Als ich vor 15 Jahren eine eigene Wohnung in Wien bezog, wusste ich: Es muss der Wiener Naschmarkt sein. Die Lage könnte kaum besser sein. Man geht nur 10, 15 Minuten ins Stadtzentrum, und obwohl der beliebte erste Wiener Gemeindebezirk nur einen Katzensprung entfernt ist, fühlt man sich am Naschmarkt zuweilen wie auf einem dieser herrlichen Märkte in Istanbul. Und ja, ich liebe das. Ich liebe es, bei den Händlern dort abzuhängen und "Schmäh" zu führen, ich habe ihnen Hunderte wunderbare Stunden zu verdanken. Türken, Araber, Europäer, darunter Österreicher, Bulgaren, Serben und viele mehr – sie alle haben den Naschmarkt zu einem einzigartigen Ort der Begegnung, des Miteinanders gemacht. Ein Ort, der zeigt, das Multikulti funktionieren kann, und wenn Multikulti funktioniert, dann ist es eine Bereicherung. Zumindest für mich. Ich fühle mich dort Zuhause. Vermutlich auch, weil ich selbst Migrationshintergrund habe. In New York, wo ich zwei Jahre meines Lebens verbringen durfte, habe ich es nicht anders erlebt. Multikulti lebt – und es funktioniert.
Die Diskussion um das Kopftuch, die wir derzeit teils hasserfüllt führen, stößt mir übel auf, wenn ich daran denke, dass es viele Musliminnen gibt, die ihr Kopftuch schlichtweg gerne tragen. Mal ehrlich, wollen wir diesen Menschen wirklich sagen: Da dürft ihr es tragen, dort aber nicht? Zuhause schon, aber nicht im öffentlichen Dienst? Wollen wir das? Was kommt als nächstes? Wollen wir gleich weiter zu den orthodoxen Juden ziehen und ihnen ihre Kopfbedeckung (Kippa) abnehmen? Ich kann das für meinen Teil nicht verantworten und der Satz "wir sind hier in Deutschland" bzw. "wir sind hier in Österreich" (Nachsatz: "da gelten eben unsere Regeln") empfinde ich als brandgefährlich.
Aber Leute, worum geht es hier denn wirklich? Kopftuch-Debatten, die keiner braucht? Hier sollte es um etwas ganz anderes gehen. NÄMLICH UM UNS. Wir haben ein ganz anderes Problem. Wir sind nämlich das Problem. Wir können aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, nicht mehr offen über Probleme sprechen. Wenn wir es tun, sind wir rechts oder spielen zumindest den Rechten in die Hände. Und, wer will das schon? Aber dürfen wir deswegen schweigen? Wir haben hier in Deutschland und Österreich massive Probleme mit Migranten. Bleiben wir beim kleinen Österreich und nehmen mal die Zahlen her, nach denen so oft verlangt wird: Jeder zweite Häftling ist kein Österreicher. Ich zitiere bewusst aus einem Qualitätsmedium, damit es nicht wieder heißt, es komme von einer rechten Seite (Merket: Nur weil eine Seite "rechts" ist, lügt sie nicht!)
Die Integration droht nicht nur zu scheitern – sie ist längst gescheitert. Ich bitte die Vertreter von Linksparteien daher dringend um mehr Ehrlichkeit im (öffentlichen) Diskurs. Ich bitte Sie darum, Probleme als solche zu benennen und diesen ganzen Irrsinn nicht mehr zuzulassen. Es kann nicht sein, dass selbst abgewiesene Migranten noch immer frei in diesem Land herumlaufen. Ich erinnere an den Tod von Maria L. oder an die Frau vom Brunnenmarkt. Wollt Ihr das?
WIR sind zum größten Problem geworden, weil wir die Probleme nicht mehr als solche benennen. Warum, das weiß ich nicht. Haben wir Hitler nicht verarbeitet? Haben wir uns selbst nicht verziehen? Was unser Volk (ich wählen diesen Ausdruck ganz bewusst) den Juden angetan hat, ist unverzeihlich, und wir täten gut daran, es aufzuarbeiten. Aber sicherlich nicht, indem wir Mörder, Vergewaltiger und sonstige Gewaltverbrecher schützen!
Es kann nicht sein, dass es Moscheen gibt, in denen radikalisiert wird, und die in Deutschland und Österreich lediglich "beobachtet" werden. Das muss man sich mal vorstellen. An dieser Stelle DANKE an Amer Albayti, Vorstand der Liberalen Muslime Österreich, der uns auf diese Missstände immer wieder aufmerksam macht.
