Ich schreibe diese Geschichte, um mir selbst zu helfen und für alle Mütter und Väter, deren Kleinkinder an heftigen Affektkrämpfenleiden.
Ich schreibe diese Geschichte, weil ich sein Gesicht nicht vergessen kann, das Gesicht meines Sohnes, blau und starr, des Todes nahe, da bin ich sicher.
Es war im Juni 2013. Theo war damals 10 Monate alt. Es war unser erster gemeinsamer Urlaub, alleine, nur Theo und ich. Papa musste arbeiten, wir hatten endlich Zeit für uns zwei. Ich habe es genossen. Wir flogen nach Kroatien, auf die Insel Brac, ans Meer. Das Wetter war traumhaft, noch keine Touristen, es gab kaum Regentage. Das Meer warm, wellenlos.
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Morgens sind wir zeitig aufgestanden, Theo war gegen sechs Uhr fit und zeigte mir unmissverständlich, dass er hinaus wollte. Den Kinderwagen mochte er nie sonderlich, also trug ich ihn die meiste Zeit in einem Tragetuch, was auch ich genoss. Theo war ein leichtes Baby, auch jetzt ist er kein großer Esser.
Theo ist uns schon kurz nach seiner Geburt durch sein Temperament aufgefallen. Ich weiß noch, als die Neugeborenen im Krankenhaus schliefen – nur meines wollte nicht. Wenn Theo etwas nicht will, dann macht er lautstark darauf aufmerksam. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Er hatte schon als Kleinkind eine unglaubliche physische Kraft, die uns oft beängstigt – obwohl er ein zartes Kind ist.
Ich hatte nie Ruhe in den ersten eineinhalb Jahren. Alle Tipps von Pädagogen, Freunden, Hebammen – nicht brauchbar. Eltern von Kindern, deren Kinder so extrem aktiv sind (ich will das Wort hyperaktiv bewusst nicht verwenden!), wissen, wovon ich rede. Ich konnte nicht einmal duschen oder aufs Klo gehen. Unmöglich. Zuhause war es kein Problem, da war ja mein Mann da, aber in Kroatien? Ich bat eine Nachbarin zu kommen. Und da geschah es. Der schlimmste Schock meines Lebens, der mich noch heute hält, wenngleich ich das Schlimmste in einer Therapie, wo ich im Prinzip eine Stunde lang durchgeweint habe, verarbeiten konnte (das Weinen half sehr!):
Ich ging die Stiegen hinunter ins Bad. Meine Nachbarin war bei Theo. Offenbar hat er sich den Finger in der Tür eingeklemmt und musste daraufhin gemerkt haben, dass ich nicht da war. Ich hörte ihn kurz weinen, dann nichts mehr. Ein ungutes Gefühl überkam mich und ich eilte hinauf. Sie hielt Theo in den Armen, er war starr, blau angelaufen. Ich nahm ihn schnell, lief ins Bad, spritzte ihm kaltes Wasser ins Gesicht. Kurz schrie Theo auf. Dann fiel er wieder in diese Starre. Wie ein epileptischer Anfall. Schrecklich. Er reagierte nun nicht einmal mehr aufs kalte Wasser. Ich nahm ihn und eilte hinunter auf die Straße. „Hilfe, Hilfe", schrie ich, "mein Kind, mein Kind!", schrie ich wie verrückt.
Ich lief ins Restaraunt nebenan, legte Theo auf den Tisch und schrie wieder. Die Kellner kamen, sie waren schockiert, sprachlos, sahen ein blau angelaufenes Baby, starr und hart wie Stein. Sie wussten nicht, was sie tun sollten. Wie lange noch??? Wie lange dauert dieser Alptraum noch??? 3 Minuten, 4 Minuten? Waren es schon mehr als 5? Ihre Versuche, ihn zurückzuholen, brachten nichts. Dann kam meine Nachbarin ins Restaurant, sie stand ebenfalls unter Schock. Doch sie war ruhig, viel ruhiger als ich. Sie drängte die Männer weg und sah, dass Theos Zunge die Atemwege blockierte – und zog die Zunge nach vor. Theos Körper wurde schlaff, er atmete wieder. Theo lebte, er lebte!! Ich war überglücklich.
Der Krankenwagen kam. Wir fuhren in die nächste Stadt, Supetar. Dort sagte man mir, dass das vermutlich heftige Affektivkrämpfe sind, die nicht zum Tod führen – doch das konnte ich nicht glauben. Niemand, der das sah, könnte das. Der eine Kellner sagte mir, dass er wochenlang unter Schock stand. Ein bloßer Affektkrampf?
In jener Nacht brachte ich kein Auge zu. Theo war sehr erschöpft und schlief die ganze Zeit, ich beobachtete ihn wie verrückt. Auch in den Tagen darauf fragte ich mich ständig, ob sein Gehirn in der Zeit seins „Blackouts“ mit ausreichend Sauerstoff versorgt worden war. Doch wir hatten Glück. Bei Theo ist alles bestens. Wir ließen ihn untersuchen.
Theo hatte solche Krämpfe danach noch drei- oder viermal. Ich habe dazugelernt, es ist überhaupt kein Problem mehr für mich: Ich bringe ihn in eine stabile Seitenlage, drücke mit zwei Fingern seine Zunge hinunter und sehe zu, dass er atmen kann, der Kopf sollte nach vor "hängen" – also bloß keine Rückenlage!
Ich habe keine Angst mehr, ich lasse mir keine Angst mehr machen! Affektkrämpfe sind im Normalfall nicht gefährlich, nur beim ersten Mal, da war der Tod schon bei uns, das weiß ich ganz genau. Ich war und bin meiner Nachbarin sehr dankbar, sie musste danach für längere Zeit Medikamente nehmen.