Als der Wind den Sand berührte* ...

... war der Reisefotograf nicht dabei. Der fotografierte liebe Beduinen, die ihn freundlich in den Arm nahmen, lächelten und sich sagten: Der geht ja wieder heim. Und ein wenig Geld hatte es auch gebracht.

Beduinen sind ja nicht blöd. Sie wissen, dass ein fotografisch festgehaltenes Lächeln anderswo Geld einbringt. Wenn der Fotograf einen Reisebericht schreibt mit Fotos dazu.

Alle Menschen werden Brüder oder so. Halt bloß, dass man einander nicht zu nahe kommen soll. Bleib du, wo du bist, Beduine, dann komme ich nur gelegentlich her. Und alles ist gut in der Besten aller Welten.

So ein Beduine mit Zusatzverdienst, sei er so klein wie auch immer, kommt ganz gut zurecht. Sogar in der Wüste. Er weiß, wie man es macht. Und wenn auch immer nicht alles von glockenklarer Reinheit ist ... der Beduine kommt durch.

Der Beduine kennt nicht jene, die die Sahara vor sich und den Bürgerkrieg hinter sich haben. Genauso wenig wie der Reisefotograf. Denn in gefährliche Gegenden geht so ein Reisefotograf nicht hin. Damals, in den Anfängen der Afrikareisenden, gab es einen, der in die Verbotene Stadt reiste (nein, er fuhr nicht, denn mit Rädern hatte die Sache nur wenig zu tun) und hernach sagte: Ich war in Timbuktu.** Der hatte es schwer und wäre dabei beinahe drauf gegangen. Mit heutigen Reisefotografen hat das nun aber auch gar nichts zu tun.

Weshalb sie die mit der Sahara vor und dem Bürgerkrieg hinter sich eben nicht kennen. Und sich trefflich einreden können, jeder möge da bleiben, wo er hin gehört. Sei es da so gefährlich, kärglich, trocken wie auch immer. Selber schuld, tönen die einen ( nicht nur die Reisefotografen, die ja sowieso keine Ahnung haben), euch werden wir es zeigen die anderen, die schon ein wenig mehr Bescheid wissen, aber es unter der Decke halten möchten.

Ignoranz, denke ich mir, ist der Anfang von allem Übel. Was wir nicht sehen, kennen wir nicht. Was wir nicht kennen, denken wir nicht. Was wir nicht denken, können wir nicht wissen und in Ignoranz in etwas verwandeln, das uns selbstgerecht behaupten lässt: "Selber schuld!".

Als der Wind den Sand berührte geschahen Dinge, die wir lieber nicht gewusst hätten. Und wenige nur wissen um sie.

*https://de.wikipedia.org/wiki/Als_der_Wind_den_Sand_berührte

**https://de.wikipedia.org/wiki/René_Caillié

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