Was für ein Aufreger, nicht wahr? Da liegt Einer im Lift. Wahrscheinlich riecht er penetrant, trägt schlechte Kleidung, ist offenbar obdachlos und besoffen noch dazu. Grund genug für die "bessere" Gesellschaft, über dieses "Subjekt" drüberzusteigen. Der "Penner" hat es ja nicht anders verdient. Hat ja wahrscheinlich sogar selbst Schuld, an seiner Misere.

Dieser "Penner" stirbt dann - weil er ja "selbst Schuld hat" in einem Lift. Vor den Augen der "besseren" Gesellschaft.

Gut, die Obduktion ergab eine Überdosis Alk, an der er offensichtlich starb. Der "dämliche Trottel", dieses "schlechte Vorbild der Gesellschaft" wurde also allem gerecht, was man solchen Loosern unterstellen mag, nicht wahr?

Falsch.

Denn die Staatsanwaltschaft ermittelt nun. Wegen unterlassener Hilfeleistung. Und das zurecht. Das die beiden Mitarbeiter der Wr. Linien ihren Schlussrundgang nicht machten und den Mann deswegen (möglicherweise) nicht retten konnten, macht das Kraut nicht fett. Ja, das war eine Dienstverfehlung, die natürlich nicht akzeptabel ist - schon wegen der Dienstvorschrift. Die Entlassung finde ich daher gerechtfertigt. Aber was ist mit den Menschen, die über den Mann DRÜBERSTIEGEN? Womöglich noch die Nase rümpfned und sich aufregend, dass der "ARSCH" hier liegt und "sich breitmacht"??

Unterlassene Hilfeleistung ist mE keine Frage des sozialen Status, sondern eine Frage (und Erziehung) in Sachen Menschlichkeit.

In meiner langjährigen Zeit im Sicherheitsdienst hatte ich unzählige Fälle, in denen ich Dienstvorschrift und Menschlichkeit in Sachen "Obdachlose" vereinen musste - was beileibe nicht einfach war, da die Dienstvorschrift oft genug von mir forderte, "unmenschlich" zu sein, wenn der "Kunde" dies wünschte. Das schloss z.B. die "Vertreibung" von Obdachlosen von bestimmten (Schlaf)Plätzen mit ein, oder von Orten, an denen sie sich gerne aufhielten und dies der Kunde nicht wünschte (weil es dem Ansehen des Objekts schadete, oder dem "Geschäft" abträglich war).

Meine "Dienstverfehlungen" kann ich nicht aufzählen, in denen ich gegen die Vorschrift der Firma und gegen den Wunsch des Kunden, aber für die Menschlichkeit gehandelt habe - einige davon sind protokolliert und bescherten mir danach eine gehörige Portion an Schwierigkeiten (wie z.B. im Fall des Obdachlosen, den ich vor dem Erfrieren rettete und ihn unerlaubt in das von mir zu bewachende Objekt gebracht hatte und den die gerufene Exekutive dann sogar nach Hause fuhr)

Meine Erlebnisse mit "Randexistenzen" könnten wahrscheinlich Bände füllen - aber in diesen Bänden wäre wohl ein Aspekt als offensichtlich zu ersehen:  Den der Menschlichkeit.

Es ist mir persönlich nämlich schon IMMER  - salopp gesagt - scheißegal gewesen, aus welcher sozialen Ecke ein Mensch stammt. Wenn dieser Mensch Not leidet, verletzt ist, oder Hilfe braucht, darf sein Aussehen, sein Geruch, oder seine Kleidung nicht ausschlaggebend für Hilfe sein.  Punkt.

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Bluesanne

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fischundfleisch

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