Okay, liebe Leute, dann lassen wir jetzt mal das Gerede darüber beiseite, wie rechtsradikal oder gar nazinahe die „soziale Heimatpartei“ ist, man muss sich ja nicht immerzu wiederholen. Reden wir stattdessen einfach einmal darüber, wie sozial sie ist. Und wie sehr sie sich darin von all den anderen unterscheidet.

Das Beispiel Wels eignet sich da ganz gut. Schon zwei Monate nach Amtsantritt des neuen blauen Bürgermeisters wurden dort von seiner Partei nämlich flugs einige ersatzlose Förderungs-Streichungen beschlossen. Für mobile Altenhilfe zum Beispiel, und soziale Betreuungsdienste, für barrierefreies Bauen, Wohnungskosten für Familien und Alleinerzieher und noch so einiges. Weg damit. Die Maßnahmen begründet der Stadtchef so, dass er ein großes, von seinem Vorgänger verschuldetes Budgetloch irgendwie stopfen müsse, so leid es ihm auch tut, echt schweren Herzens sozusagen. Natürlich müsste man den Sparstift nicht als erstes ausgerechnet dort ansetzen, wo es den Allerschwächsten der Gesellschaft am allerwehesten tut, doch dass mit einem solchen Denkansatz der Großteil seiner Wählerklientel überfordert ist, darauf verlässt sich der Herr Bürgermeister offenbar, und offenbar zu Recht. Und immerhin hatte Wels heuer im Dezember als Trostpflaster die schönste und aufwändigste Innenstadt-Weihnachtsbeleuchtung, die ich hierzulande je gesehen habe. Na bitte. Wenn das nicht Liebe zum Volk ist…

Gut, das ist vielleicht ein Einzelfall. Hm, sicher, da wäre noch dieser Landesrat in Oberösterreich… aber ja, auch der sicher nur ein Einzelfall, mit seinem Zusammenstreichen der Wohnungsbeihilfen und anderer Kinkerlitzchen bis hin zur erträumten Kürzung der Pensionen, nein, nicht der richtig großen, eher der kleinen.

Nicht gar zu boshaft werden, Sachenmacher. Gib den Blauen eine Chance. Stell Fakten vor Spott. Das Stimmverhalten im Parlament spricht seine eigene Sprache, lassen wir es sprechen. Nie, niemals, nicht in hundert Jahren, würde doch eine soziale Heimatpartei, die Partei der Nächstenliebe und des so genannten kleinen Mannes, auf die folgende Weise stimmen, oder? Niemals gegen die Einführung der Mindestsicherung… gegen Erhöhung der Leistungen für Kinder in Armut… gegen das Gratis-Kindergartenjahr für alle… gegen die Erhöhung der Mittel zur Unterstützung des Wiedereinstiegs älterer Arbeitssuchender… gegen die Bekämpfung von Lohn- und Sozialdumping… gegen die Begrenzung besonders hoher Sonder- und Luxuspensionen… gegen die Beschränkung der Maklergebühren auf zwei Monatsmieten… gegen die Ratifikation der Europäischen Sozialcharta, in der unter anderem das Recht auf gerechte Arbeitsbedingungen und das Recht der Kinder und Jugendlichen auf sozialen, gesetzlichen und wirtschaftlichen Schutz geregelt sind… Nie würde sie stimmen gegen die Streichung von Steuerprivilegien für Konzerne… gegen die Streichung von Steuerprivilegien für Managergehälter über 500.000 Euro…. gegen den Solidaritätsbeitrag von Menschen mit besonders hohem Einkommen… gegen die Erhöhung der Bankenabgabe als Beitrag zu den Krisenkosten… Nie würde sie, die ja irgendwie auch unsere Law-and-Order-Heimatpartei ist, ihre Stimme erheben gegen ein Steuerabkommen mit der Schweiz, um hinterzogenes Geld ins österreichische Budget zurückzuholen…

Würde sie nicht, oder? Gegen all das stimmen, im Parlament? Nein, dass die Partei des kleinen Mannes gegen all diese Dinge ist und sich praktisch geschlossen gegen fast jede Maßnahme stemmt, welche die Superreichen ein wenig zur Kasse bitten und die kleinen Leute ein wenig entlasten könnte – das ist doch kaum vorstellbar.

Hat sie aber. In allen diesen Fällen. Tut sie, immer wieder. Wird immer so sein. Und, liebe Leute, das Ganze hat Methode, und der Plan dahinter ist genial. Weil er so watscheneinfach ist.

Er funktioniert so: Es ist nicht gut, wenn es den Leuten gut geht. Zufriedene Menschen sind schwer zu manipulieren, also muss ihnen die Zufriedenheit ausgetrieben werden, notfalls auch mit Lügen. Das Wählervolk, das nicht viel mehr bedeutet als Stimmvieh, das ist ja zum Glück nicht dabei, wenn im Parlament abgestimmt wird. Das Stimmvieh hat ja zum Glück keine Ahnung, wer da wirklich welche Politik verfolgt. Das Stimmvieh sieht nur: Die Regierung hat schon wieder was verbockt. Damit der Plan funktionieren kann, muss also, sozusagen hinter den Kulissen, mit aller Kraft dafür gesorgt werden, dass es dem Volk so richtig schlecht und immer schlechter geht. Bloß keinen Touch von sozialer Gerechtigkeit aufkommen lassen. Alles blockieren, was dem Volk Freude machen könnte. Man kann Mäuse fangen, indem man ihnen Hoffnung auf Speck macht, aber nur, wenn die Mäuse auch richtig hungrig sind. Dann denken sie nicht nach, folgen nur blind irgendeiner Hoffnung... und glauben einfach alles, auch dass es ihnen besser gehen kann, wenn erst einmal die Farben wechseln und die Partei der kleinen Leute ans Ruder kommt. Der laufen sie jubelnd hinterher, kritiklos, unreflektiert. Zwar nur bis zum bitteren Erwachen, aber dann ist der Schaden schon geschehen.

Ja, der Plan ist atemberaubend. Weil er so einfach ist, so fies, so zynisch und weil er, wie man sieht, so traumwandlerisch sicher zum gewünschten Ergebnis führt. Klar, offensichtlich und durchschaubar ist er auch, doch dazu müsste man eben hinschauen. Bequemer ist es allemal, sich einlullen oder aufstacheln zu lassen von diesem aufs Geschickteste platzierten Hassgegröle von Ihr-wisst-schon-wem.

Wirklich, Leute, wenn ihr davon genug habt, dann können wir gern das Gerede darüber beiseite lassen, wie rechtsradikal oder gar nazinahe die „soziale Heimatpartei“ ist. Das braucht´s vielleicht gar nicht. Es reicht eigentlich völlig, darüber zu reden, wie sozial sie ist. Wie sie sich in Tat und Wahrheit um die Alten, die Armen, die Behinderten, die Jugend und die fleißigen Hackler kümmert. Um euch und dich und mich, liebe Österreicher und -innen. Und wie sie sich darin kein Bisschen von all den gierigen Egozentrikern, den wirtschaftshörigen Sesselklebern, den Pseudosozialdemokraten, den Ausbeutern, den Schicki-Micki-Zynikern und all den anderen, denen wir Kleinen in Wahrheit völlig wurscht sind, unterscheidet.

Seht ihr es denn nicht? Um Himmels Willen, seht ihr es wirklich nicht?