oder: Die Sache mit der Meinung
oder: So weit sind wir gekommen
FeineSahneFischfilet, von den Medien heftigst verteidigt, ist, soviel sei mal klar, eine Punkband. Ihr Sänger sagt, dass er zwar immernoch nicht singen könne, aber dennoch inzwischen bei "Rock am Ring" auftrete. Woran man erkennen kann, dass es bei dieser Art Musik nicht unbedingt auf Musikalität ankommt, sondern auf Krach und ... vielleicht Statement. Randale ergibt sich da von selbst.
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FeineSahneFischfilet wurde eine Zeit lang verteufelt und hat sich irgendwann nach links geschlagen. Was ja jedem selbst überlassen sein muss, aber keinen verpflichtet, sie zu mögen, einerseits, und schon gar niemanden, sich ihretwegen in Gefahr zu begeben, andererseits.
Frau Perren, Direktorin des Bauhauses, kann über FSFF denken, was sie will. Nicht das ist Ursprung ihrer Entscheidung, deren Konzert in ihren Räumlichkeiten abzusagen. Frau P. trägt eine Verantwortung für den Ort, dem sie vorsitzt. Und Bauhaus ist ein insofern historischer Ort, als die Nazis die Bauhäusler, um es vorsichtig zu sagen, nicht eben mochten. Schon 1931, da war Hitler noch gar nicht, wo er nie hätte hinkommen sollen, aber doch weit genug, verkündeten die Nationalsozialisten ihren Wunsch:
"Sofortige Streichung sämtlicher Ausgaben für das Bauhaus. Ausländische Lehrkräfte sind fristlos zu kündigen, da es unvereinbar ist mit der Verantwortung, die eine gute Gemeindeführung gegenüber ihren Bürgern zu tragen hat, daß deutsche Volksgenossen hungern, während Ausländer in überreichlichem Maße aus den Steuergroschen des darbenden Volkes besoldet werden."
(Falls diese Diktion wem bekannt vorkommt, mag das kein Zufall sein.)
Frau P. sollte also in keinerlei Verdacht stehen, rechts zu sein oder aber vor Rechten umzuknicken. Aber gerade eben aus der Geschichte des Bauhauses heraus und aus der Verantwortung für deren Bewahrung kann Frau P. grundsätzlich entscheiden, wie sie es für richtig hält.
Dass in D. neuerdings bei bestimmten Gelegenheiten ein durchaus unzivilisiertes Klima herrscht, dass es wenig Sinn macht, rechte und linke Gewalt auseinander zu dividieren, wenn da ein Haus (die Kunststudenten sollten viel Licht haben) viele Fenster hat, mag Frau P. durch den Kopf gegangen sein. Was nichts anderes bedeutet, als dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst ist. (Was immerhin mehr war als die wankelmütigen Aussagen des Stiftungsrates, der sich mit einem nachdenklichen Jein aus der Verantwortung geschlichen hat. Einerseits hätte man mehr nachdenken sollen - was ich Frau P. mitnichten abspreche - andererseits stehe man hinter ihr.)
Ein politisches Statement zweifelhafter Art abzugeben, bedeutet nicht zwingend, Dinge aufs Spiel zu setzen, die einem anvertraut sind. Jene, die - egal von welcher Seite - Randale machen, haben hernach nichts damit zu tun, wenn die vielen Scherben eines fensterreichen Hauses wie des Bauhauses aufgeräumt und deren Restaurierung finanziert werden müssen.
Insofern finde ich Frau Perrens Entscheidung zur Absage des Konzerts weder charakterlos, noch meinungsschädigend, ja , nicht einmal feige, sondern nur vernünftig und verantwortungsbewusst.
Denn: Meinung und deren Freiheit ebenso wie die der Kunst (sei sie so fragwürdig wie auch immer) sind ideelle Parameter, ein zerstörtes Haus aber ist ganz real.
Wenn das Konzert nun statt im Bauhaus im Brauhaus stattfand, mag das eine passende und logistisch leicht zu händelnde Umverlegung gewesen sein, an der sich jene Fans, die innerhalb einer halben Stund alle Karten aufkauften, nur wenig gestört haben dürften.
Die in den Medien als Störung der Meinungs- und Kunstfreiheit deklarierte Absage des Bauhause kann ich als solche nicht erkennen.
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