Es kann nicht sein, dass wir hier Kindergärten haben, wo die Kinder einer religiösen Gehirnwäsche unterzogen werden und wo ihnen Hass gegenüber Christen eingeimpft wird, und einige dann einfach meinen "naja, das ist halt so…" (übrigens einer der Gründe, warum Wiens ehemalige Stadträtin Sonja Wehsely endlich das Feld räumt, leider viel zu spät, der Schaden ist bereits angerichtet)
Es kann nicht sein, dass wir Kinderehen und Mehrfachehen akzeptieren, nur weil sie "internationales Recht" sind, hier sind neue Gesetze zu erlassen. Warum sprechen das so wenige aus? Was heißt, "das müssen wir akzeptieren, das war ja schon immer so, und das ist rechtlich gedeckt"? Macht es das denn besser? Ist es okay, wenn ein Kind im Rahmen einer Ehe vergewaltigt wird, nur, weil ein Gesetz drübersteht. Das kann doch nicht sein? Himmel, was ist nur mit uns los? Und ja, es mag schon sein, dass es in Teilen gewisser Kulturen eben so Sitte ist, aber jetzt gehört all das zu UNSEREM Alltag. Natürlich müssen wir uns daher die Frage stellen: Wollen wir das? Ich will das nicht!
Wir könnten all das so leicht abstellen bzw Schritte setzen, um Dinge zu verbessern. Durch Gesetze, durch Strafen, durch strenge Regeln, an die sich jeder, der hier leben will, zu halten hat, aber was passiert? Viel zu wenig, stattdessen wir aufgeschoben, verharmlost. Kein Geld für Menschen, die sich nicht integrieren wollen? Nein! Das ist menschenfeindlich, wo kämen wir da doch hin! Leute, so geht das nicht. Spricht man als Journalist mit Mitarbeitern unseres Integrationsministers Sebastian Kurz, schlagen die verzweifelt die Hände zusammen: "Ja, wir kennen die Probleme, aber unser Koalitionspartner sieht das anders und verhindert unsere Vorschläge…" Die können einem nur leid tun.
Es sieht nicht gut für uns aus. Flüchtlinge sind nicht unser Problem. Wir sind es.
Neulich kamen Freunde von mir zu Besuch. Wir saßen zu fünft am Tisch, es ging um Politik. Schon ging es los: "Unsere Männer sind auch gewalttätig, Missbrauch passiert am meisten Zuhause…" Im Ernst? Was denkt Ihr euch dabei, wenn Ihr so etwas sagt? Ja, natürlich, es gibt auch bei uns haufenweise Gewalttäter und Pädophile, keine Frage, aber stellt euch als Frau mal – ich übertreibe bewusst – auf den Hauptplatz von Kabul, am besten in Minirock, und sagt mir dann, ob es den Frauen hier wirklich genauso gut geht wie in gewissen Ländern, deren Bewohner nun eben gerade bei uns einwandern. Bitte bitte, hört endlich auf, Probleme zu verharmlosen! Es ist unerträglich geworden! Wisst ihr, wie viele Einrichtungen es hier für Frauen gibt? Was hier bei uns alles für Frauen getan wird?
Es kann nicht sein, dass Feministen und Feministinnen, die mutig und unermüdlich für Frauenrechte gekämpft haben, plötzlich das frauenverachtende Frauenbild gewisser Kulturkreise in Schutz nehmen! Das kann doch alles nicht sein! Manchmal denke ich, ich träume.
Es ist nun wichtiger denn je, dass wir all jene Menschen unterstützen, die sich für unsere hart erkämpfte Freiheit einsetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich die Einladung der großartigen Rebecca Schönenbach angenommen. Wie ich diese Frau bewundere! Die traut sich was! Rebecca hat eine Bewegung ins Leben gerufen, von der wir noch gar nicht wissen, wie wichtig sie sein wird:
FRAUEN FÜR FREIHEIT. Dazu schreibt sie folgendes:
Seit den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln und anderen europäischen Städten hat mich und einige Freunde vor allem eines entsetzt: Wie schnell Grundrechte für Frauen keine Selbstverständlichkeit mehr sind. Ratschläge wie das berüchtigte "eine Armlänge Abstand" der Kölner Oberbürgermeisterin, Journalistinnen, die den Opfern fremdenfeindliche Motive unterstellten, und nicht zuletzt das Versagen von Polizei und Justiz ohne nennenswerte Konsequenzen verdeutlichen, wie hoch die Bereitschaft ist, die Selbstverständlichkeit eines selbstbestimmten Lebens in Freiheit für Frauen aufzugeben. Daher haben wir die Initiative Frauen für Freiheit gegründet, die sich nicht nur für die Freiheit von Frauen einsetzt, sondern für die Freiheit der Gesellschaft insgesamt. Denn wenn Frauen eingeschränkt werden, ist dies nur der erste Schritt zur Entrechtung aller.
