Beflügelt von "ich weiß nicht was", schwebt es durchs Geschäft."Danke,ich kenne mich aus" - o.k. ich bleibe sitzen und beobachte es durch die Überwachungskameras. Haarige Beinchen in Strumpfhosen, ein Omakleidchen über der Wampe, eine schlecht sitzende Perücke, ein uraltes Handtäschchen und zwei Rougeflecken, die eher an Backpfeifen als an Make up erinnern, dazu ausgelatschte Ballerinas. Warum frag ich mich? Warum und warum so schlecht? Männer in Frauenkleider sind mir nichts Neues, ich bewundere sogar einige Travestiekünstler, die mir als Makeup Artist noch so einiges in Sache Makeup beibringen können. Wenns gut gemacht ist: why not! I love it!-aber so??

Ich verstehe es nicht. Jede halbwegs modebewusste Frau fühlt sich bei dem Anblick persönlich beleidigt. Ich als Perfektionistin stelle da wohl andere Ansprüche. "Es" genießt meine Blicke und scheint sich sichtlich wohl zu fühlen. Aber wie ist das draußen? Hier ist ein geschützter Raum für Fetische aller Art, aber wie sind die Blicke draußen? Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie intolerant unsere Gesellschaft gegenüber Menschen mit ungewöhnlichem Aussehen ist. Warum tut man sich das an? Der Drang diesem Bedürfnis nachzugehen, scheint in dem Fall sehr stark zu sein.

Ein anderes Mal werde ich noch auf die Thematik "Gefangen im falschen Körper-Transsexualität" genauer eingehen. Meist wirkt es auch so, als ob es Jahrzehnte gedauert hätte, den Mut dafür aufzubringen. Ganz anders dagegen die junge Generation. Da hatte ich schon Menschen im Shop, wo ich selbst nicht wusste, welchem Geschlecht dieses Wesen zugeordnet ist. Sie leben ihre Persönlichkeit, jenseits jeglicher Normen und auch das erfordert sehr viel Mut. Bewundernswert. Aber genau diese Leichtigkeit macht den Unterschied. Wer Angst hat wird angreifbar – wer sich nicht drum kümmert, umso weniger.

Es schwebt wieder an mir vorbei und schwubs raus aus dem Shop, ohne etwas zu kaufen. Wahrscheinlich ab ins Auto, umziehen und schnell zur Vorstandssitzung. Mir erhellen ja solche Begegnungen den Arbeitsalltag, aber ich frage mich trotzdem, ob es sinnvoll wäre, für solche Männer eine Art Stylingberatung zu machen. Im geschützten Rahmen zum Wohle der Gesellschaft. Weniger ist oft mehr und wenn es für uns Frauen schon oft ein Mega-Aufwand ist, alles in Ordnung, lieb und adrett zu halten, dann haben diese Männer auch ein Recht auf Styling - aber eben auch auf eine Riesen-Portion Toleranz.

pic by bernhard,Regenbogenparade 2014

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Bluesanne

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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Herbert Erregger

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