Veganer und andere Sorgen

Letztens stolperte ich gelangweilt im Facebook rein zufällig in einen heftig geführten Disput über die Vor- und Nachteile des veganen Lebens.

Dieser wurde teilweise mit wenig feiner Klinge und sehr erbittert geführt. Da war von engstirnigen, genussfeindlichen "Missionaren" auf der einen Seite die Rede, während auf der anderen Seite so ziemlich jedes zweite Wort sehr originell und abwechslungsreich "Mörder" lautete.

Nun muss man wissen, dass ich nicht unbedingt ein Freund des Veganertums bin - und zwar aufgrund der Argumentation, die die meisten Veganer als Grund für ihren Lebensstil angeben und den ich schlichtweg für Chuzpe halte: "Ich esse meine Freunde nicht!!" und/oder: "Tierzucht ist Tiermord!" und/oder: "Viehbauern sind Mörder!" und/oder:...na, ihr wißt schon.....etc...pp....blabla.

Nur um das nicht misszuverstehen, ich halte es nicht grundsätzlich für falsch vegan zu leben , obwohl uns die Evolution in der Rolle als Opportunisten nicht dafür vorgesehen hat;(Sonst hätten wir wahrscheinlich Hufe, statt Hände und würden gemütlich durch die Gegend muhen....) vielmehr stößt mir die schon teilweise extremistisch anmutende Brutalität sauer auf, mit der die Diskussionen über das Für und Wider geführt werden.

Nach einiger Zeit des stillschweigenden Mitlesens also, fiel mir eine Posterin besonders unangenehm auf. Sie nennt sich "Vegan4Ever" und wütete und tobte durch den Thread. Völlig ungeniert hetzte sie zum "Mord an alle Tiermörder, Eieresser, Milchtrinker, Honigdiebe"....etc. Momentmal, dachte ich: "Mord", weil ich Eier esse und Milch trinke und Honig mag?

Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich in die Diskussion einschaltete - BÖSER FEHLER! Ich versuchte der Diskussion mit Humor ein wenig die Schärfe zu nehmen (Ich muss gestehen, dass ich solcherlei Threads immer mit ein wenig Belustigung verfolge) und fragte sie daher, wieso ich als Honigliebhaber und Milchtrinker und Eieresser des "Mordes" würdig wäre.

Sie ereiferte sich nicht schlecht und tobte wutentbrannt, dass wir den Kälbern die Milch nehmen würden, den Bienen den Wintervorrat und die Hühner ihrer Eier berauben würden, die sie nur deshalb legten, weil sie nicht befruchtet und ausgebrütet werden dürften. Puhh! Dachte ich mir. Verdammt harter Tobak! ......Ich schwieg dann wieder für eine Weile  - sinnend über die Worte der wackeren Kämpferin gegen das "Tierleid", denn mein Einwurf, dass der Mensch schon seit Jahrtausenden Milch, Eier und Honig sammle, brachte sie förmlich zum Ausrasten, und das auch andere Säugetiere sich von Selbigen ernähren, ließ sie als Einwand nicht gelten. "Das sind Tiere", meinte sie, "die wissen es nicht besser...."  Aha.

Der mörderische Disput wogte hin und her, die Kommentare lagen irgendwo zwischen abartig belustigt (ob des Themas) und gesetzlich grenzwertig (was die Drohungen anbelangte).

Irgendwann warf ich dann ein, man (also die Fraktion der Veganer) solle mir doch bitte erklären, WAS zu tun wäre, um das Tierleid zu beenden und wie die Menschheit hinkünftig leben solle.

"!TOFU ANBAUEN!" lautete die einhellige Meinung. Ok.....Tofu? Na gut, dachte ich. Gutes Nahrungsmittel, gesund, voller Nähstoffe, Vitamine, vielseitig einsetz- und anwendbar; relativ anspruchslos und überhaupt.....

"Tofu" belehrte man mich " Sei ein gutes Nahrungsmittel, gesund, voller Nährstoffe, vielseitig einsetz- und anwendbar, relativ anspruchslos und überhaupt...." ....Deja vu.....

