Aufgrund des jüngsten tragischen Ereignisses, wo ein Kangal in Baden-Württemberg eine 72 jährige Frau tötete, ist die ewig leidige Diskussion um sogenannte "Listenhunde" erneut aufgeflammt. In gleichem Atemzug werden erneut Forderungen nach einem Hundeführerschein laut, der, so die einhellige Meinung, die Tat vielleicht hätte verhindern können. Der Hundeführerschein gilt für sogenannte "Kampfhunde" - auch "Listenhunde" genannt.
Aber was ist denn überhaupt ein "Kampfhund"? Wikipedia sagt dazu: "Seit Ende des 20. Jahrhunderts wird der Begriff Kampfhund vor allem im Zusammenhang mit Angriffen von Hunden auf Menschen oder andere Hunde verwendet. Der Begriff Kampfhund steht hier im Zusammenhang mit der Einführung von Rasselisten und Hundegesetzen."
Laut Rasselisten gehören zu den Kampfhunden (Bestimmung nach Bissstärke) unter anderem Rottweiler, Pitbullterrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Mastino Napoletano, Mastin Español, Fila Brasileiro, Mastiff, Argentinischer Mastiff (möglicherweise gleichbedeutend mit dem Dogo Argentino), Bullmastiff, Bordeauxdogge, Tosa Inu, Ridgeback, Bandog (eigentlich keine Rasse, sondern die Bezeichnung für Kettenhunde), Kreuzungen und Mischlingsrassen
So weit, so gut. Oder eigentlich: So weit, so schlecht, denn wenn ich es mir recht bedenke, müßte eigentlich JEDER Hund auf dieser Liste stehen. Ein Hund, der nicht auf der Liste steht, aber nachweislich die meisten Hundebisse verursacht, ist beispielweise der Schäferhund.
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Und ausgerechnet folgende Hunderasse, von der man fälschlicherweise allgemein annimmt, man habe sämtliche Aggression herausgezüchtet, ist maßgeblich hauptverantwortlich für Angriffe, die auf Babys und Kleinkinder erfolgen: Der Labrador Retriever.
Und was ist z.B. mit dem Dackel (Teckel)? Ich selbst wurde von einem Rauhhaardackel dermaßen schwer an der Hand verletzt, dass die Wunde mit 15 Stichen genäht werden mußte und einer meiner Finger heute unbrauchbar ist. Ich sah den Hund nicht, er saß in einem Gasthaus auf der Bank zwischen seinen Besitzern, die mich zwecks Resozialisierung des Hundes kontaktierten. Als ich dem Herrl die Hand schütteln wollte, fuhr der Hund rasend schnell von der Bank auf mich zu und verbiss sich in selbige. Diese Rasse ist bekannt für ihre schlechte Laune und Beissfreudigkeit.
Aber auch und gerade kleine Hunde haben es in sich. Ob Yorkshire Terrier, Chihuahua, Zwergspitz, Tibet Terrier, Papillon, & Co - wie oft erlebt man als harmloser Spaziergänger (mit, oder ohne Hund), das einem diese kleinen Monster entgegenkommen und sich wie toll an der Leine gebärden? Gerade bei diesen Kleinrassen wäre eine Ausbildung mehr als sinnvoll, denn sie sind oft "Täter" und "Opfer" in einem. Wie oft hat man selbst schon erlebt, wie so ein winziger Chihuahua, oder Yorkie einen viel größeren Hund provozierend wild kläffend anmacht und dessen Besitzer nichts anderes tut (wenn überhaupt), als den Hund wegzuzerren, ohne der Kläfferei korrigierend Einhalt zu gebieten? Viele Besitzer von Kleinrassen erachten es gar nicht als notwendig, ihre Hunde einer adäquaten Ausbildung zu unterziehen, denn sie sind ja KLEIN, können im Notfall einfach "zur Seite gestellt", oder hoch gehoben werden und sind leider viel zu oft überdimensional verhätschelter Kinder und/oder Partnerersatz, oder auch einfach nur dekorative "Accessoires" (Handtaschenhund).
maulkorbzwang.de
An oben gezeigter Statistik erkennt sogar ein Laie, dass die meisten Vorfälle von NICHT-Listenhunden verursacht werden. Was aber macht dann der Hundeführerschein für einen Sinn?
