Heute habe ich nicht schlecht gestaunt. Da bin ich nach vielen Tagen mal wieder auf FuF, schreibe (als Chefredakteurin dieser Plattform) einen kurzen, emotionalen Beitrag und meine Kollegin löscht ihn mit einer kurzen Nachricht an mich, dass ich Bezug auf andere User nehme, die diesen Bezug mit Sicherheit nicht wünschen. Im Klartext: Ich verstoße gegen die Gemeinschafts- bzw. Postingregeln. Hat sie recht? Ja, klar, dennoch nervt es, jetzt versteh ich wenigstens wie sich hier einige andere schon vor mir gefühlt haben. Wie dem auch sei. Einige wenige haben meinen Text gelesen, das ist besser als nichts.
Was mir am Herzen liegt, ist eigentlich etwas ganz anders. Lasst mich ein wenig ausholen: Ich hatte ein hartes Jahr. Bei mir wurde eine seltene Autoimmunerkrankung diagnostiziert und es gab Monate, wo ich mir wünschte, mich in Luft aufzulösen. Gelenkschmerzen. Flecken am ganzen Körper etc. Daher habe ich auf meinen Arzt gehört. Weg von FuF. Weg vom Ärger. Weg von der Arbeit in der Agentur. Weg vom Telefon – und ab in den Süden. Noch knapp zwei Wochen bin ich in Kroatien und kaum bis gar nicht online. Doch heute, heute möchte ich eine Ausnahme machen. Weil es mich beschäftigt und weil ich an eurer Meinung interessiert bin (wie immer gilt: Wenn dieses Hick-Hack wieder losgeht, dann sperre ich die Kommentarfunktion, weil mir das echt net gut tut und ich diese Streitereien net ertragen will und auch nicht muss. Auf Facebook kann man ja auch bestimmen, wen und was man zulässt, warum nicht auch hier?).
Also, der Reihe nach: Ich bin Christin. Ich hab sogar meine eigene kleine Kirche. Ich weiß schon, einige werden nun aufstöhnen und sagen, meine Familie sei radikal oder was auch immer. Mein Onkel ist Priester, ein wirklich cooler Priester, ein katholischer cooler Priester. Mein Vater hat eine kleine Kirche errichten lassen, hier in Kroatien. Nichts Besonderes, so um die 100 Quadratmeter groß. Sie ist einfach wunderschön. Bin ich gläubig? Ja. Bin ich tolerant? Ja, obgleich, und das möchte ich ehrlich sein, mein eigener Glaube für mich persönlich der schönste ist. Ich finde, so soll es auch bei jedem sein. Jeder sollte seine Kultur, seinen Glauben etc schätzen, denn nur so kann eine Weitergabe an nächste Generationen erfolgen.
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Ich frage mich aber zunehmend, wo die Grenzen zu einer radikalen Denke liegen. Bin ich radikal und weiß es nicht? Sind wir radikal und zu Dingen fähig, derer wir uns nicht mal bewusst sind? Und nun komme ich zum Punkt. Ich hatte auf Brac, wo ich gerade bin, eine sehr interessante Diskussion mit einer muslimischen Familie. Eine ausgesprochen nette Familie. Es stimmt mich nachdenklich, wenn sie mir erzählen, dass sie in Österreich dafür verurteilt werden, Muslime zu sein. Die Frau wird in der Arbeit (sie leben alle in OÖ) gemobbt – weil sie Muslimin ist.
Sie, nennen wir sie Esra, ist vor etwa 25 Jahren aus Bosnien nach Österreich geflohen. Sie sagte, dass sich niemand hätte jemals vorstellen können, was damals in Bosnien geschah. Von einem Tag auf dem anderen fand eine ethnische Säuberung statt. Muslime wurden ins KZ gesteckt, vertrieben und vergewaltigt. Niemand hätte das jemals für möglich gehalten.
Esra hat Angst, sagte sie mir. Nachdem sie erlebt hat, wie man kam, um sie zu vertreiben, hat sie Angst, dass es wieder passieren kann. Sie meint, in Österreich werde es eines Tages wieder so sein. Man wird die Muslime vertreiben. Alle Muslime, so wie vor nicht mal 100 Jahren die Juden. Die Anzeichen sind da, sagt Esra, sie hat es damals so erlebt und meint, sie werde es wieder so erleben. "Alle Muslime raus!, das wird kommen."
Nun ist es schwer jemandem, der exakt das schon einmal erlebt hat, zu sagen: Nein, das wirst du nicht erleben. Aber ich frage mich: Wird es jemals wieder ein rechtsradikales Regime geben oder haben wir dieses düstere Kapitel hinter uns? Ich weiß es nicht.