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Es ist ungefähr 15 Jahre zurück, dass ich ihn kennen lernte. Natürlich nicht persönlich, ihhh, bewahre. Dazu bin ich ein viel zu kleines Licht. Sozusagen lernte ich ihn kennen, aber er mich nicht. Jedenfalls nicht persönlich. Für ihn war ich eine von soundsovielen von dieser einen Sorte. Zum Glück war ich keine von denen, die er gerade aus der Obstkiste aussortieren wollte. Mit meiner eben erlangten Unkündbarkeit (gibts das heute noch?) schien ich für ihn uninteressant. Bestenfalls, dass er versuchen würde, mich raus zu ekeln, wenn er mich denn schon nicht auf anständige Weise loswerden konnte.
Und da ich schon einmal zu jenen gehörte, die erst einmal bleiben würden und jene mehr gewordene Arbeit auf weniger Schultern erledigen mussten, schwor mich der Berater auf die "neue Linie" ein. Sie wissen schon: Zuckerbrot und Peitsche.
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Das Erste, was er tat, war mich für zwei Tage in ein Hotel zu schicken, wo sie uns in den Tagungsräumen erklärten, wie die neue Linie so aussieht. Und natürlich, dass das eine ganz tolle Sache ist. Als Nächstes machte der Berater eine Mitarbeiter-Umfrage, um mal zu klären, wie die Leute so über dieses neue Zeugs denken. Und weil sie ganz euphorisiert aus dieser Hotelgeschichte zurück gekommen waren, hielten sie sich mit kritischen Anmerkungen zurück. Was umso leichter fiel, als der Berater irgendeine alte Befragung genommen und nicht einmal für unsere Firma modifiziert hatte. Passte eh nich zu uns.
In der nächsten Zeit kriegten wir neue EDV-Programme, neue Verfahrensrichtlinien. Und gelegentlich arbeiteten wir schon morgens um sechs oder ganz und gar im Zweischichtsystem. Weil die neuen PC-Programme nicht gingen und unser Arbeitgeber und/oder der Berater der Sache nicht traute. Manchmal wurden Überstunden angeordnet. Manchmal saßen wir mit hohlen Augen auf der Arbeit, weil unser Pensum nicht zur Zahl der Mitarbeiter passte.

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Und gelegentlich irrte das Gerücht über die Gänge, dass man zwar Personal, nicht jedoch die Personalkosten eingespart hatte, weil anstelle der vielen Arbeitsameisen ein paar Großkopferte mit Einzelverträgen weit über dem Tarif eingestellt worden waren. Ein paar von den Großkopferten kamen direkt aus dem Haus des Beraters, der nicht den Fehler machte, sie allzu lange bei sich zu behalten. Er verstand sich als Sprungbrett. Und seine ehemaligen Mitarbeiter sahen das auch so.
Und irgendwann sprach keiner mehr von dieser neuen Linie, weil es inzwischen schon wieder eine ganz andere gab. Bei der machte man sich nicht noch einmal die Mühe mit dieser Hotelsache. Inzwischen war unten angekommen, dass das Pflaster heiß ist. Und inzwischen war eine Generation jungen Nachwuchses gekommen, die an jede Linie geglaubt hätte, würde sie ihr nur den Aufstieg und mehr Geld verheißen.
Und seither gibts immer weniger Mitarbeiter, immer mehr kluge Leute, die vom Job nichts verstehen und immer mehr geschmeidige Junge, denen ich es nicht übel nehme. Denn irgendwie ist es ja überall so. Dabei wollen sie doch auch nichts anderes als Planungssicherheit, damit sie auch mal ein Haus bauen und Kinder kriegen können.
Neulich kam einer von den Chefs. Der drohte nicht offen, mahnte aber dann doch irgendwie die Geschmeidigkeit von uns Alten ein, weil sonst ... Wie gesagt, er drohte nicht offen, sondern erzählte nur, was anderen aus der Firma anderswo passiert ist. Und die Jüngste von uns sprang tatsächlich ganz verschreckt darauf an, fragte gleich "wann" und "wie".
Wir Älteren reagierten da etwas gelassener. Wir kennen so etwas schon länger. Vor zwanzig Jahren, als mir unser Direktor sehr viel offener drohte, antwortete ich: "Da sei der Betriebsrat vor.". Inzwischen weiss ich, dass ich mir im Fall des Falles lieber einen guten Anwalt nehme. Das habe ich früher schon getan und gelte seither als streitbarer als andere.

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Aber sie versuchens, immer wieder.
Ob dieser Berater noch immer bei uns rumspringt? Keine Ahnung. Inzwischen sind wir ja quasi infiltriert von Leuten, deren Mittel der Wahl Personalabbau ist. Irgendwann dürfen sie ihren Sch... alleine machen. Aber wenns hart auf hart kommt, sind sie vermutlich schon längst weiter gesprungen. Sone baden nie etwas selbst aus. Wenns ein Vorbild/ Abbild der Ratten auf dem sinkenden Schiff gibt, dann sind sie das.