50% meiner Kinder hat nicht gewählt.
Trotz all meiner Ermahnungen, Appelle usf.
Sie wissen schon: Stimme verschenken, den Andersdenkenden mehr Macht geben usf.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Diese Hälfte meiner Kinder war zwar nicht gerade verzweifelt, aber doch immerhin ratlos.
Niemanden zu finden, FÜR den man ist, ist in einer Demokratie schon ein starkes Stück.
Und etwas zu wählen, das man auch nicht gut findet, nur um all den anderen seinen Protest anzuzeigen, das ist nicht Sache dieser Hälfte. Nicht, weil man Angst hätte, in irgendein Eck gestellt zu werden. Sondern weil eine Wahl heißt, zu zeigen, wie viele von einem Volk FÜR etwas sind. Mögen andere ihr Stimmverhalten taktisch ausrichten, Mehrheiten für etwas vermeiden wollen, GEGEN das sie sind. Mögen sie Mehr- oder Minderheiten, angedachte Bündnisse und Niemals-und-Nie-Bündnisse ins Kalkül ziehen oder es DENEN einfach nur zeigen wollen, dass man nicht für sie ist.
Ob Wahlverweigerer oder Gegenstimmen; ich denke, die, die es betrifft, haben schon gemerkt, dass sie etwas verkehrt gemacht und keine Zustimmung gefunden haben. Und angesichts der großen Apparate, die analysemäßig dahinter stehen, werden sie auch ahnen, was.
Nicht- und Gegenwähler haben, so oder so, ihre Meinung genauso zum Ausdruck gebracht wie die aktiven Wähler. Das immerhin ist Sinn einer Wahl. Mit deren Resultat dann alle fertig werden müssen.
Auch das ist Demokratie: Man wird damit leben müssen. Die Aktiven, indem sie neu gestalten, die Passiven, indem sie hoffen, es richtig gemacht und ihren Wählerwillen ausreichend dargestellt zu haben.
Hinterher kann und, ja, muss man sogar analysieren, wenn man sich denn vorher nicht schon mit Prioritäten auseinander gesetzt hat. Aber hinterher noch Wahlkampf zu betreiben, ist vollkommen sinnlos. Die Sache ist getan.
Und wirklich haben Otto Normal-Wähler und Nicht-Wähler längst einen Haken unter die Sache gemacht. Der Rest, die Regierungsbildung, ist nicht mehr ihrs. Allenfalls, wenn sie wegen Nicht-Zustandekommens noch einmal wählen müssten. Was Gott oder wer auch immer verhüten möge.
Und doch entsteht in den Netzwerken der Eindruck, jetzt, jetzt erst ginge es los.
Aber was, fragt sich Normal, was soll denn da jetzt losgehen?
In den Netzwerken schallt, was da schon seit Monaten, wenn nicht gar Jahren schallt: IHR (wobei offen bleibt, wer denn da nun eigentlich gemeint ist, die "Eliten", die "Gutmenschen" oder wer auch immer) unterdrückt uns, hetzt gegen uns, lasst uns nicht die Anerkennung zukommen, die uns gebührt.
Leise schleicht sich die Ahnung ein, dass über die Zeit dem Einen oder Anderen die Opferrolle zu gefallen begann. So, dass er jetzt nicht mehr darauf verzichten mag, trotzdem (oder weil?) jetzt das Wichtigste vorbei ist. Das eigene Zutun nämlich, mehr bleibt da nicht. Den Rest müssen die Anderen machen. Und wir werden sehen, wie gut oder schlecht sie es tun.
Gesunkene Mehrheiten, gestiegene Minderheiten, Phönixe aus der Asche, ganz Neue, die sich werden beweisen müssen. Und zweifelnde Mitkämpfer, die aussteigen, ehe es richtig losgeht. Wir schauen zu, staunen über das, was wir getan und was die anderen daraus wohl machen werden.
Das ist die Demokratie, wie sie uns vorgesetzt wurde, die bei den Meisten Zustimmung findet. Und Manchen in großer Leere zurück lässt: Gekämpft, auf die eine oder andere Weise gesiegt, aber dennoch kein Sieger, sondern nur Teilnehmer an etwas, von dem man sich aussuchen kann, ob man es nur in Grund und Asche reiten oder mitgestalten will. Wer aussteigt, hatte wohl Zweifel am Gestalten. Was die Anderen nicht hindern sollte.
Aber: Gestalten heißt immer, etwas Aufbauen. Niederreißen kann nie positiv sein. Nicht, solange man nicht viele auf seiner Seite und eine machbare Vision hat.