Nun - für mich persönlich (und mit dieser Meinung stehe ich beileibe nicht alleine da) macht der Hundeführerschein in seiner jetzigen Form genau gar keinen Sinn. Er ist unausgegoren, weil viele Faktoren gar nicht berücksichtigt werden.
Die (meine) Gründe dafür sind vielfältiger Natur. Zum ersten ist der Faktor Mensch z.B. völlig unberücksichtigt. Auch die Befürworter von Rasselisten werden nicht behaupten können, dass der Halter eines Hundes und dessen Erziehung gar keinen Einfluß auf das Verhalten eines Hundes haben. Zum zweiten fördert er die unbegründete Angst vor bestimmten Rassen - verharmlost dabei aber gleichzeitig, dass Hunde ALLER Rassen im Prinzip unberechenbar sind und jederzeit - aus welchen Gründen auch immer - zubeißen könn(t)en. Auch das Prozedere des Hundeführerscheins selbst wirft einige (zweifelhafte) Fragen auf. Nicht nur, das es keine einheitliche (Bundesweite) Regelung gibt, was Rassen, oder auch nur die Pflicht eines Hundeführerscheins betrifft (In Wien und Niederösterreich z.B. brauchst du einen, im Burgenland nicht), ist da auch der sehr merkwürdige Umstand, dass man die Prüfung unter anderem auch bei Tierärzten ablegen kann, die meiner Meinung nach gar nicht dafür qualifiziert sind, eine derartige Prüfung abzunehmen. Der Tierarzt Dr. Bela F. Wolf @Tierarzt meint dazu:
"Solange Tierärzte die Prüfung abnehmen und dafür ein Körberlgeld kassieren, wird sich auch die Situation für die Hunde nicht zum Vorteil verändern. Es braucht eine unabhängige Prüfstelle, die jeden einzelnen Hundehalter auf hundetauglichkeit testet. Und zwar für alle Rassen. Und nicht umgekehrt."
Soll heißen: Nicht nur der Hund sollte geprüft werden, sondern auch der Halter, also ob er überhaupt tauglich ist, einen Hund zu halten. Das wäre auch in meinem Sinne, allerdings müßte das eben für JEDEN Hund gelten und nicht nur für "Kampfhundrassen".
Und eigentlich ist das, worüber wir hier diskutieren, ja auch lächerlich. Die ganze Problematik begann ja, wenn man´s genau nimmt, in der zentralurbanen Gesellschaft, die sich Hunde hält. Der Hund, sein Mensch und der Großstadtdschungel. Ich zitiere aus der offiziellen "Hundeführerschein" Website: "Das Ziel besteht darin, die Hunde durch richtigen und rücksichtsvollen Umgang zu großstadttauglichen und sozial verträglichen Tieren zu machen."
Genau. Das würde aber eben auch automatisch darauf schließen lassen (müssen), das auch der HALTER großstadttauglich und sozial kompatibel sein sollte, oder...?
Fazit: Für mich stellt der Hundeführerschein - so wie er sich derzeit präsentiert - nix anderes dar, als eine lukrative Geldquelle für diverse Stadt-und Gemeindekassen, ohne Nutzen für Hund, oder Mensch. Spaßiges Detail am Rande: Im Internet gibt es den Fragenkatalog für den Hundeführerschein (30 Fragen) schon fix fertig richtig angekreuzt. Ich müßte also nix lernen, sondern nur auswendig büffeln. (Was ergo also mitnichten bedeuten würde, dass ich tatsächlich fähig wäre, mit dem Tier umzugehen) Inwieweit das Sinn macht, wissen die Götter und die haben zur Zeit Urlaub.....
Was man behördlich auf einen Schein halt NICHT per Gesetz fixieren kann, ist der Faktor Eigenverantwortlichkeit und Hausverstand - und beides sollte eigentlich Grundvoraussetzung sein, wenn man sich ein Tier zulegen möchte.....
Link Hundeführerschein: http://www.hundefuehrschein.com/wien-hundefuehrerschein-pruefung-hunderassen
Link Hundeführerschein Fragenkatalog: http://www.hundefuehrschein.com/pdf/fragenkatalog-hundefuehrschein-wien.pdf