Ist positives Denken erlernbar?

Ich hatte mit einem Menschen ein sonderbares Erlebnis, welcher mit positiven Gedanken und Ansagen die Welt zu verbessern versuchte. Seine Predigt, die er uns Veranstaltungsteilnehmern hielt, war geprägt von Ablehnung aller negativen Gedanken und Äußerungen. Ohne Ausnahme pflichteten ihm alle begeistert bei, auch ich. Werte erkennen, das Schöne sehen, sich an Begegnungen erfreuen und mit offenen Augen unsere hohe Lebensqualität genießen, ja super. Ich konnte ihm gut folgen und so war fürs erste der Vortrag sehr wertvoll.

Und doch beschlich mich nach ein paar Stunden ein unbefriedigendes Gefühl, irgendetwas stimmte nicht. Ich sah meine Handskizzen, die ich während des Vortrages mitschrieb, mehrfach durch. Ich fand nichts, was mein Unwohlsein nach diesem Vortrag zuzuschreiben war.

Aber es lies mich keine Ruhe, immer wieder rief ich mir das Gehörte ins Bewusstsein zurück und nach langem Grübeln wusste ich, was bei diesem Vortrag so ungut in mir nachwirkte.

Der Vortragende war immer von negativen Ausgangspositionen bei seinen Beispielen ausgegangen, z.B.: Vieles erkennen die Menschen gar nicht, an den schönsten Blumen gehen sie vorbei; dass was sie besitzen wird zu wenig Wertschätzung entgegengebracht. So meinte er, die meisten Menschen geben wegen der eigenen schlechten Lebensqualität ihren Mitmenschen die Schuld.

Jetzt war mir mein Unwohlgefühl schon klar, er hatte mich mit einem Schuldbewusstsein beladen. Zudem fehlte jeder Funke Humor in seinem Vortrag, ebenso wenig war nicht das Geringste an Fröhlichkeit zu spüren. Es war kein Humus in seinen Ausführungen, wohl klar an sinnvollen Texten, aber trocken, also keine Feuchtigkeit in dem Gebotenen. Staub der über die Anwesenden gestreut und denen der Witz und das Lachen nicht angeboten wurde.

Das ist manchmal auch bei Pädagogen zu spüren, sie sehen vor sich ein Jammertal statt einer Spielstätte für die ihnen anvertrauten Kinder. So bin ich für mich zu der Erkenntnis gekommen, derartige Vorträge nicht mehr zu besuchen. Ich werde in den Tiergarten gehen und dort von den Tieren meine Inspiration zum Positiven Leben holen, vielleicht setze ich mich auch in einen Park wo sich Kinder aufhalten.

Ja, so werde ich es halten. Erst vor kurzem ging ich an einer Kinderspielwiese vorbei. Ich habe dort auf die paar Meter Gehweg vielmehr Lachen gehört als bei einem stundenlangen Sparziergang, der an Geschäften, Lokalen, Kirchen und Universitäten vorbeiführte. Bei Kindern kommt der Frohsinn ohne Zwang, eben aus dem Gemüt heraus, ohne Vorlacher oder ohne Einklatscher. Aber auch einige Erwachsene haben Freude am Humor, so soll der Kommandant eines Luftschiffes, nach dem es in Brand geschossen wurde, an seine Mannschaft gemeldet haben: „Luftschiff brennt, ab jetzt kann geraucht werden“.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 07.06.2017 23:05:38

pirandello

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