Mit Verlaub gesagt: Bullshit.
Ebenso krass - um nicht zu sagen "bizarr" ist das "Kuschelkursverhalten" der europäischen Grünen, z.B. in Sachen Abschiebung von Hetzreden schwadronierenden Möchtegern-Salafisten á la Pierre Vogel und/oder Sven Lau (Gut, die beiden kann man NICHT abschieben, sind ja deutsche Staatsbürger, aber verdient hätten sie es allemal!)
Die grüne Fraktion macht speziell in Deutschland und Österreich den Eindruck, als müsste sie Toleranz bis zur Selbstaufgabe üben - quasi der "Erbschuld" geschuldet. Es wird offenbar dermaßen krampfhaft versucht, den Dialog zu suchen - selbst wenn kein Interesse daran besteht - dass man die Scheuklappen nicht sieht, die man sich freiwillig angelegt hat.
Aber nicht nur die grüne Fraktion ist dieser Krankheit erlegen; dieser Virus zieht sich quer durch die gesamte Politik und spielt mit ihrem haarsträubenden Gebaren den Rechtspopulisten in die Hände. (Die sich natürlich nicht zu Blöde sind, die Ängste der Menschen auch noch kräftig zu schüren - aber das hatten wir ja alles schon einmal, nicht wahr?)
Österreich erwägt eine "europäisierte" Version des Korans, Imame sollen an den Unis lehren, Wir entfernen Kreuze aus den Schulen und den Nikolo und den Weihnachtsmann aus den Kindergärten; alles im Zeichen der Toleranz und des "DIALOGS"
Was wir dabei aber anscheinend vergessen haben: Toleranz und die Bereitschaft zum Dialog bedeutet nicht automatisch die Selbstaufgabe der eigenen Kultur und des eigenen Glaubens. Sie bedeutet nicht Ausländerhass, nicht Fremdenfeindlichkeit und schon gar nicht kultur- und Glaubensignoranz. DIALOG bedeutet tatsächlich den gegenseitigen Respekt zu wahren und die Akzeptanz von mehrschichtigen (Glaubens)Kulturen.
Beachten wir diese ungeschriebenen Gesetze nicht, werden wir Gefahr laufen, uns bald einen "Neuen Redner" heranzuzüchten.
Ich denke, dass keiner ein wirkliches Interesse an der Version "ZWK 2.0" haben kann.
Derzeit sieht es aber so aus, das Europas Suche nach dem "heiligen Gral des Dialogs" ungefähr so aussichtsreich scheint, wie die Suche nach dem Heilsgral.....