"Den Charakter eines Volkes kann man auch daran erkennen, wie die Menschen mit Kindern und ihren Tieren umgehen." (Mahatma Gandhi)

Selten hat mich ein Hundeschicksal so berührt, wie jenes von "Silvester"......

Es ist die Silvesternacht von 2012/2013. Meine Mutter und ich sind in Csáfordjánosfá (spricht sich Tschafordjanoschfa), Ungarn, auf dem Weg zu einem Grundstück, auf dem wir schon längere Zeit einen schwer vernachlässigten Kettenhund füttern. Der Besitzer des Kommunal-Hofes starb und der Hund wurde zurückgelassen. Nachdem - wie schon öfter an dieser Stelle erwähnt, die Ungarn ja ein sehr ambivalentes Verhältnis zu ihren Tieren, insbesondere aber zu ihren Hunden haben, beschlossen meine Mutter und ich uns um diesen Hund zu kümmern, der Tag und Nacht an einer nur einen Meter langen Kette hängen muss. Die Hütte des Hundes ist ein lieblos zusammengezimmertes Etwas - undicht, Schnee fällt hinein, keinerlei Decken, oder auch nur Stroh/Heu, um sich darin Schutz vor der beißenden Kälte suchen zu können. Als wir uns in einem alten Stall nach Stroh für die Hütte umsehen, entdecken wir ein ebenfalls "vergessenes" Pferd, dem wir Wasser, Hafer und frisches Stroh und Heu geben.

Wir müssen in das Grundstück einbrechen, um zu dem Hund zu gelangen, haben eine Schüssel mit gekochtem Futter dabei, das noch warm ist, in einem Sack haben wir Stroh und frisches Wasser. Es ist schweinekalt und das Rüberklettern über den Zaun ist mühselig. Der furchtbar abgemagerte Schäfer japst schon und zerrt vor Freude an seiner Kette, als er uns kommen hört, denn es ist nicht nicht nur das Futter und das Wasser, auf das er sich freut, sondern auch auf unsere Gesellschaft, denn er weiß, dass wir immer ein Weilchen bleiben, um ihn zu streicheln und mit ihm zu sprechen.

Wie jeden Abend reinige ich den Fressnapf, entferne das Eis aus seiner Wasserschüssel und fülle ihm das noch dampfende Futter ein, das er begierig zu fressen beginnt und streichle ihn. Es ist finster, denn wir dürfen kein Licht machen, die Polizei fährt in der Gegend regelmäßig Patrouille. Plötzlich bemerke ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung - etwas huscht an mir vorbei, aber ich kann es nicht erkennen und dann ist es weg. Sekunden später berührt mich etwas an meiner Seite und mir fällt vor Schreck das Herz in die Hose. Ich glaube zunächst, dass es eine dieser riesigen Wanderratten ist, die hier in der Gegend häufig vorkommen und sehr aggressiv sind und mache daher die Taschenlampe an. Der Lichtstrahl trifft auf ein undefinierbares Etwas, das verzweifelt versucht, an das Futter des Schäfers zu kommen. Ungläubig starre ich das Ding an und erkenne, dass es sich um einen winzigen Welpen handelt. Dann geht alles schnell. Ich schreiflüstere meiner Mutter, die ausserhalb des Zauns Schmiere steht, was Sache ist, schnappe mir den Welpen und mein Zeug, fliege förmlich über den Zaun und drücke ihr das Kleine mit den Worten in de Hand: "Ab nach Hause, schnell!" Meine Mutter schiebt sich das Hundchen unter die Jacke und ich fahre Bleifuß. Als das Kleine die Wärme spürt, sinkt es matt zusammen und rührt sich nicht mehr. Daheim angekommen wird der Welpe erstmal erstversorgt.

Die folgenden Bilder sprechen für sich.......

Kurz nach der Ankunft. Das kleine Mädchen ist gebadet, da es von Flöhen förmlich aufgefressen wurde. Es war so erschöpft, dass es alles mit sich machen ließ.....

...ein Häufchen todmüdes Elend.....

Das Hundchen ist so schwach, dass es weder selbständig trinken, noch essen kann. Hier verabreiche ich der Kleinen mit einer Spritze eine Glucoselösung

12 Stunden später: "Silvester" hat sich sichtlich erholt. Das Gesicht ist aufgrund der Mangelernährung sehr faltig.

Da die Verdauung nur schlecht funktionierte, haben mein Mann und ich die Kleine abwechselnd massiert, was sie sichtlich genoss... ;)

Nachdem sich mein kleines "Monster" - zu dem sie während ihrer Zeit bei mir wurde - vollständig erholte, bildete ich sie aus und sie fand einen wunderbaren Platz bei einer Dame in Straßhof. Die beiden bilden ein tolles Team und ich bin sehr stolz auf mein kleines Findelkind!

Nach wie vor schleierhaft ist mir, was das kleine Hundemädchen dort verloren hatte. Meine Vermutung war immer, dass man sie zu dem Schäferdazugesetzt hat - wohl in der Hoffnung, dass es schon irgendwie durchkäme. In derselben Nacht bekamen wir übrigens einen heftigen Sturm, der uns drei Meter Schnee brachte. Die Kleine hätte die Nacht also nicht überlebt.

Was das Schicksal des Schäfers und des Pferdes anbelangt: Zwei Nächte später schlichen sich meine Mutter und ich mit einer Eisensäge bewaffnet zu dem Hund und befreiten ihn. Er stromert noch immer durch das Gebiet. Frei. Das Pferd wurde eine Woche später von Verwandten abgeholt, aber bis dahin versorgten WIR das arme Tier und keiner wunderte sich darüber, dass es so gut aussah......

P.S.: Nachträglich möchte ich noch zwei Videos einfügen, die meine beiden Schicksalshunde zeigt und hoffe, das sie euch ebenso bezaubern, wie mich.....:)

https://www.facebook.com/100001102059585/videos/vb.100001102059585/481042751942456/?type=3&theater

https://www.facebook.com/100001102059585/videos/vb.100001102059585/541041195942611/?type=3&theater

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