Pünktlich zum Start in das neue Jahr verspüren wir diesen wiederkehrenden Drang nach Veränderungen. Fokussiert blicken wir in ein neues Jahr, das wie ein unbeschriebenes Blatt vor uns liegt. Alles ist offen, Nichts scheint unmöglich. Die Zukunft ist unser ganz persönliches Projekt. Wir denken, wir schrauben, wir schmieden. Haufenweise Pläne, (gute) Vorsätze und eine schier unübersehbarer Aufbruchstimmung machen sich breit - voller Tatendrang, voller Enthusiasmus und voller Hoffnung. Uns soll Gutes widerfahren und das Beste passieren.
Und somit startet jedes Jahr aufs Neue mit einer unendlich langen Liste an Wünschen und Erwartungen. Wir sind auf der Suche nach Veränderungen. Immer. Überall. Sofort. Wir wollen die Welt entdecken, uns dabei selber finden, uns neu verlieben und uns im Alltag frei entfalten. Der Wunsch nach Veränderungen scheint keine Grenzen zu kennen. Geprägt und beeinflusst von unserer unmittelbaren Umwelt, unseren Vorbildern, unseren Idolen, wollen wir alle Hindernisse überwinden, um endlich anzukommen. Dabei ist unser Blick starr in die Ferne gerichtet, die Vergangenheit scheint für immer passé.
Aber wie oft sind Veränderungen gerechtfertigt? Ist es wirklich notwendig Vergangenem den Rücken zu kehren um weiter zu kommen? Ohne Rücksicht auf Verluste? Vergessen sind all die schönen Dinge die uns bisher widerfahren sind und die uns zu dem Menschen gemacht haben, der wir heute sind... Schauen wir uns doch einmal unsere Mütter und Großmütter an, die seit Jahrzehnten im selben Ort leben, den selben Mann lieben, den immer gleichen Beruf ausüben und dennoch glücklich zu sein scheinen... Sind Zufriedenheit und Genügsamkeit in der heutigen Zeit keine Option mehr? Vermutlich nicht. Glück bedeutet heutzutage vielmehr, ständig in Aufbruchstimmung zu sein, sich alles leisten zu können, um ja nichts zu verpassen, möglichst viel zu erleben und keinesfalls als langweilig zu gelten. Und womöglich sind Beständigkeit und Konstanz letztendlich einfach aus der Mode gekommen...