Dieser Tage im Truck Stop an der Autobahn. Eigentlich will ich mir nur schnell einen Becher Kaffee und ein Brötchen mit hinausnehmen, da schnappe ich von nebenan ein paar Dinge auf, die mich die Ohren spitzen lassen.

„Da hat irgendwer mächtig tief in die Tasche gegriffen, um diese ganzen Schweinereien zu organisieren.“ - „Alles inszeniert, damit man´s den Flüchtlingen in die Schuhe schieben kann.“ - „Politmafia.“ - „Wie damals mit den Juden.“ – „Na, jetzt haben sie´s ja erreicht, was sie wollten, die Leute sind noch hysterischer geworden als sie eh schon waren.“ – „Und auf einmal soll das überall schon passiert sein, nur die fremdenfreundliche Polizei hat´s vertuscht? Halten die uns für vollkommen deppert, dass wir das glauben sollen?“

Aber hallo. Das will ich jetzt genauer wissen. Ich beschließe, mir ein wenig Zeit zu nehmen, meinen Kaffee gleich hier zu trinken und setze mich damit in die Nähe der kleinen Runde, offensichtlich Fernfahrer, die da während ihrer Frühstückspause ins Politisieren gekommen sind. Vorurteilsbehaftet wie ich bin, hätte ich den Leuten eigentlich eher den gegenteiligen Zugang zum Thema zugetraut, aber nein. Sie unterhalten sich tatsächlich über die Möglichkeit, dass die Kölner und andere derartige Vorfälle inszeniert gewesen sein könnten, um sämtliche Ressentiments weiter zu schüren, den ohnehin schon blinden Hass zu bestätigen und zu vergrößern, die Gutmenschen auch noch auf ihre Seite zu ziehen und die Politiker zu zwingen, endlich etwas Handfestes zu unternehmen gegen diese Flüchtlinge, diese Verbrecher, Serienvergewaltiger, Job-, Sozialhilfe- und jetzt auch noch Frauenräuber. Und da können sich noch so viele Syrer von den bösen Vorkommnissen distanzieren, in der den Leuten aufs Auge gedrückten Wahrnehmung bleibt doch alles ein und dasselbe Nordafrikaner-Pack, oder?

Ja, das klingt schwer nach Verschwörungstheorie, was die Jungs da besprechen, etwas abstrus vielleicht sogar. Andererseits: Paranoid zu sein schließt nicht zwingend aus, dass man auch wirklich verfolgt wird, oder? Grundsätzlich gilt: Alles ist möglich. Und den großen Bösen dieser Erde ist alles zuzutrauen. Eine spannende Diskussion ist es allemal, die sich da abspielt.

Da schau her, sage ich leise zu mir. Das sind hart arbeitende Leute, direkt am Puls der Realität, eher nicht so weltfremd wie diese Gutmenschen-Weicheier oder die üblichen abgehobenen Verschwörungstheoretiker. So ein Trucker kommt nicht nur herum und trifft dabei eine Menge Leute, er hat auch viel Zeit zum Nachdenken auf seinen langen Fahrten, Zeit um sich alles Mögliche durch den Kopf gehen zu lassen, notfalls auch mehrmals und von verschiedenen Seiten. Und Denken soll ja immens hilfreich sein beim Finden einer eigenen, halbwegs fundierten Meinung (ach, wenn all die Hasstiraden-Mitläufer und Kronenzeitungs-Nachplapperer das doch endlich auch mal begreifen könnten…).

Und mir kommt dieser Film in den Sinn, den ich immer wieder all jenen ans Herz lege, die sich für Geschichten aus dem Backstage-Bereich der hohen Politik interessieren: „Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“. Eine hochkarätig besetzte (DeNiro, Hoffman u.a.) Politsatire mit beängstigend vorstellbarem Hintergrund darüber, wie Meinungsmanipulation funktioniert und wie genial man das Volk von der Wahrheit ablenken kann, wenn sich nur jemand findet, der die nötige Kreativität samt Finanzen ins Projekt buttert. Ein wirklich heißer Filmtipp für alle, die ihn noch nicht kennen! Ich konnte mir´s nicht verkneifen und fragte die Jungs am Nebentisch danach. Zwei davon hatten ihn gesehen und wussten augenblicklich, wovon ich rede. Darüber entspann sich dann sofort ein neues Gespräch, dessen Anfang ich nur noch im Hinausgehen mitbekam. Ist aber sicher noch spannend geworden.

Ein Wort zum Schluss: Normalerweise lese ich die Kommentare zu meinen Texten recht aufmerksam. Manchmal antworte ich sogar darauf. Doch dieses Mal, Leute, seid mir nicht böse, werde ich mir das gleich ausbrechende Gegeifer ersparen und euch damit allein lassen. Denn eigentlich wollte ich ja ohnehin nur schnell erzählen, ganz unaufgeregt und fast wertfrei, was ich neulich im Truck Stop am Nebentisch gehört habe, mehr nicht.

Viel Spaß damit.

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Julian Tumasewitsch Baranyan

Julian Tumasewitsch Baranyan bewertete diesen Eintrag 15.01.2016 19:27:32

julbing

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BleibTreu

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Grubo84

Grubo84 bewertete diesen Eintrag 13.01.2016 22:38:42

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