... trink nicht so viel Kaffee.

Nicht für Kinder ist der Türkentrank,

schwächt die Nerven, macht dich blass und krank.

Sei doch kein Muselmann,

der ihn nicht lassen kann.

Finn Frandsen

Ich bin ja von Haus aus eher Teetrinker.

Jeder so, wie er´s in seiner Kindheit gelernt hat. Und da kochte meine Mutter, während wir uns durchs morgendliche Badritual schoben, in einer bauchigen Kanne Tee. Schwarzen Tee. Die Kanne fasste acht Tassen. Und da hängte sie ein metallenes Teeei rein, das mit einem Haken an der Kannentülle festgehängt wurde bis der Tee durchgezogen war. Jaja, ein Teeei für acht Tassen, höre ich manchen sagen. Ist ja lächerlich. Aber damals war das eben so und verhinderte immerhin, dass wir Kinder zu viel von diesem anregenden Etwas abkriegten. Denn wir waren auch so munter genug.

Und auch der Tee selbst war jetzt nichts so großartig Besonderes. Auf der Packung stand einfach "Schwarzer Tee" drauf. Keine Herkunft, keine Machart, kein Was-auch-immer. Bestenfalls gabs da noch "Grusinischen Tee". Wir haben nicht groß drüber nachgedacht, wo genau denn dieses Grusinien liegt. Und erst heute weiß ich, dass das der russische Name für Georgien ist. Der grusinische Tee war etwas heller, goldener in der Tasse als dieser andere namenlose schwarze. Und sicherlich hat er auch anders geschmeckt. Aber, bitte, wie soll man auf diese Feinheiten kommen bei einem Teeei für acht Tassen?

Erst später fingen meine Eltern an, regelmäßig Kaffee zu trinken. Da war ich schon an die Welt der Teetrinker verloren. Ich hatte Earl Grey entdeckt, der - wie ich jetzt weiß - Resultat eines Unfalls ist und nicht sonderlich für meinen guten Teegeschmack spricht. Aber (was solls?) mir schmeckts halt. Wir tranken ja damals alle viel Tee und kamen auch ohne diese Vielfalt aus, die sich erst mit den Jahren entwickelte. Wir schütteten im Winter Rum oder den wunderbaren Rumtopf (Birne, Himbeere, Pflaume; ein Drittel pro Tasse) rein. Und unseren Kindern gaben wir bei Bauchweh Kamillentee und sonst Fenchel oder Pfefferminz.

Grüner Tee hat mir nie geschmeckt und noch heute weiß ich nicht, was ich mir unter weißem Tee vorstellen soll, den ich vor einiger Zeit im Laden sah.

Inzwischen gibts ja Teeläden! Da stehen meterhoch die unterschiedlichsten Sorten bis zur Decke hoch. Und wenn ichs bis dahin nicht ahnte, muss mir doch jetzt klar werden, dass ich von all dem keine Ahnung habe.

Was ja noch mehr für Kaffee gilt. Obwohl ich so meine Vorstellung von den Dingen entwickelte im Laufe der Zeit. Den Anschauungsunterricht kriegte ich, wie so oft, bei meinem Vater, der irgendwann einmal ein Päckchen grünen Kaffee erstanden hatte. Und da stand er dann mit der Bratpfanne in der Hand und röstete das Zeugs selbst. Was bei mir immerhin eine Vorstellung von der ganzen Sache weckte. Wie so oft war er damit seiner Zeit weit voraus. Dass die Bohnen bei diesem ersten Versuch reichlich dunkel wurden, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Dass das genau richtig war für die kleine Maschine, die meine Eltern aus Ungarn mitgebracht hatten, ahne ich erst heute.

Jedenfalls wars ein tolles Erlebnis für alle Sinne wie da die Bohnen aufploppten, immer dunkler wurden und dieser Wahnsinnsgeruch durch die Küche zog.

Wie auch soll man wissen, dass durch diese starke Röstung zwar feinere Geschmacksnuancen wie "floral" oder "citrus" (jaja, das gibt es beim Kaffee) verloren gehen, aber eben auch die Säuren (das sind keine Bitterstoffe!), die bei Vieltrinkern auf den Magen schlagen. Aus eben diesem Grund ist Espresso, der erst richtig gut wird, wenn er sich wie ein Mäuseschwanz aus der Maschine schlängelt, so viel besser verträglich. Obwohl so ein Laie wie ich gerade das Gegenteil denken würde.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Wasser, das zwar kalkhaltig sein muss, aber nicht zu viel Kalk haben darf. Und Magnesium muss drin sein. Hab vergessen, warum. Die totalen Kaffeeprofis nehmen deswegen auch kein Wasser aus der Leitung, denn nur an wenigen Orten ist das optimal. Sondern kaufen es in Flaschen mit genau der richtigen Zusammensetzung, und zum Zehnfachen des Leitungswasserpreises. Aber darauf kommts bei so richtig gutem Kaffee auch nicht mehr an.

Beruhigt hat mich übrigens, dass im Westen zwar früher sehr viel mehr Kaffee getrunken wurde als bei uns im Osten (Wir hatten ja nüscht, schluchz!), aber eine Kultur des Kaffeetrinkens gibts hier auch erst seit eingen Jahren. Kaffee, morgens gekocht, fertig mit Milch und Zucker in der Thermoskanne für den ganzen Tag ... da grausts mir aber auch ... wurde gern auf Arbeit mitgenommen, hörte ich.

Erst mit diesen Läden, deren Becher man dekorativ vor sich her tragen konnte ("Ich kanns mir leisten." ), entwickelte sich Kaffee von Frau Sommer und der spießigen Gemütlichkeit weg zum Lifestyle-Produkt. Seitdem darfs auch mal wieder ein bisschen teurer und exotischer (aber dafür fair!) sein.

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Natürlich gibts noch jede Menge mehr über Kaffee und Tee zu sagen. Grob oder Fein (gemahlen oder geschnitten), mit oder ohne Milch und/ oder Zucker. Ganze Legenden und Weltanschauungen ranken sich da herum.

Aber die Wirkung!

Koffein wirkt insgesamt anregend (aber deswegen trinken wir das Zeugs ja), weil es u.a. an irgendwelche Rezeptoren im Gehirn andockt, die normalerweise bei Anstrengung Müdigkeit signalisieren. Wir bleiben länger wach. Was in Maßen gewünscht und angenehm sein kann, in Mengen jedoch gefährlich ist (siehe unser Kanon da oben) ...

... und mir gestern passierte.

Was diesen vielleicht etwas verworrenen Blog erklärt.

Jetzt bin ich aber müde!

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 27.05.2016 22:02:33

Margaretha G

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