Unter dem Motto Physik-Lehrstunde: Wann ist ein HOHER WIRKUNGSGRAD? #afd #bundestag versucht hier
ein Mann im Sinne der AfD zu erklären, warum der Wirkungsgrad seines ("nicht besonders schicken" ) Diesel-PKW bei einem Verbrauch von 5,7l/100km höher sein soll als der eines Elektroautos (BEV).
Nämlich weil Diesel als "Primärenergie" in den Tank kommt und ohne Transportverluste die Nutzenergie erzeugt.
Für BEV wird dagegen zuerst die "Primärenergie" in Strom gewandelt, der wird dann transportiert, und im Auto verliert man nochmal Energie bzw. Wirkungsgrad.
Schauen wir uns diese Argumente mal genauer an.
Bei dem o.g. Verbrauch von 5,7l Diesel/100km werden auf 100km Fahrstrecke ca. 15,1kg CO2 freigesetzt. Incl. der Erzeugungs- und Transport-Vorketten sind es ca. 18,8kg CO2-Äquivalente.
Im deutschen Strom steckten in 2022 rund 460g CO2 pro kWh, incl. Vorketten der Erzeugung sind es rund 500g CO2-Äquivalent pro kWh (Schätzwerte):
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2023_05_23_climate_change_20-2023_strommix_bf.pdf
Ein "nicht besonders schicker" BEV (Beispiel BMW iX xDrive 50) verbraucht incl. Ladeverlusten hoch gegriffen 23kWh/100km, siehe WLTP Werte (TEH) Nennverbrauch im Link. Beachte: Im Nennverbrauch sind auch die Ladeverluste enthalten, der Fahrzeugverbrauch wird ohne Ladeverluste ermittelt.
Zur Wirkungsgradbetrachtung von BEV gehören auch die Trasportverluste des Stroms. Anhand der Daten von Destatis (Netzverluste / Abgabe an Letztverbraucher) erhalte ich für die Quartale 2/22, 1/23 und 2/23 im Mittel 6,3% Verluste.
Um die 23kWh/100km Strom für den o.g. E-BMW bereitzustellen, müssen also statistisch ca. 24,5kWh erzeugt werden. Dabei entstehen für den deutschen Strommix ca. 12,25 kg CO2-Äquivalente.
Anhand dieser Daten hat der besagte Diesel also einen um 53% schlechteren Gesamtsystem-Wirkungsgrad als der BMW iX xDrive 50.
Indem "AfD Bayern TV" das o.a. Video mit #afd #bundestag online stellt, wollen sie uns wohl weismachen, daß eine Diesel-PKW-Klimabilanz von ca. 18,8kg CO2-Äquivalente pro 100km einen höheren Wirkungsgrad beweist als 12,25kg CO2-Äquivalente bei einem elektrischen Mittelklasse-PKW???
Diese Botschaft paßt nahtlos ins Bild "Wir lügen dem Volk mal kurz etwas vor und hoffen, daß niemand die Daten im Hintergrund überprüft", wie es die AfD schon im Zusammenhang mit Folgen der Corona-Impfungen praktiziert hatte.
P.S.: In der Gruppe der stromhungrigsten Fahrzeuge in der EV-Database hat z.B. der Mercedes eVito Tourer Extralang 90 kWh einen TEH-Nennverbrauch von (nur) 28,8kWh/100km. Incl. Netzverlusten verursacht er damit statistisch 15,3kg CO2-Äquivalente pro 100km, und der Diesel des AfD-Mannes(?) liegt demegegenüber immer noch um 22,8% schlechter.
Liebe AfD, wenns um Zahlen geht, bleibt doch einfach bei den Folgen der katastrophalen Merkelschen 2015er Grenzöffnung. Da habt Ihr bisher völlig recht und seid womöglich genau deswegen auf dem Weg zur stärksten Partei bei der 2025er Bundetagswahl.
Aber mit der Verbreitung von Lügen bei anderen Themen sägt Ihr Euch systematisch selbst den Sympathie-Ast ab, auf dem Ihr bei mir als Wähler sitzt.