Ampel-Pärchen und Diskriminierungsbekampfung
Anlässlich des Life Balls, des Song Contests und der Regenbogenparade hat die Stadt Wien weltweit für positive Stimmung mit drei Ampel-pärchen Sujets gesorgt: Ein Paar aus Mann und Frau, zwei Frauen sowie zwei Männer – jeweils mit einem Herzchen. Das ist die initiative der Stadt Wien, um ein klares Zeichen zu setzen gegen Homophobie und für das Recht auf gleichgeschlechtliche Beziehungen. Ein sehr wichtiger weltweiter erstmaliger Schritt, der zu begrüßen ist. Hassverbrechen gegen LGBT Personen in der EU sollten gemeinsam bekämpft werden.
Am 17. Mai 2013 publizierte die in Wien ansässige Agentur der Europäischen Union für Grundrechte die größte jemals durchgeführte Umfrage zum Thema Hassverbrechen und Diskriminierung gegenüber LGBT-Personen. Das Ergebnis ergab, dass zahlreiche Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender-Personen (Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender in Englisch also Lesben, Schwule, Bisexuell und Transgender, LGBT) im Alltag nicht offen leben können.
In der Schule verbergen oder verheimlichen zwei von drei an der Umfrage teilnehmenden LGBT-Personen ihre sexuelle Ausrichtung. Im Berufsleben fühlen sich 19 % der TeilnehmerInnen an der Umfrage am Arbeitsplatz oder bei der Stellensuche trotz des durch das Unionsrecht garantierten Schutzes diskriminiert. 26 % der LGBT-Personen, die an der Umfrage teilnahmen, waren in den vergangenen sieben Jahren tätlich angegriffen worden oder Gewaltandrohungen ausgesetzt gewesen. In allen Mitgliedstaaten der EU wagen es 66 % der Befragten nicht, in der Öffentlichkeit die Hand ihres gleichgeschlechtlichen Partners zu halten. Bei homo- und bisexuellen Männern lag der Anteil bei 75 %. Das alles passiert in Demokratien, d.h. in Ländern wo Minderheitenrechte auch verfassungsrechtlich geschützt sind.
Es ist wirklich schlimm genug in so einer Situation zu leben. Und es ist unsere Pflicht uns zu engagieren für Bi/Homosexuelle/Intersexuelle/Schwule/Transgender/Queer.. und Heterosexuelle, damit die Rechte vor allem von diskriminierten Gruppen respektiert werden. Das ist eine gesellschaftliche und gemeinsame Aufgabe. In dieser gemeinsamen Aufgabe sollten wir bestimmte Gruppen nicht bevorzugen. So sehen das auch die TeilnehmerInnen der obengenannten Veranstaltungen. Nicht nur LGBTQI Personen nehmen aktiv bzw. passiv auf diesen Veranstaltungen teil. Sondern auch Junge bzw. Ältere, Menschen mit Behinderung, Menschen mit verschiedenen Weltansichten und ethnischen Zugehörigkeiten und Frauen. Das sind die fünf Kerndimensionen von Diversität jenseits von der sexuellen Orientierung.
Hierarchisierung von Diskriminierungsbekämpfung? In den sozialen Netzwerken sind Diskussionen entbrannt. Aber auch Missverständnisse. Manche verstehen nicht, warum 65.000 Euro dafür ausgegeben werden, für jene Ampel-Pärchen, deren Verwendung auf Wiens Straßen nur bis Ende Juni geplant ist. Die anderen hätten gern, dass die Stadt nicht nur LGBT Personen im Vordergrund pusht und meinen, es gäbe in der Antidiskriminierungspolitik der Stadt Wien eine Hierarchisierung der Diskriminierungsbekämpfung. (Also die einen wären wichtiger als die anderen.) Vielleicht ist es zu kurz gegriffen. Vielleicht wird vergessen, dass die Stadt Wien z.B. eine Anti-Rassismus Kampagne vor zwei Monaten unterstützte.
Zahlreiche Angebote zum Thema Antidiskriminierung werden in verschiedensten Abteilungen der Stadt abgewickelt. Menschen mit Behinderungen als Ampel-pärchen: Hätte die Stadt Wien die Möglichkeit diese Aktion zu verlängern, wäre es auf jedenfall entscheidend, die Motive auf die anderen fünf Kerndimensionen von Diversität zu erweitern. Wenn es gesetzlich machbar ist, sollte unsere schöne Stadt nicht nur während der Großevents Farbe bekennen, sondern tagtäglich. Vorstellbar wären Menschen mit Behinderung als Ampel-Motive in Wien zu sehen, genauso wie Frauen, Männer, Ältere und jüngere Menschen, Schwarze. Und warum nicht eine Frau mit Kopftuch als Motiv wie der Facebooker Sinan Ertrugul vorgeschlagen hat? Es geht darum, die Vielfalt dieser wunderbaren Stadt auch weltweit und für die hier lebenden Menschen mit verlässlicher Dauerhaftigkeit zu zeigen.
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