Ich fragte die Veganergemeinde, ob sie es tatsächlich ernsthaft in Erwägung zögen, die gesamte Weltbevölkerung von schlappen  7,2 Milliarden Menschen - derzeit - mit Tofu zu ernähren und wie sie diese Unmöglichkeit wohl anstellen würden.

"Papperlapapp!" hieß es "der Mensch hat die technischen Möglichekeiten dazu! Es ist möglich, mittels Genveränderung, Chemie und - wenn nötig - riesigen Glashäusern beinahe jeden Boden und jede Pflanze dazu zu bringen, zu gedeihen! Dadurch könnte die Hungersnot besiegt werden und es gäbe keine Kriege mehr - vor allem müsste man aber kein TIERMÖRDER mehr sein!" Etwas baff nach diesem Argument erlaubte ich mir kleinlaut die Frage, ob man denn wisse, wieviel tatsächlich BEWIRTSCHAFTBARES LAND auf diesem schönen Rund existiere und wie Menschen in Wüsten, Bergen und Schneelandschaften diese heroische Aufgabe bewältigen mögen? Ausserdem wäre da ja noch die "völlig unerhebliche" Sache mit ungenießbarem Meerwasser - macht ja auch eine "völlig unerhebliche" Fläche auf diesem schönen Rund aus? "Gar kein Problem", antworteten sie mir "Mit der Technik, der Genetik, der Chemie und den Glashäusern geht das alles!"(IM MEER??? Na dann...)

Nach so viel sturer Borniertheit war ich erst einmal geschockt und brauchte eine Auszeit. Ich genehmigte mir daher völlig unveganisch eine Portion Hühnerstreifen in Sauce und mit Reis, trank anschließend ein Gläschen Honigwein und musste ständig daran denken, ein Mörder und Dieb zu sein.

Mit morbider Neugier kehrte ich anschließend zum Bildschirm zurück, wo - nicht weiter verwunderlich - der Kampf noch immer mit aller Härte andauerte.

"Man solle gefälligst zum Ursprung zurückkehren" trompetete ein Veganer "damals hat man schließlich auch Wurzeln und Beeren gesammelt, die Steinzeitler waren VEGANER, das ist erwiesen!!" (Kein Wort von Jagdszenen, abgenagten Knochen und so, die in den Höhlen der "Veganer" gefunden wurden) Wider besseren Wissens stellte ich an die Fleischlosfraktion die ultimative Frage, die mich schon eine Zeitlang beschäftigte: "Was" so fragte ich "passiert eigentlich mit all den Tieren, wenn ihr so ziemlich die ganze (bewirtschaftbare) Erde für den Anbau von Tofu nutzen wollt? Welchen Lebensraum werden und dürften sie noch nutzen....?"

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Das Schweigen war ohrenbetäubend und ich kam nicht umhin, ein schadenfrohes Glücksgefühl des Triumphes zu empfinden.(Schmach und Schande über mich!).

"Seht, Leute" versuchte ich einzulenken "Ich bin ganz einfach der Meinung, dass "GLEICHGEWICHT" der Schlüssel des Lebens ist und wir die Verantwortung haben, mit unserer Nahrung respektvoll umzugehen. Der Mensch ist nun mal ein Generalist, der sich von allem Ernähren kann, darf und muss, das hat die Evolution nun mal so vorgesehen, wollte er das Wunder Hirn weiterentwickeln"

"Einzig und alleine unser Konsumverhalten" so dozierte ich weiter "würde das Tierleid erst möglich machen, wir sollten also nicht unbedingt darauf schauen, alle von jetzt auf gleich vegan zu leben - zumindest nicht NUR -, sondern vielmehr Respekt gegenüber unserer Nahrung und unsere Umwelt zeigen". Schrieb´s, lehnte mich zurück und war stolz auf meine sachlich dargebrachte Argumentation.

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Der LÄRM war ohrenbetäubend! Ein Shitstorm brach über mich herein und warf mich fast vom Sessel! "MÖRDER!!" riefen sie "Wie kannst du Tiere nur als NAHRUNG bezeichnen....!!!!"

Seufz.....

(Und die Moral von der Geschicht´? Mit Veganern diskutiert man nicht!)

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gloriaviennae

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Daniela Noitz

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