Die Philippinen, die meisten wissen das, sind ein Inselstaat in Südostasien.
Bei Menschen der westlichen Welt sehr beliebt, weil es dort so nett, so billig und, ja, auch das, so schön katholisch ist.
Man(n) kann sich gut Frauen von dort holen, die das zart-asiatisch-heimische mit den eigenen religiösen Wertvorstellungen verbinden.
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Aber nicht davon soll die Rede sein.
Lassen Sie uns vom Kehrtrupp reden.
Jenen, die im Auftrag der großen Internetriesen alltäglich 24/7 das Netz von üblen Inhalten reinigen:
Kinder- und Tierquälerei, Mißbrauch, überhaupt Gewalt, jede Menge Blut, Sex vor der Kamera, terroristische Bekennervideos mit ohne Köpfe - all das muss von den Bildschirmen entfernt werden. Möglichst, ehe es dort aufscheint.
Und weil man als Normaluser sich gar nicht vorstellen kann, was alles von dieser Art täglich ins Netz gelangt, lässt sich auch schwer nachvollziehen, welche Mengen an psychischem Unrat so ein Mitarbeiter dort in Manila in jeder Schicht zu sehen bekommt.
Warum Manila? Nun ja, dort ist es eben billig und die Menschen sind froh, wenn sie einen für ihre Begriffe halbwegs gut bezahlten Job bekommen, der manchmal ganze Generationen ernähren muss. In Europa kriegen die Leute ja schon Rückenschmerzen, wenn sie mal eine Saison lang Spargel stechen müssen, oder sehen es als Mobbing, das zu Burnout führt, wenn sie mal eine ungeliebte Arbeit oder gar ein bissel mehr davon machen müssen. Den Menschen aus Mitteleuropa oder Nordamerika kann man so etwas nicht zumuten, wenn man keine Schmerzensgeldklagen an den Hals kriegen will.
Wie immer also wird der Müll dorthin verlagert, wo man um ein halbwegs erträgliches Einkommen froh ist.
Gemeinsam ist den Internetriesen, dass sie ihre Kehrtrupps Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben lassen. Keiner soll, auch nicht bei Freunden, Verwandten und Partner, am Image der Saubermänner kratzen, wo doch der liebe Herrgott weiß, dass die Anbieter zwar für die Sauberkeit, nicht aber für die Inhalte verantwortlich sind. Nicht der Hauch eines Verdacht soll auf FB und Co. fallen.
So müssen die Kehrtrupps, die in Sekundenschnelle verdächtige Inhalte an sich vorbeischwirren sehen, in eben diesen wenigen Sekunden entscheiden, ob gelöscht wird oder nicht. Algorithmen "sehen" schlichtweg nicht den Unterschied zwischen einem Nacktkunstwerk und einer Pornodarstellung, "verstehen" nicht den Unterschied zwischen Gewaltdarstellung oder Karrikatur.
Und auch die Kehrleute sind nicht unfehlbar, gleichwohl aber Menschen, bei denen am Ende eines Tages ein Klumpen von Bildern im Kopf hängen bleibt, der sie nicht schlafen lässt, depressiv oder wütend macht, Magenschmerzen und Kopfweh verursacht.
Fachleute reden in diesem Zusammenhang von klassischen Zeichen einer PTBS (posttraumatische Belastungsstörung); Soldaten bringen so etwas aus dem Krieg mit heim und leiden jahrelang, wenn nicht gar den Rest ihres Lebens darunter. Für manch einen von ihnen reicht ein Einsatz, während die Kehrtrupps des Internets im Dauereinsatz sind.
Immerhin haben die Großen des Internets so viel begriffen: Man kann so etwas nicht ewig machen. Wer nicht vorher von selbst geht, hat am Ende seines auf zwei Jahre befristeten Vertrag so viel gesehen, dass es für mindestens zwanzig Leben reicht. Psychotherapie und Schmerzensgeld exlusive.
Diese sekundenschnellen Entscheidungen, die da zu treffen sind, schließen übrigens nicht ein, dass die Vielzahl der strafwürdigen Inhalte irgendwem gemeldet werden, obschon die Internetanbieter gern behaupten, dass sie "einen heißen Draht" zur Polizei hätten. Wie soll denn das gehen, von Manila aus, in dieser kurzen Zeit? Hopp und weg, der Inhalt ist gelöscht, die Weste wieder sauber. Wen scherts, was mit den Widerlingen passiert, die solches ins Netz stellen?
Wen auch scherts, dass die Kehrleute sehr schnell ziemlich fertig sind? Zum Glück sind allerhand von ihnen tief religiös und sehen einen wirklichen Sinn in ihrem Job: Moralisches Saubermachen in der ganzen Welt. Das ist doch was. Und jene, die es zeitweise nicht zu ertragen meinen, lassen sich bei der Karfreitagsprozession freiwillig ans Kreuz schlagen, so richtig echt. Befreiung der Seele durch Schmerz. Dann geht es wieder eine Weile.