In Europa wird derzeit überall diskutiert, wie wir in einer multikulturellen Gesellschaft zusammenleben können. Im wahrsten Sinne des Wortes geht es grundsätzlich nur um drei Herausforderungen, die wir zu meistern haben.
Diskriminierungsbekämpfung
Inklusion, also die gesellschaftliche Akzeptanz anderer, ist sinnlos, wenn wir alle Formen von Diskriminierung, insbesondere den Rassismus und das Schüren von Vorurteilen, nicht bekämpfen. Rassismus, Vorurteile gegenüber anderen, existiert bei allen Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund. Dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe bzw. aufgrund ihres Namens einen Job nicht bekommen, ist eine Realität, die in Österreich nicht zu leugnen ist.
In der Europäischen Wertestudie 2011 lag Österreich im Vergleich – was die Antipathie gegenüber MigrantInnen betrifft – an der Spitze.
Der Anteil von ÖsterreicherInnen, die „Ausländer“ ablehnen – 23 Prozent – ist größer als in allen anderen EU Ländern. Wichtig zu erwähnen ist, dass 77 Prozent keine Antipathie zeigen. Die Europäische Wertestudie (European Value Study), die von einem internationalen AutorInnenteam durchgeführt wurde, bietet einen Überblick über Langzeitentwicklungen der Wertelandschaft in Österreich und anderen europäischen Länder. Über Jahresberichte nationaler sowie internationale Institutionen zum Thema Ablehnung bzw. Diskriminierung, Rassismus in Österreich will ich hier nicht eingehen. Übrigens dieses Problem wäre gelöst, hätte unser Land seine Vergangenheit richtig aufarbeitet. Es ist noch nicht zu spät dafür.
Dringende Reformen von österreichischen Schulbüchern
Die Ursachen für Diskriminierung werden in unserer Gesellschaft zu wenig ernsthaft diskutiert. Wie werden Menschen mit Behinderungen, anderer sexuellen Orientierung, Religionszugehörigkeiten etc…in SchulbücherN dargestellt? Nehmen Sie aktiv Teil an der Produktion dieser Schulbücher oder werden Sie nur als Objekt und nicht als Subjekte rezipiert? Auch Schulbücher sind Medien, die unsere Bilder über MigrantInnen prägen. „Wie werden MigrantInnen in österreichischen Schulbüchern dargestellt und wahrgenommen? Wie werden wir in unseren Schulen im Bezug auf Menschen, die einen andere religiösen oder ethnischen Hintergrund als die Mehrheit haben, eingeschult? Wie werden unsere Gehirne im Bezug auf andere “formatiert”?
In den meisten österreichischen Schulbüchern wird Migration und Integration als Problem dargestellt. Im Vordergrund steht der ökonomische Nutzen von MigrantInnen für die österreichische Gesellschaft oder die Bedrohung durch bzw. die Angst vor dem Fremden. Aufgrund der Arbeiten von Heidemarie Weinhäupl und Christa Markom, AutorInnen des Buches “Die anderen im Schulbuch” im Jahre 2007, wird im Bundesministerium für Bildung und Frauen an einem Leitfaden gearbeitet, um das oft veraltete und vorurteilsschürende Bild von Migration sowie Migrantinnen und Migranten in Österreichs Schulbüchern zu ändern. Die Bundespolitik hat begonnen, das Thema ernster zu nehmen.
Auch das neue Projekt von M-MEDIA „Diskriminierungsfreie Schulbücher für Österreich“ das bald mit dem Fachverband für Buch und Medienwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich will in diesem Bereich aktiv ansetzen. Da unsere Jugend die Zukunft von Morgen darstellt. Der Islam ist seit 103 Jahren in Österreich daheim – MuslismInnen in Österreich sind eine Realität
Gesetzliche Anerkennung bedeutet nicht unbedingt gesellschaftliche Akzeptanz. Obwohl der Islam seit 103 Jahren in Österreich rechtlich anerkannt ist, sind diese Religion und ihre Angehörigen in Österreich, die am meisten missverstandenen. Laut einer IMAS Umfrage im Jahre 2010 sehen 54 Prozent der ÖsterreicherInnen den Islam als Bedrohung, weitere 70 Prozent sehen einen Widerspruch zwischen dem Islam und den “westlichen” Werten. In den österreichischen Medien wird kein rosiges Bild vom Islam und MuslimInnen gezeichnet. Die negativen Assoziationen unserer Gesellschaft spiegeln sich in den Medien wider. In der Studie “Islam in den Medien” stellt Peter Hajek fest: “Mehr als 40 Prozent der Berichterstattung im Erhebungszeitraum waren in einem negativen Kontext. Um die 30 Prozent der Berichterstattung waren in einem neutralen Kontext, etwas mehr als ein Viertel stand schließlich in einem positiven Zusammenhang”.
Kopftücher, Minarette, die Rolle der Frauen in unserer Gesellschaft, Scharia, Terrorismus sind nur einige Themen, die unsere Gesellschaft mit dem Islam stark assoziiert. Wie in vielen anderen Ländern Westeuropas ist im letzten Jahrzehnt spätestens nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center auch in Österreich der antimuslimische Rassismus gesellschaftsfähig geworden. Während die Freiheitliche Partei Österreichs FPÖ um die Vorherrschaft über die Themenbereiche Moscheebau und Islam kämpfen, schweigen die großen Parteien. Sogar die Grünen, bekannt für ihren Mut für brennende, auch unpopuläre Themen, unternehmen nicht viel auf dieser Ebene. Probleme? Nein. Nur Herausforderungen, die unsere Gesellschaft, die nach dem zweiten Weltkrieg dieses Land wiederaufgebaut hat meistern kann. Weil österreichische Traditionen vielfältig und nicht starr sind. Wir können eine neue WIR Gesellschaft schaffen, wo Inklusion und Respekt die entscheidenden Säulen sind. Übrigens Gustav Mahler sagt: „Tradition ist die Bewahrung des Feuers, nicht die Anbetung der Asche.“