Es ist ja eigentlich kaum zu glauben, wie viele Virologen von Weltruhm sich unter uns Journalisten finden. Ich komme dieser Tage aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Journalisten, so viel ist sicher, wissen alles. Sie kennen die Wahrheit. Sie wissen, wie das Coronavirus tickt, sie wissen, wie-was-wann-wo-und-warum. Und natürlich wissen sie, dass Donald Trump irrt. Und zwar immer. Sie wissen einfach alles. Ein Wahnsinn eigentlich und warum kann nicht auch ich ein bisschen mehr davon haben? Mehr von dieser schier unendlichen Weisheit? Ist das eigentlich ein weltweites Phänomen oder können nur Österreich und Deutschland mit solch allwissenden Koryphäen der objektiven Berichterstattung aufwarten?
Ach, was soll's. Bringt doch nix. Ich schäme mich jedenfalls für so manchen Kollegen. Ich schäme mich, dass es keinen objektiven Journalismus in diesem Land gibt. Zumindest nicht in dieser einen, doch sehr wichtigen, Sache. Die einen werden gehört und zitiert, die anderen sind, egal, wie beeindruckend ihr Lebenslauf auch sein mag, wirre Verschwörungstheoretiker. Ist es das? Können wir Journalisten als Laien das wirklich beurteilen? Können wir sagen, wie gefährlich das Coronavirus ist und ob der Lockdown in diesem Ausmaß wirklich gerechtfertigt war? Und war es das wert? Die Wirtschaftskrise, die nun Einzug hält? Die vielen Menschen, die isoliert waren und deshalb krank wurden, vor allem psychisch?
Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich kann nicht nachvollziehen, woher diese Arroganz und diese Überheblichkeit kommen, ich weiß nicht, wo sie ihren Ursprung haben, aber die ganze Situation ist unerträglich. Fakt ist: Wir Journalisten, wir kennen die Wahrheit NICHT. Wir sind Unwissende oder im besten Fall Halbwissende. Unsere Pflicht besteht darin, sachlich und nüchtern zu berichten – und das niemals einseitig und tendenziös. Es darf einfach nicht sein, dass unreflektiert und ohne nachzufragen die Meinungen angeblich berühmter Virologen zitiert werden, auf der anderen Seite aber nicht minder angesehene Ärzte kaum Gehör finden, ja, diese sogar von Journalisten verspottet werden.
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Danke!
Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass es jemals so weit kommt. Dass der Meinungsjournalismus den objektiven Journalist ablöst. Dass wir vergessen haben, wofür wir stehen. Dass wir manipuliert werden und es nicht merken. Am schlimmsten finde ich die Arroganz und Bösartigkeit mit welcher über all jene berichtet wird, die anderer Meinung sind. Einfach widerlich!
Im Rahmen meiner Möglichkeiten werde ich immer andere Meinungen zulassen und ihnen Gehör schenken. Es ist für uns alle so wichtig, dass wir offen sind. Offen für andere Meinungen, offen für Neues.
(den letzten Absatz habe ich gestrichen, ich will nicht ausfallend werden).
PS: Die meisten, die das hier lesen, vor allem die deutschen Leser von @fischundfleisch, werden mich nicht kennen. Ich erlaube mir dieses scharfe Urteil aus folgenden Grund: Ich bin seit 20 Jahren Journalistin. Begonnen habe ich bei einem privaten Fernsehsender in Wien, war dann bei einer Zeitung in New York, kam zurück in die Heimat, wo ich bei der Verlagsgruppe NEWS arbeitete, parallel dazu machte ich Beiträge für den ORF, heute betreibe ich diese Plattform und schreibe unter anderem für die "Krone bunt", arbeite an Büchern, schreibe Drehbücher für Videos... Warum ich all das aufzähle? Weil ich jetzt schon den Aufschrei höre! Weil ich jetzt schon höre, ich sei ahnungslos und könne das nicht beurteilen. Oh doch, ich kann! Ich bin lange genug dabei und kann nur sagen: Widerlich, was da abgeht! Man kann sich nur schämen!