Ein Jahr nach Köln fordern wir nicht nur die uns zustehenden Grundrechte, sondern den Erhalt der Freiheit in allen Entscheidungen, die das Leben und die Liebe betreffen. Frauen, die vor Lebenslust sprühen, wenden sich gegen eine Kultur, die bereit ist, Einschränkungen als vermeintliche Vielfalt zu deklarieren. Dabei liegt unser Fokus nicht auf den Tätern, sondern auf den Reaktionen von Politik und Medien. Denn wenn Übergriffe auf Frauen zunehmend als Kollateralschaden gewertet, für statistisch irrelevant erklärt werden, wird Terror gegenüber Frauen nicht nur toleriert, sondern zur gesellschaftlichen Norm.
Vor zwei Wochen durfte ich Rebecca im Rahmen der ersten Veranstaltung "Frauen für Freiheit" in Berlin kennenlernen. Die Veranstaltung war unglaublich spannend, bekannte Journalisten Wie Henryk Broder und Anabel Schunke nahmen daran teil. Für mich war es etwas Besonderes, eine Ehre, ebenfalls daran teilnehmen zu dürfen. Warum, das habe ich eingangs erklärt: WIR DÜRFEN UNRECHT NICHT ALS RECHT AKZEPTIEREN UND MÜSSEN PROBLEME ALS SOLCHE BENENNEN. NUR SO WERDEN WIR SIE AUCH LÖSEN KÖNNEN.
Wir werden Rebecca daher künftig unterstützen. Menschen wie sie sind unglaublich wichtig.
Und noch etwas liegt mir am Herzen: Das Erstarken rechter Gruppierungen (AfD, FPÖ, Pegida & Co). Ich sehe diese als besonders große Gefahr an, auch Gruppen wie Freeman & Co geben Anlass zur Sorge. Schuld an all dem sind mit Sicherheit wir. Weil wir die Dinge verharmlosen und nicht beim Namen nennen, haben sie überhaupt erst so einen massiven Aufwind. Ich beobachte mit Sorge, wenn mir jüdische Bekannte voller Stolz erklären, sie würden die AfD wählen. Ich verstehe ihren Frust, finde ihr Handeln aber naiv und verantwortungslos. Heute sind es die Muslime, morgen werden es wieder die Juden sein. Ich übertreibe? Ich hatte als Journalistin ausreichend Einblick in rechte Grupperierungen und Parteien. Was für Rassisten da in Top-Positionen sitzen, ist ungeheuerlich. Aber freilich, die meisten Anhänger bzw. Wähler wissen das nicht, sie werden geblendet, verführt.
Ich kann mich nur wiederholen: Wir brauchen dringend einen öffentlichen, ehrlichen Diskurs. Wird es ihn geben? Ich war letzte Woche bei einem Vortrag von Joschka Fischer in Wien und wäre im letzten Drittel fast geplatzt. Es kann doch nicht sein, dass sich dieser brillante Denker hinstellt und über den Vormarsch der Rechtspopulisten klagt und in keinem einzigen Satz sagt, wie es zu diesem Vormarsch überhaupt kommen konnte. In keinem einzigen Satz geht es um Verantwortung, um die Frage: "Wie konnte es soweit kommen?" Stattdessen sagt Fischer, es gehe uns in Europa doch so gut. Oh Mann, womit vergleicht er uns da? Mit Äthiopien? Weiß er, dass die Armut hier rapide steigt, dass wir einem finanziellen Desaster entgegenblicken, weil wir weder Jobs noch Perspektiven für so viele neue BürgerInnen haben? Wo lebt dieser Mensch? Nun, vermutlich in einer noblen Wohnung. Ich fühlte mich ohnmächtig, wie ein Häufchen Elend saß ich am Ende da. Danach liefen sie alle hin zu ihm, schüttelten ihm die Hand. Nein, danke, wirklich kein Interesse. Denn Menschen wie Fischer tragen nun einmal einen guten Teil der Verantwortung, und es wäre schön, das auch mal aus ihrem Mund zu hören.
Daher, noch mal: Es muss jetzt um Ehrlichkeit gehen, darum, dass wir Probleme offen ansprechen, ohne gleich in irgendein Eck gestellt zu werden. Und wir haben wahrlich massive Probleme in Deutschland und auch in unserem kleinen Österreich. Und es sind auch keine Einzelfälle. Ich bin erschrocken, als die Zahlen kurz NACH den österreichischen Präsidentenwahlen veröffentlicht wurden, aus denen klar hervorgeht, dass die Zahl der landesweit begangenen Sexualstraftaten bereits zu 15 Prozent von Flüchtlingen verübt werden. Oh, Mann – 15 Prozent und dabei hat Österreich ja seit 2015 keine 150.000 aufgenommen (bitte korrigiert mich bei den Zahlen, wie viele es nun wirklich sind, @Grummelbart ist da besser als ich, wie auch hier nachzulesen ist).
Ich weiß nicht, was da in unserer Gesellschaft gerade passiert. Aber es sieht nicht gut aus.
Danke für Eure Zeit!