Ein Selbstversuch als Feuerwehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr Schönaich.
Mein Vorgesetzter für die nächsten 30 Minuten heißt Frank Maier und ist seit über zwanzig Jahren bei der Feuerwehr. Als Gruppenführer trägt er die Verantwortung für neun Feuerwehrleute bei der Freiwilligen Feuerwehr Schönaich. Mit Blick auf die umfangreiche Ausrüstung frage ich ihn, ob schon einmal etwas Schlimmes bei einem Einsatz passiert sei. “Bisher nicht”, so seine Antwort. Ausrüstung und Ausbildung auf einem hohem Niveau, wie es mir erscheint.
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Neben einer besonderen Latzhose ziehe ich mir Spezialstiefel an, eine Feuerwehrjacke, Handschuhe, sowie einen passenden Helm. Die beiden Sauerstoffflaschen trage ich exakt so, als machte ich mich auf zu einem richtigen Einsatz: eng angeschnallt am Körper. Ein breiter Gurt mit zahlreichen Haken und Ösen macht mich als Aushilfsfeuerwehrmann komplett und ich fühle mich gut gerüstet. Nachdem ich die Atemmaske angezogen habe, schleicht sich jedoch zum ersten Mal etwas Unbehagen in meine erwartungsvolle Gefühlswelt. Mein Blick ist eingeengt, das Atmen fällt schwer. Zudem beginne ich zu schwitzen. Wer hatte eigentlich diese Idee, an einem sonnigen Sonntag Feuerwehrmann zu spielen, frage ich mich und gebe mir die Antwort gleich selber: Mein Daumen geht hoch, es kann losgehen.
Frank, bei der Feuerwehr geht man sofort auf die persönliche Anrede über, übergibt mir noch weitere Ausrüstungsgegenstände. In dem sogenannten Seilbeutel befinden sich Keile, eine Schere, eine Spezialschlinge für die Personenrettung und natürlich ein Seil. Auf die weiteren Gegenstände, die man bei einem Feuerwehreinsatz benötigt, verzichte ich und nehme nur noch eine Axt mit auf den Weg über die aufgebauten Hindernisse. Un das mit über zwanzig Kilo zusätzlichem Gewicht am Körper. Schon das Laufen zum ersten Hindernis ist ungewohnt. Es ist heiß, ich sehe nicht richtig und die Ausrüstung baumelt am Körper hin und her. Wenn ich jetzt noch zusätzlich ein Funkgerät bedienen müsste, mit einer Wärmebildkamera nach Personen zu suchen hätte oder auch Türen aufstemmen müsste, wäre ich komplett überfordert. Mir reicht die aufgestellte Gitterbox, die ich mit dem ersten Sprung erklimme. Danach robbe ich unter einem Holzgerüst durch und spüre den harten Asphalt, meine Knie im Übrigen auch.
Die Axt halte ich krampfhaft fest, so fest wie es eben mit den dicken Spezialhandschuhen geht. Das nächste Hindernis sind zwei aufgestellten Holzpaletten, beim Darüberklettern spüre ich wieder meine Knie, der Sprung auf den harten Boden verstärkt dieses Gefühl. Bei der vorletzten Herausforderung haben sich die Macher dieser grauenvollen Übung für Amateure wirklich etwas Besonderes einfallen lassen. Ein knapp fünf Meter langer Tunnel muss durchkrochen werden. Drinnen ist es dunkel, gefühlt fünfzig Grad heiß und eng. Die Sauerstoffmasken drücken von oben, die Axt stört mich und der Helm zwickt. Die Sicht ist gleich null. Am Ende des Mördertunnels, so werde ich ihn künftig nennen, wartet Frank und deutet auf das vor uns erscheinende Feuer. Mit knappen und klar verständlichen Worten erklärt er mir die Funktionsweise der Spezialdüse. Ich betätige den großen Hebel und spüre sofort die Kraft des Wassers. Der Schlauch spannt sich an und spritzt mit voller Kraft in Richtung des Feuers. Obwohl bei dieser Übung mit weitaus weniger Wasserdruck gearbeitet wird, als dies normalerweise der fall wäre, beeindruckt mich die Kraft. Mit einem Drehring kann ich die Strahlweite verändern und den Brand optimal bekämpfen. Nach kurzer Zeit ist das Feuer gelöscht und ich blicke meinen Truppführer zufrieden an.Das beschwerliche Kriechen und Springen habe ich in diesem Moment vergessen und ich fühle mich richtig wohl in meiner Feuerwehrkleidung, auch wenn das gelöschte Feuer ziemlich klein war und künstlich erzeugt wurde. Egal, Hauptsache gelöscht.
Im zweiten Teil meiner Freizeitausbildung geht es einem blauem japanischen Auto an die Türschweller und Motorhaube.Mit einem Spreizer und einer Schere fresse ich mich durch knarrendes Blech und splitterndes Glas. Mit über dreißig Tonnen Kraft beißen sich die beiden Werkzeuge hydraulisch ihren Weg frei. Während ich die schweren Geräte bediene und darauf achte, möglichst viel Schaden am Schrottauto anzurichten, erklärt mir Frank die richtige und professionelle Vorgehensweise der Feuerwehr bei der Personenrettung aus verunglückten Fahrzeugen. Nach Rücksprache mit einem Notarzt wird entschieden, ob die Person im Fahrzeug behandelt werden soll, oder durch die Einsatzkräfte aus dem Fahrzeug geholt werden muss. Dabei müssen die Lebensretter auf viele Dinge gleichzeitig achten. Die Ansatzpunkte für den Spreizer oder die Schere am Auto sind dabei ebenso wichtig, wie der Schutz der Person durch splitterndes Glas. Ich habe bei meinem Einsatz nur mit dem Gewicht der beiden Spezialgeräte zu kämpfen und muss nicht auch noch die Sicherheit eines Menschen gewährleisten.
Am Ende der Feuerwehrlehrstunde steht auch für mich die Einsatzbesprechung. Während ich mir die Ausrüstung ausziehe, gibt mir Frank weitere Einblicke in die Arbeit seiner Feuerwehrkameradinnen und -kameraden. Ich fühle mich zumindest temporär dazugehörig und freue mich über seinen letzten Satz: “Das hast Du gut gemacht“.