„Ich bin ja einiges von dir gewohnt, aber mit deiner Wortwahl hast du dich diesmal selber übertroffen. Wenn ich nicht wüsste, was für ein netter Mensch du eigentlich bist, wäre ich womöglich entsetzt.“ So lautet ein Kommentar meines geschätzten Freundes W. unter einem meiner fb-Postings. Und nach kurzem Diskurs noch die Empfehlung: „Lass uns trotzdem gelassen bleiben!“

Ursache für die sanfte Rüge war ein offener Brief, den ich in Facebook auf der ÖVP-Seite und auch in meinem eigenen Profil gepostet hatte:

„Herr Mitterlehner, im Namen vieler Film- und insbesondere Western-Fans ersuche ich Sie dringend, sich nicht länger an dem Namen „Django“ zu vergreifen, denn er steht Ihnen nicht zu. Der originale Film-Django war im Gegensatz zu Ihnen geradezu ein Ehrenmann, dessen Beweggründe man zumindest noch nachvollziehen und respektieren konnte. Für Sie und Ihren eiskalten Zynismus allerdings kann ein anständiger Mensch nur tiefste Verachtung empfinden.

Aber nicht nur menschlich, sondern auch politisch sind Sie ein Versager, denn nur ein solcher konnte den Schildbürgerstreich begehen, zwei der wichtigsten Ministerien mit einem naseweisen Rotzbuben und einer verkniffenen alten Hexe, beide ohne Herz und Hirn und ohne jede Ahnung von der wirklichen Welt, zu besetzen.

Sicher, die Geschichte wird über Sie alle richten, und ihr Urteil wird nicht schmeichelhaft sein. Leider wird es dann vermutlich aber auch zu spät sein, um all das Unheil noch zu vermeiden, in das Sie uns hineinreiten. An Ihrem Größenwahnsinn werden wir noch lange tragen. Sollte ein gerechtes Schicksal Ihnen eines Tages doch noch das zukommen lassen, was Sie verdienen, dann möchte ich auf keinen Fall in Ihrer Haut stecken.“

Was ich noch auf keinen Fall möchte: Dereinst, nach der nächsten Katastrophe, nach der nächsten auf uns zukommenden dunklen Zeit, einer von jenen gewesen zu sein, deren Schweigen mithalf, schlimme Dinge einfach so geschehen zu lassen, ohne dagegen anzugehen. Meine Waffe ist nun mal die Sprache, sind nun mal die Worte. Und manchmal sind es starke Worte, und manchmal sind es für manche Geschmäcker etwas zu starke Worte, das mag schon sein. Zu obigem Text kann ich nur sagen: Ich selbst halte ihn für geradezu gemäßigt angesichts jener arroganten, menschenverachtenden, mit selbstherrlichem Grinsen vorgebrachten Meinungs- und Absichtsäußerungen, die mich so auf die Palme gebracht haben, und das nicht zum ersten Mal. Es tut mir leid, ich kann da nicht wie empfohlen gelassen bleiben, auch wenn ich es gern könnte, wirklich. Und ich kann auch nicht still zuschauen und mich heimlich ärgern.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Mein Freund W. ist auch keiner von denen, die zu geschehendem Unrecht schweigen, ganz im Gegenteil. Seine großartigen, beeindruckenden, vielschichtigen Gemälde transportieren immens starke Botschaften. Mit allen Mitteln seiner Kunst ist er ein unermüdlicher Kämpfer und Botschafter für Frieden und Menschlichkeit.

Doch wir beide sind wohl, wenngleich auf derselben Seite stehend, in vielem grundverschieden. Vor allem was die Manieren betrifft, scheint mir. Ihn halte ich nicht nur für einen genialen Maler, sondern auch für einen in sich ruhenden, im besten Sinne vornehmen, und vor allem wahrhaft guten Menschen. Ich selbst versuche zwar zumindest, ein ebensolcher zu sein. Nur stehen mir dabei mitunter mein leicht entflammbarer Zorn und damit einhergehend eine gewisse verbale Gewaltbereitschaft im Wege. Gandhi werde ich in diesem Leben keiner mehr. Was allerdings eher ein Temperaments- denn ein Charakterproblem sein dürfte, zumindest hoffe ich das.

Weißt du, ja genau du, der oder die auch grad ein wenig entsetzt war über meine grobe, respektlose Wortwahl: Manchmal, wenn mich das Leid der Welt, das unserem Möchtegern-Django und seinen Komplizen so offensichtlich am Arsch vorbeigeht, schier zu Boden drücken will und mich nachts kaum einschlafen lässt, dann weine ich eben. Und manchmal, wenn es gar zu weh tut, dann schreie ich. Und man möge bitte verstehen und mir verzeihen, dass ich mich in solchen Schmerzensschreien um eine gepflegte Wortwahl im selben Ausmaß kümmere, in dem sich die jeweiligen Angeschrieenen um Anstand, Empathie, soziale Gerechtigkeit, Verantwortung, Menschenwürde, Menschenrechte und dergleichen kümmern, nämlich gar nicht.

Das erlaube ich mir einfach, erlaube du es mir auch. Ich brauch es vielleicht, um nicht daran zu ersticken. Und sie haben´s eh nicht anders verdient.

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Monikako

Monikako bewertete diesen Eintrag 13.02.2016 19:07:21

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 02.02.2016 00:01:36

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