Eine Rezension von einem Film ist das nicht. Den Inhalt (Wahnsinn) erzählen, die Struktur (einfach), den Aufbau (schmerzend), Kameraführung (atemberaubend), Musik (genial) beschreiben werde ich hier nicht. Aber die Gefühle, die dieser Film bei mir geweckt hat, die möchte ich in Worte fassen.

Selten hat mich ein Film so erschüttert -  ist es deshalb, weil ich auch Künstlerin bin? Zwar keine Schauspielerin, aber als Musikerin auch permanten in diesem SpagatKunst-Kommerz gefangen. Dabei ist erschüttert nicht das richtige Wort.Radikal berührt... im innersten an der Wurzel meines Daseins erfasst. Ganz klar musste ich mich nach dem Film zu allererst an der Realität festhalten. Der arme Kerl ist (achtung spoileralarm) also einfach runtergesprungen. Hat es nicht ausgehalten. Und der Blick seiner Tochter zu den Vögeln am Himmel? Ach, sicher systemisch erklärbar. Die Arme ist jetzt in seinem Sog, der Entzug war wohl für die Katz. Aber so leicht lasse ich mich nicht mal mehr von mir selber überlisten. Diese Grenze, an der wir leben, wir Künstler, die wir uns auf eine Bühne stellen und dort unseren Lebensunterhalt verdienen, diese Grenze geht manchmal geradewegs durchs Herz und durchs Gehirn. Hier stelle ich da, hier bin ich ICH SELBST...ja lässt sich das denn trennen? Wer bin ich denn, wenn ichSAXOLADYbin? Bin ich wer anderer als jene ICH, die morgens Frühstück für die Familie macht? und wenn ich eine andere bin, wo ist dann die eine?

Ich weiß nicht, ob jemand, der keinen vergleichbaren Beruf ausübt, dieses Zerrissene kennt. Die Kunst ist eine unerbittliche Gefährtin, Herrin, Geliebte. Du arrangierst dich vielleicht mit ihr, redest dir ein, den Spagat zwischen Priesterschaft und Portmonnaie gefunden hast, freust dich über Erfolg, über Resonanz, darüber, die Rechnungen zahlen zu können - und plötzlich ist die Stimme wieder da. Unerbittlich zwingt sie dich, hinzuschauen. Bist du wirklich noch demütig deiner strengen Herrin untertan? Hast du es dir gemütlich gemacht in einem vorgegebenen Ablauf? Spürst du es noch? Spielst du das Lied oder spielt das Lied dich? und wenn das Lied dich spielt - wenn du soweit gekommen bist - bist du dann endlich ganz DU SELBST?

Lieber Birdman, hast du ihn gepackt, deinen Sklaven Riggan Thomson, ihn geläutert, ihn vernichtet oder ihn veredelt?

Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit ist schwer zurück zu erobern, wenn die Ahnung einsetzt.

Wärmste Emfpehlung.

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Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:04

Silvia Jelincic

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Bernhard Juranek

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fischundfleisch

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